Rins vielfätiger Sound – Zwischen Kindheit und Erwachsensein (Teil 3) – „Nie mehr ModusMio!“

Die letzten drei Songs auf Rins neuem Album haben es nochmal in sich. Voyage wurde, bevor das Album überhaupt veröffentlicht war, von Rin persönlich ganz groß im Podcast-Interview mit dem Radiosender „BigFM“ angekündigt. Alleine an diesem Song habe er mit Minhtendo über einen Monat gearbeitet. Das liegt unter anderem an der Tatsache, dass sich in diesem Track insgesamt vier Beats wiederfinden. Die Struktur erinnert einen hier stark an den Song „SICKO MODE“ vom wohl bekanntesten amerikanischen Rapper Travis Scott. Es beschreibt, wie der Titel auch schon vermuten lässt, den Werdegang und die Reise des Bietigheimer-Rappers. Musikalisch sowie persönlich. Er selber sagt dazu: „Der Song zeichnet die gesamte Reise vom jungen und infantilen Renato bis hin zu der Person, die ich heute bin und die sich völlig im Song des Nichts verloren hat.“ Eine selbst reflektierende Reise neigt sich hiernach langsam dem Ende. Nimmerland ist die endgültige Landung. Rin und seine Zuhörer sind im Nimmerland angekommen und werden niemals Erwachsen werden. Der Song ist vor allem in der Hook sehr harmonisch. Es klingt nun vielmehr nach einem Pop-Song, als nach einem Deutsch-Rap-Track. Doch lässt man sich gänzlich darauf ein, nimmt einen die Melodie förmlich mit. Rins Landung wird hier musikalisch von seiner Lieblingsband Bilderbuch begleitet. Die Österreicher produzierten den ganzen Song mit Rin gemeinsam, was man spätestens am Sound und Klang erkennt. Das Album hat nach diesem Song sein Vielfältigkeits-Limit erreicht und ist am Ende seiner Reise angekommen.

„Ich bleib‘ für immer Rinny from the Block wie J-Lo.“

aus: „Voyage“

Der letzte Track gleicht lediglich einem Bonustrack, bei dem es sich um eine veränderte Version des Songs Vintage (Remix) handelt. Dies ist mit den Gästen auf dem Song zu begründen. Zum Einen findet sich hier die Deutsch-Rap Legende Sido wieder, der in seinem Part gegen die deutsche Rap-Szene schießt und eher wie ein Parodist daherkommt. Zum Anderen Luciano, der auch erst seit knapp drei Jahren einen regelrechten Hype in der Szene genießt. Er liefert in seiner, für die Fans gewohnten, Manier ab und bereichert damit den 2000er-Vibe-Beat eher als sein Vorgänger. Danach folgt der zweite Part von Rin aus dem eigentlichen Song und das Album endet.

„Ich weiß, das Leben nahm uns alles, doch wir hab’n ’ne Chance. Das ist kein Traum, das Leben fühlt sich grade an wie Trance.“

aus: „Nimmerland“

Nach dieser Reise kann man nun nur noch konstatieren, dass eben jene Reise durchaus gelungen ist. Lediglich die Wahl vom Beginn in Amerika ist fraglich, wird aber im Laufe des Albums deutlich erklärt. Es ist ohne Zweifel ein großartiges Konzept-Album, was sich nur hier und da in seinen Lyrics ein bisschen vom Thema abkapselt und darin ab und an verliert. Doch die Songs sind in ihrer Reihenfolge gut aufeinander abgestimmt und es ist eines der wenigen Alben eines Musikers, welches sich durchaus ohne eine Pause durchhören lässt, da es sich teilweise fast schon wie eine erzählte Geschichte anfühlt. Hit-technisch hat Rin hier nicht viel falsch gemacht, denn so gut wie jeder Track geht einem ins Ohr und bleibt dort auch hängen. Das Album lebt nicht zwingend von seinen Texten, vielmehr von seiner Atmosphäre und seinem selbst erschaffenen Vibe. Dafür hatte das Kind aus Bietigheim, welches nicht erwachsen werden will, aber schon immer ein Talent: Seine Zuhörer mitzunehmen, ob auf einem Konzert oder eben auf eine Reise!

von Lennart Fitzler