Solange man kein Verbündeter Trumps ist, weiß man, dass die Erderwärmung den Menschen zuzuschreiben ist. Außerdem ist bekannt, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf den Ausstoß von Treibhausgasen hat.
Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sei der oder die Durchschnittsdeutsche im Jahr allein durch seine Ernährung für den Ausstoß von rund 1,75 Milliarden Tonnen an klimarelevanten Emissionen verantwortlich. Das ist beinahe so viel, wie im Bereich der Mobilität.
Wer Veganer oder Vegetarier in seinem Umfeld hat, bekommt zusätzlich ständig gepredigt, dass tierische Produkte eine höhere Kohlenstoffdioxid-Bilanz aufweisen, als pflanzliche Nahrungsquellen. Denn fast 92% der weltweit zur Verfügung stehenden Agrarfläche werden zurzeit für die Produktion tierischer Produkte eingenommen. Zusätzlich sind der damit verbundene hohe Wasserverbrauch, aber auch Überdüngung und Versauerung der Äcker für immer mehr Menschen Gründe dafür, den Konsum tierischer Produkte zu minimieren bzw. gänzlich einzustellen.
Stattdessen setzen viele ernährungsbewusste Menschen auf Superfoods. Chiasamen und Goji-Beeren sind mittlerweile trendiges Müsli-Topping und Avocados haben es sogar als Motiv auf unsere Socken geschafft. Der Hype um importierte Lebensmittel steigt exponentiell an – besonders in Europa und in den USA. Quinoa, Granatäpfeln und co. werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.
Die Schattenseite des plötzlichen Wunderlebensmittelbooms kennen nur den wenigsten Konsumenten. Durch die drastisch angestiegene Nachfrage ist der Wert dieser Lebensmittel angestiegen. So hat sich der Preis von Quinoa beispielsweise innerhalb von nur vier Jahren verzehnfacht. Dadurch können sich die Einwohner des Produktionslandes Boliviens das wertvolle Korn nicht mehr leisten.
Der Instagram-Star Avocado ist (zum Entsetzen aller Fleischgegner) nicht nur für einen enorm hohen Wasserverbrauch verantwortlich (ca. 1000 Liter werden für die Aufzucht von einem Kilogramm der Frucht benötigt). Zusätzlich verantwortet die Avocado jährlich die Rodung von ungefähr 4000 Hektar Wald.
Nun bleibt die Frage, was man denn dann überhaupt noch konsumieren kann (oder darf). Mit dem stetigen Wachstum der Weltbevölkerung wird die Nahrungsmittelindustrie auch in der Zukunft an vielem zu knabbern haben.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz nukleare Sicherheit sowie weitere Institutionen und Verbände empfehlen, dem Konsum tierischer Produkte einzudämmen. Es gehe nicht um einen kompletten Verzicht, sondern um ein bewusstes Konsumverhalten. Besonders Lebensmittel aus ökologischem Anbau können mit einer niedrigeren Kohlenstoffdioxid-Bilanz punkten. Bis 2030 soll sich der Anteil an landwirtschaftlichen Bio-Betrieben verdoppeln.
Wer weniger, dafür aber besseres – im Idealfall biologisches – Fleisch isst, erweist nicht nur der Erde, sondern auch der eigenen Gesundheit einen großen Dienst.
Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher Greenpeace, 2018
Ebenfalls ist ein weiterer, einfacher Schritt, vermehrt regional einzukaufen. Frau D. ist Inhaberin eines kleinen Gemüseverkaufsstands von selbst angebauten Lebensmitteln in dörflicher Lage. Sie führt ihren Stand seit 20 Jahren. In einem kleinen Interview erzählt sie, dass größtenteils ältere Dorfbewohner bei ihr einkaufen würden. „Leider stirbt meine Kundschaft immer mehr aus. Die jungen Menschen kochen ganz anders. Sie gehen mittags in die Kantine und haben abends keine Zeit mehr, Grünkohl oder Wirsing zu machen“. Aus altersbedingten Gründen wird Frau D. ihr Geschäft nicht mehr lange weiterführen können.
Die beste Lösung des Nahrungsdillemas befindet sich wie in so vielen anderen Bereichen in der goldenen Mitte. Die einen möchten vielleicht sogar komplett verzichten, andere gönnen sich ab und zu ein Stück Fleisch oder eine Avocado. Denn wer weiß schon, ob das plötzliche Verschwinden aus dem Rampenlicht nicht die Würde der Superfrucht verletzten würde?