one.week.off #2 Vegetarismus

Fleischlos zu Höchstleistungen

Fleischkonsum. Nichts steht in unserer heutigen Gesellschaft meiner Meinung nach so stark für Übermaß, wie der Konsum von Fleisch. Wir Deutsche konsumieren mit 88,6 Kilogramm doppelt so viel wie der internationale Durchschnitt. Doch brauchen wir wirklich jeden Tag Fleisch?

Um diese gewaltige Nachfrage unserer Gesellschaft zu bedienen, sind Bauern gezwungen Tiere in Massen zu halten. Dies passiert überwiegend unter ethisch, sowie preislich katastrophalen Bedingungen. Und es ist zum Beispiel kein Geheimnis, dass Kühe dafür dauerhaft geschwängert werden und ihnen die fünffache Menge (im Vergleich zum Bedarf eines Kalbs) Milch abgemolken wird, oder dass Schweine eng zusammen in einem kleinen Gehege leben.  Darf diese Art der Tierhaltung der Preis für unsere Nachfrage nach Fleisch sein?

In meiner Kindheit und Jugend wurde mir vorgelebt, dass es normal ist täglich Fleisch auf dem Teller zu haben. Dieses Verhalten habe ich zu meinem eigenen gemacht. Ich habe lange Zeit nicht über die Bedingungen und die Folgen der Tierhaltung nachgedacht.

Doch dazu gibt es doch eine Alternative, frage ich mich. Bietet Vegetarismus oder sogar der komplette Verzicht auf tierische Produkte darauf eine Antwort? Um nicht weiter Geld in die Maschinerie der Massentierhaltung zu investieren und um herauszufinden, ob es eine dauerhafte Ernährungsform für mich wäre, entscheide ich mich dazu, mich eine Woche vegetarisch zu ernähren.

Tag 1

Wenn ich über die Vorteile von vegetarischer Ernährungsform nachdenke, kommen mir gleichzeitig Kritiker ins Gedächtnis. Diese geben zu bedenken, dass dem Körper dadurch viele Nährstoffe fehlen würden. Das kann ich mir bei einer Ernährung, die überwiegend aus Obst- und Gemüse besteht, schwer vorstellen. Doch bevor ich mich blind in eine Woche von Mangelernährung stürze, informiere ich mich, welche Nährstoffe dem Körper im Speziellen fehlen.

Ich finde heraus, dass sich Fleisch durch einen hohen Protein- und Eisenanteil kennzeichnet. Bei einer vegetarischen Ernährung ist es wichtig diese Komponenten durch eiweißhaltige pflanzliche Produkte wie Soja, Linsen oder Bohnen auszugleichen. Einem Eisenmangel lässt sich durch grünes Gemüse und Vollkornprodukte entgegenwirken. Ein weiterer Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung, findet sich jedoch ausschließlich in tierischen Produkten: Vitamin B12. Dieses Vitamin ist im menschlichen Körper für viele wichtige Funktionen notwendig. Zum Beispiel für die Zellen- und Blutbildung, allgemeine Leistungsfähigkeit und die Produktion von Hormonen. Auf diese Funktionen möchte ich während meiner one.week.off ungerne verzichten. Aus diesem Grund werde ich vermehrt Hühner-Eier, die eine Quelle für natürliches Vitamin B12 sind, in meine Ernährung einbauen.

Tag 3

Das kann doch kein Zufall sein! Zu dieser Erkenntnis komme ich nach meiner zweiten Sporteinheit diese Woche. Ich trainiere momentan im Fitnessstudio und versuche meine Kraft von Einheit zu Einheit zu steigern. Seit ich mich vegetarisch ernähre, konnte ich in beiden Trainingssessions mehr Gewicht als üblich bewegen. Klar, bei einer ungewöhnlichen hohen Steigerung der Kraft können mehrere Faktoren die Ursache sein, wie erholsamerer Schlaf oder besserer Regeneration durch weniger Stress.

Aber eine Veränderung, die definitiv auf die vegetarische Ernährung zurückzuführen ist, ist das Gefühl nach dem essen.  Am Anfang der Woche war es nur eine Kleinigkeit und sie ist mir fast nicht aufgefallen, aber an Tag 3 bin ich mir sicher, dass ich nach dem Essen weniger K.O. bin. Ich fühle mich nach einer vegetarischen Mahlzeit genauso stark gesättigt, wie nach einer Mahlzeit mit Fleisch. Der unterschied liegt nur darin, dass ich fit und gestärkt zum Beispiel meiner Arbeit nachgehen kann.

In beiden Fällen könnte auch der „Placebo-Effekt“ schuld sein an dem besseren Gefühl sein. Vielleicht kann ich darüber am letzten Tag meines Experiments gesichertere Aussagen treffen.

Tag 5 

Es ist Tag 5 meines Experiments und das erste Mal stand ich vor der Herausforderung außerhalb zu essen. Bisher habe ich mir mein Essen einen Tag vorher zubereitet, um es dann in der Uni oder auf der Arbeit warmzumachen. Dadurch musste ich mich nicht auf die Suche nach einem vegetarischen Angebot machen. Doch heute hatte ich mich spontan mit einem Freund getroffen und wir wollten in der Stadt etwas essen. Als wir durch die Straßen schlenderten, um ein geeignetes Restaurant zu finden, fiel mir schlagartig auf, wie sehr die Innenstadt von Fleischangeboten geprägt ist-KFC, Schweinske, Meister Bock. Ich realisiere, wie stark sich das Angebot an unsere Nachfrage angepasst hat. Stets nach dem Motto: Unser tägliches Fleisch gib uns heut‘. Als Nicht-Vegetarier ist es mir nie aufgefallen, da war meine größte Sorge, dass ich mich zwischen asiatisch oder amerikanisch essen entscheiden musste. Doch kurz nach dieser Beobachtung, kam die Erkenntnis, dass der Markt für Vegetarier natürlich viel kleiner ist und es dadurch weniger Angebote gibt. Wir haben uns dann auf den Weg zu „Hans im Glück“ gemacht, da es dort fantastische vegetarische und vegane Burger gibt.

Tag 7

Nach sieben Tagen ist es schon fast Alltag geworden einen großen Bogen um das Fleischregal im Supermarkt oder den KFC am Bahnhof zu machen. Der letzte Tag meines Experiments wird definitiv nicht der letzte Tag bleiben, an dem ich fleischfrei esse. Die Woche hat mir gezeigt, dass es nicht notwendig ist, jeden Tag Fleisch zu konsumieren. Ich habe viele leckere vegetarische Rezepte ausprobiert und werde davon einige ich in meinen Alltag integrieren. Da bei mir während der Woche keine Mangelerscheinungen aufgetreten sind und es mir ein gutes, fitteres Körpergefühl gegeben hat, werde ich in Zukunft vermehrt vegetarische Mahlzeiten kochen. Permanent kann ich es mir jedoch nicht vorstellen vegetarisch oder vegan zu leben. Ein Mittelweg zwischen beiden Extremen ist für mich eine Lösung, die mir ein weniger schlechtes Gewissen hinterlässt. Nicht jeden Tag Fleisch zu konsumieren, sondern seinem Körper mal ein paar pflanzliche Vitamine zuführen und nur zu besonderen Anlässen Tiere essen, dafür dann aber Fleisch von hoher Qualität.

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