„[…] wenn ihr euch jetzt auch noch schminkt: Ich finde, irgendwo ist auch mal ein Punkt. Männer sind Männer, Männer sollen irgendwie auch Männer bleiben.“
Barbara Schöneberger, 2019
Mit dieser Aussage hat sich Barbara Schöneberger in einem Instagramvideo ein Eigentor geschossen.
Auf dem Profil ihres Magazins „Barbara“ teilte die 45-jährige Moderatorin ihre Einstellung zum Thema „Männer Make-Up“. Innerhalb weniger Stunden setzte der Clip einen gewaltigen Shitstorm in Gang. Zuschauer warfen ihr unter anderem vor, sexistisch und intolerant zu sein.
https://www.instagram.com/p/B4MZrtzjV8k/
Spätestens seit der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2017 sowie seit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zur Intersexualität 2018, wirken Schönebergers Aussagen nicht ganz zeitgemäß. „Lustige hochgekrempelte Hosen“ und „Jacketts, die kurz überm Arsch enden“ zu tragen, sei bei Männern ihr Ansicht nach noch in Ordnung. „Aber wenn ihr euch jetzt auch noch schminkt: Ich finde, irgendwo ist auch mal ein Punkt.“
Der Widerspruch ihrer Worte in Hinblick auf ihre Position als Fernsehmoderatorin wurde in den Kommentaren zahlreich angefochten: „Also sind alle deine Kollegen, […] die im TV arbeiten, keine Männer mehr? Die sitzen auch in der Maske, bevor sie vor die Linse treten.“
Schönebergers Aussage „ich möchte […] eine Frau sein, ich möchte aber auch, dass der Mann ein Mann bleibt“ erntete mehrere ironische Kommentare, die sie zurück hinter den Herd verwiesen.
Viele Influencer, unter anderem der YouTuber Marvin Magnificent, der für seine bunten MakeUp-Looks bekannt ist, äußerten sich geschockt und fühlten sich diskriminiert. So habe der 27-Jährige anfangs gehofft, der Post sei lediglich „ein Projekt, um zu gucken, wie Leute auf Sexismus und Intoleranz reagieren“.
Generell zeigten sich auch viele treue Fans der Moderatorin enttäuscht. Dass sich die sonst so offene und lustige Barbara nun über ein im heutigen Zeitalter so sensibles Thema äußert und laut Vorwurf der Zuschauer „vorher nicht nachgedacht“ habe, war für viele Internetnutzer offenkundig ein Schock.
Erst sechs Tage nach Veröffentlichung des Clips nahm Schöneberger Stellung, diesmal in Form eines IGTV-Videos. Kommentare in Richtung „Homophobie“ und „veraltetes Rollenbild“ gehörten „selbstverständlich nicht in die Schublade, in der [sie] stecken möchte“. Generell hätte die Situation eine für sie „unheimliche“ Dimension angenommen. Eine Einsicht bzw. Entschuldigung über ihre teils verletzend aufgenommenen Aussagen erfolgten jedoch nicht. Ihrer Ansicht nach habe es sich um ein Missverständnis gehandelt. Ihre Sichtweise hänge mit ihrem Alter und dem Generationswandel zusammen, nach dem sie vielleicht „gar nicht mehr mitreden“ könne. Generell wären ihre Aussagen nie als „politisch“, sondern dem „Showgeschäft“ zugehörig zu verstehen.
Ob es sich im Umkehrschluss im Entertainmentbereich um eine Zone handelt, in der Anfeindungen und klare Geschlechterrollen Gang und Gäbe sind, ist nur eine der vielen Fragen, die ihr Antwortvideo mit sich bringt.
https://www.instagram.com/p/B4cc0dkoA3v
Manch einer mag ihr Statement vielleicht auch als mutig ansehen. Denn wer seine Meinung im Internet teilt, kann Kritik und Hate-Kommentaren nur selten aus dem Weg gehen. Dass Barabara Schöneberger selten ein Blatt vor den Mund nimmt, ist allenfalls bekannt.
Doch so wie sie selbst eine „Frau bleiben will“, die ihre Meinung frei äußern darf, so muss auch sie die Freiheit jedes anderen respektieren – egal, ob Mann oder Frau und egal, ob geschminkt oder ungeschminkt.