Inzwischen ist es 13 Jahre her, seit das letzte Harry Potter Buch veröffentlicht wurde. Mit neuen Filmadaptionen bleibt das Universum aber auch mehr als ein Jahrzehnt später aktuell in den Medien vertreten. Dazu zählt auch das Theaterstück Harry Potter and the Cursed Child. Der englische Drehbuchautor Jack Thorne schrieb das Stück basierend auf den Büchern von JK Rowking. 2016 feierte es seine Uraufführung.
Obwohl Rowling nicht am Drehbuch beteiligt war, wird das auch als Skript veröffentlichte Theaterstück offiziell als achter Harry Potter Teil vermarktet.
Die Geschichte spielt 19 Jahre nach dem Ende des letzten Buchs und schon angefangen mit dem Konzept, ist es nicht verwunderlich, warum so viele Harry Potter Fans mehr als unzufrieden mit Cursed Child sind.
Das Grundgerüst gestaltet sich wie folgt: Harrys Sohn Albus hört Amos Diggory über seinen toten Sohn Cedric Diggory reden. Albus macht es sich zur Aufgabe, Cedric durch Zeitreisen zu retten. Wieso Harrys Sohn sich plötzlich dazu berufen fühlt, eine Person zu retten, die er nie kennengelernt hat, zu der er keinerlei emotionale Beziehung hat und die Jahre vor seiner Geburt schon tot war, bleibt ein Rätsel. Schon die Prämisse ist unnötig und die Mission des Protagonisten stellt nichts als ein sinnloses Unterfangen dar.
Überhaupt scheint es, als habe Thorne ein paar Harry Potter Filme geguckt um ein mehr als grobes Verständnis für das Universum zu entwickeln.
Die Charaktere verhalten sich wie schlecht abgekupferte Filmversionen. Während Ron sich in den Büchern durch seinen Mut, seine leicht eifersüchtige Art, seine Hitzköpfigkeit, Loyalität und Sinn für Humor auszeichnet, ist er – wie schon in den Filmen – zum verdummten comic relief verkommen.
Die Charaktere verhalten sich wie schlecht abgekupferte Filmversionen. Während Ron sich in den Büchern durch seinen Mut, seine leicht eifersüchtige Art, seine Hitzköpfigkeit, Loyalität und Sinn für Humor auszeichnet, ist er – wie schon in den Filmen – zum verdummten comic relief verkommen.
Nicht anders verhält es sich beispielsweise mit Hermine, deren Existenz und Erfolg plötzlich abhängig von ihrer Liebe zu Ron werden. In einer parallelen Zeitlinie ist Ron mit Padma verheiratet, während Hermine als bittere und missgünstige Professorin ein ewiges Singleleben in Hogwarts fristet. Ausgelöst wurde dieser parallele Zeitstrang durch Rons fehlende Eifersucht auf Hermines Date mit Quidditch-Spieler Viktor Krum im vierten Schuljahr. In dieser Zeitlinie fand die Beziehung zwischen Krum und Hermine nie statt.
Klingt weit hergeholt? Ist es auch.
Das Stück verfolgt die Idee, dass Hermine ohne Rons Interesse von niemandem romantisches Interesse entgegengebracht wird. Dadurch wird ihre komplette Persönlichkeit von Ron abhängig gemacht.
Ähnlich verschroben dargestellt sind Harry, der plötzlich seinen Sohn hasst und an Prophezeiungen glaubt und Cedric, der sich in einer parallelen Zeitlinie den Todessern anschließt.
Im vierten Band wird Cedric, am Ende des Trimagischen Turniers durch die Hand von Todessern getötet. Aufgrund einer Demütigung nach Albus‘ Zeitreise-Rettungsversuchs entschließt er sich, sich den Todessern anzuschließen. Richtig, Cedric, der Inbegriff des guten Hufflepuff wird zum Verfechter der Überlegenheit von reinblütigen Magiern. Erstaunlich, wie schnell eine Demütigung bei einem Turnier jemanden dazu bringen kann, sich mit rassistischem Gedankengut zu identifizieren.
Es ist aber nicht nur die Vielzahl an komplett verschandelten Charakteren, die Cursed Child wie schlecht geschriebene Fanfiction erscheinen lassen.
Dazu gesellen sich eine Reihe an Kontinuitätsproblemen. An mehreren Stellen wird mit den Regeln des Universums gebrochen.
Die original Zeitumkehrer ließen den Zeitreisenden bis zu höchstens fünf Stunden zurückreisen. In Cursed Child gibt es keine Grenzen wie weit zurück gereist werden kann und wann zurück gekehrt werden muss.
Streng genommen ist es nicht komplett unlogisch, dass eine neue Generation an Zeitumkehrern entwickelt wurde, wenn sich das Konzept der Zeitreise nicht auch grundlegend geändert hätte.
Das Konzept der Zeitreise in Harry Potter beruht auf dem Konzept der geschlossenen Zeitschleife. Zukünftige Ereignisse werden durch vergangene Ereignisse ausgelöst, die wiederum der Auslöser des zukünftigen Ereignisses sind. Kurz gesagt: Zeitreisen kann Geschehnisse nicht beeinflussen, weil diese durch den Zeitreisenden erst passieren.
Im Gegensatz dazu beeinflusst Zeitreisen in Cursed Child die Zukunft. Mit jeder Veränderung werden parallele Zeitlinien geschaffen, vergleichbar mit dem Plot von Back to the Future.
Daneben werden mehrere andere etablierte Regeln des Harry Potter Universums ignoriert: Der Vielsafttrank braut um ein Vielfaches schneller und auch der Fidelius Zauber funktioniert komplett anders. Außerdem hat Harry seine Fähigkeiten, die mit dem achten Horkrux zusammen hingen unlogischer Weise nicht verloren. Obwohl der unbeabsichtigt kreierte Horkrux in Harry Potter und die Heiligtümer des Todes zerstört worden ist, kann Harry immer noch Parsel sprechen und seine Narbe schmerzt wie zu Voldemorts Lebzeiten auch noch.
Alte Storylines werden in Cursed Child einfach recycelt. Statt den Protagonisten ihr eigenes Abenteuer zu schreiben, durchleben sie abgewandelte Versionen aus den originalen Harry Potter Büchern. Hermine wird in einer Zeitlinie zur weiblichen Version von Snape, Bellatrix hat ein Kind von Voldemort (mal nebenan gestellt, wie weit hergeholt das ist), dass quasi als Voldemort Jr. den Antagonisten stellt. Voldemort als Bösewicht wiederzubeleben war dann wohl selbst für Thorne zu unglaubwürdig.
All das wäre halb so schlimm, wenn das Theaterstück und das als Buch veröffentlichte Skript nicht als offizieller achter Teil vermarktet werden würde. Eine Geschichte, die in grundlegenden Aspekten dem Kanon der Harry Potter Bücher widerspricht, kann schwerlich als Fortsetzung akzeptiert werden.
Als nicht ernst zu nehmende Parodie, wie etwa das gefeierte Fanmusical A Very Potter Musical, wäre Cursed Child lange nicht so viel Kritik entgegen geschlagen. Im Gegensatz zu Cursed Child erhebt AVPM gar nicht den Anspruch das Harry Potter Universum getreu abzubilden. Die von Studenten umgesetzte Parodie war 2009 auf Youtube viral gegangen.
Cursed Child wird hingegen wie schlecht geschriebene Fanfiction, die bis auf die Namen der Charaktere nicht viel mit der Harry Potter Reihe gemeinsam hat.