Meditation gegen Burn-Out?
Meditation? Das ist doch nur etwas für Hippies! So habe ich vor dieser one week off über die spirituelle Geistesübung gedacht. Doch in dieser Woche habe ich erfahren, dass das tägliche „bewusst zur Ruhe kommen“ meine persönliches Wohlbefinden verbessert. Wie genau sich meine Wahrnehmung verändert und welches Tool mir dabei geholfen hat, erfährst du in diesem Blog.
„Höher, schneller, weiter“-Diese Worte bilden nicht nur das Motto von Olympia, sondern auch eine Beschreibung unserer heutigen Gesellschaft. Sportlicher Ehrgeiz und der Wille das Beste aus sich zu machen, haben sich auf Ziele und Grundsätze unserer Gesellschaft übertragen. Dabei umfassen diese Ideen unser berufliches sowie privates Leben. In Folge des hohen Leistungsanspruches an sich selbst und des Leistungsdruckes von außen, geht eines schnell verloren: die Reflektion und Besinnung auf den eigenen Körper. Kann es für meine Psyche noch gesund sein, unter permanentem Druck zu stehen? Nehme ich mir genug Zeit, um dem entgegenzuwirken und zu entspannen? Um diese Fragen und Lösungsvorschläge geht es in der aktuellen Woche.
Zwischen Deadlines, Hobbys und der Arbeit bleibt meist wenig freie Zeit. Doch bleibt im Alltag etwas Freiraum, nutzen wir diesen selten zum Entspannen . Bei mir persönlich ist es zumindest so. Ein freier Abend sieht bei mir nämlich so aus, dass ich auf meiner Couch sitze und überlege was noch zu erledigen ist. Um davon weg- und zur Ruhe zu kommen, könnte ich ein Buch lesen oder Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen. Stattdessen überrede ich mich, noch eine Folge meiner Lieblingsserie zu gucken und währenddessen am Handy zu spielen. Dadurch bleibt mein Gehirn stark beansprucht und wirkliche Ruhe und Entspannung finde ich nicht.
Dem ein oder andere von euch kommt dieses Verhalten bestimmt bekannt vor. Der Mangel von Entspannung und freier Zeit, könnte ein Grund eines Problems unserer Gesellschaft sein. Denn vor den Zeiten in denen Social Media und Smartphones unserem Gehirn ständig neue Anreize und Ablenkungen setzten, war etwas anders. Die Zahl der Leute, die weltweit an einer Depression erkranken, ist in den letzten zehn Jahren um 18% gestiegen. Die Zahl der Erkrankten des Erschöpfungssyndroms „Burn-Out“ hat sich laut der Krankenkasse AOK im letzten Jahrzehnt mehr als verdreifacht. Diese Krankheiten haben mehrere Ursachen und sind nicht direkt auf eine zurückzuführen. Doch die fehlende Entspannung könnte mit ein Grund dafür sein und ich möchte präventiv dagegen vorgehen. Ich werde diese Woche versuchen bewusster zu entspannen und meine Selbstwahrnehmung zu stärken, um einen Ausgleich zu meinem teilweise stressigen Tagen zu schaffen.
Tag 1
Da ich noch nie meditiert habe und auch nicht genau weiß wie es funktionieren soll, suche ich mir Hilfe. Im App Store meines Smartphones finde ich zahlreiche sogenannte „Achtsamkeits-&Meditationsapps“, die eine geführte Meditation anbieten. Ich entscheide mich für eine, in der es eine 7-Tage-Probe Version gibt. Perfekt für eine one.week.off!
Bereit für meine erste Meditation sitze ich auf meiner verstaubten Isomatte. Kerzenlicht flimmert. „Wie fange ich denn am besten an? Schließe ich meine Augen und warte einfach ab?“, sind Fragen, die mir in diesem Moment durch den Kopf gehen. Ich starte die App und werde von einer ruhigen weiblichen Stimme begrüßt. Im Hintergrund hört man leichtes Vogelgezwitscher und einen Bach fließen. Sie erklärt mir, dass es bei der Mediation nicht darum gehe, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder etwas gut oder schlecht zu machen. Es gehe lediglich darum, sich auf seinen Körper zu besinnen und mit Hilfe der Atmung einen Ruhezustand für den Kopf zu erreichen. Alle Gedanken an die Vergangenheit oder zukünftige Erledigungen werden ausgeblendet. Es geht nur um das Hier und Jetzt. Nur die Atmung und die Körperwahrnehmung zählt. Die Stimme beschwichtigt mich direkt zu Beginn, dass es Anfängern zu Beginn der Meditation schwerfalle, sich auf die Leere im Kopf einzulassen. Durch regelmäßiges Üben falle es aber leichter. Ich folge den Anweisungen der Stimme und nach 10 Minuten ist die erste Meditationssession auch schon um. Sobald ich die Augen wieder öffne, nehme ich alles viel ruhiger wahr. So komisch sich das anhört, aber ich spüre die Ruhe in meinem Zimmer.
Während der Übung hatte ich mehrmals das Gefühl, tief durchatmen zu können, als falle eine Last von meinen Schultern. Schwer gefallen ist es mir hingegen, meine Konzentration bei meiner Atmung zu halten. Das wird in den nächsten sechs Sessions jedoch besser-zumindest, wenn ich der Stimme glaube.
Tag 3
Das Loslassen der Gedanken und der Fokus auf die Atmung fällt mir leichter. Ich konnte mich für eine längere Zeit auf das Atmen konzentrieren. Wenn ich es schaffe mich länger zu konzentrieren fühlt es sich so an, als falle ein Stück von dem was mich den Tag über beschäftigt hat, oder über das ich mir Gedanken mache, von mir ab. Mein Körper zeigt mir das, indem ich dann für ein paar Sekunden einen „Gänsehaut-Schauer“ vom Nacken an den gesamten Rücken runter bekomme.
Tag 4
Bei der heutigen Session fiel mir eine Sache besonders auf. In einem Ratgeber im Internet habe ich den Hinweis gefunden, dass man sich ein Ritual aufbauen solle, die Meditation jedes Mal auf die gleiche Weise zu beginnen. Durch das Wiederholen derselben Abfolge, werde man automatisch ruhiger und das Gehirn fahre bereits vor der eigentlichen Übung runter. Diesen Effekt konnte ich heute bei mir beobachten: Wenn ich meine Isomatte ausrolle und der Raum nur noch von einer einzigen Kerze beleuchtet ist.
Zu Beginn der heutigen Übung kam ich überraschend schnell zur Ruhe. Auch meine Aufmerksamkeit konnte ich währenddessen länger als an den Tagen zuvor bei meiner Atmung halten und schweifte weniger ab. Beziehungsweise mir fiel es einfacher, von abschweifenden Gedanken zu mir zurückzukommen. Schon nach vier Tagen fiel es mir deutlich einfacher, mich zu fokussieren und die rund 12 Minuten der Session vergingen wie im Flug.
Die Stimme hat also Recht behalten und je öfter man übt, um so einfacher fällt es einem. Ich bin gespannt, welches ich Ergebnis ich an Tag 7 erreicht haben werde.
Tag 6
Heute hätte die Übung ewig weitergehen können. Gegen Ende der Session habe ich mich so frei von Gedanken und wie in einer Art „Tunnel“ gefühlt, dass ich am liebsten nicht mehr aufgehört hätte. Durch die Meditation fühle ich mich während und nach der Übung leichter und entspannter. Meine Arme zum Beispiel fühlen sich schwebend leicht an, wenn ich sie bewege. In mir hat sich eine grundlegende Ruhe niedergelassen. Nach der circa 15-minütigen Session fühle ich mich wie ein See, auf dem zuvor Steine geflitscht wurden und die Oberfläche deswegen nicht zur Ruhe kam. Die Stimme der App hilft mir dabei die Steine auszublenden und Ruhe zu finden.
Tag 7
Der letzte Tag Meditation der one week off bleibt definitiv nicht der letzte Tag Meditation für mich. Durch mein Ritual am Abend habe ich gelernt im Alltag in Situationen, in denen ich schnell ungeduldig oder wütend werde, gelassener zu reagieren. Ein Beispiel: Beim Training im Fitnessstudio schaffe ich die letzte Wiederholung nicht wie geplant, oder die Ausführung der Übung gelingt mir nicht wie gewollt. Nach der Übung trat deswegen schnell Enttäuschung ein. Doch während der one week off kam mir beim Training in solch einer Situation die Stimme, die die Anweisungen gibt, ins Ohr: Übe dich in Geduld. Nicht alles klappt auf Anhieb.
Das klingt für dich jetzt vielleicht nur wie die Floskel eines Glückskeks, doch dadurch, dass ich die Stimme in diesem Moment mit dem Gefühl während der Meditation verbinde, stellt sich dieses Gefühl ein und ich werde ruhiger und versuche die Situation gelassener zu nehmen.
Es ist schwer die erlebten Gefühle dieser Woche in Textform wiederzugeben. Deswegen kann ich dir nur empfehlen, selbst Erfahrungen in der Meditation zu sammeln. Diese können dir helfen Stress zu reduzieren, oder deine Selbstwahrnehmung zu stärken. So oder so gibt es nichts zu verlieren. Vielleicht hast ja auch du Vorurteile gegen die spirituelle Praxis der Meditation, die du, wie ich, definitiv über Bord werfen solltest.
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