„There is no planet B, wir streiken bis ihr handelt“ – immer mehr Jugendliche gehen lautstark auf die Straße, setzen sich für das Klima ein und machen den Politikern Druck. Doch wer sind die Protestanten und welche Beweggründe motivieren sie zu streiken?
Eine Reportage von Cindy Glasmacher und Lina Schäfer.
Die „Fridays for Future“-Demonstrationen haben global riesige Ausmaße
angenommen. Seit Sommer 2018 gehen jeden Freitag weltweit Millionen von Menschen auf die Straße und setzen sich für den Klimaschutz ein. Nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg aus Schweden, machen die Jugendlichen vor allem den Politikern Druck. Die Protestanten fordern die Ziele des Parisers Klimaabkommens einzuhalten und die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen.
Die Vielfalt beim Weltklimastreik
Um kurz vor 12 Uhr sind alle Aktivisten am Treffpunkt vor dem Landtag in Düsseldorf angekommen. Auf der großen Wiese steht eine kleine Bühne, auf der immer wieder Vorträge oder Sketche von Mitgliedern von „Fridays for Future Düsseldorf“ gezeigt werden. Nach jedem Beitrag wird entweder lautstark gejubelt oder es bleibt still, um die emotionalen Themen verarbeiten zu können. Mit diesen Gedankenanstößen bereiten sich die Demonstranten bereits auf den anschließenden Protestlauf durch die Stadt vor. Es haben sich viele kleine Gruppen zusammengefunden, die miteinander reden, Protestrufe anstimmen und die selbstgebastelten Plakate hochhalten. Trotzdem wirken alle Teilnehmer wie eine große Einheit. Die Stimmung ist vertraut und familiär.
Am 29.11.2019 streikt nicht nur die Klimajugend – es finden sich auch viele Vertreter von älteren Generationen zusammen. Sie protestieren gemeinsam für eine bessere Klimapolitik. „Um ein Zeichen zu setzen war es anfangs wichtig, dass es eine reine Jugendbewegung ist, aber mittlerweile freuen wir uns über jede Unterstützung, auch von den älteren Generationen“, erklärt Rebecca, die von Anfang an ein Teil von Fridays For Future ist.
Neben den gemeinsamen Zielen, die alle vereinen, stecken in jedem Demonstranten auch individuelle Motivationen. Einige wollen die Bewegung nur durch ihre Anwesenheit unterstützen, während andere spezielle Forderungen stellen. „Das Tierwohl liegt uns am Herzen. Es sollte keine Massentierhaltung mehr geben, nur damit wir eine Scheibe Wurst oder ein Stück Fleisch bekommen“, fordert Patrick, der ebenfalls an diesem kalten Vormittag dabei ist.
Ein kleines Mädchen mit großer Willensstärke
Genau so sieht es auch Anna, die seit zwei Jahren Veganerin ist. Sie steht mit ihrem dicken, braunen Schal auf der Wiese, obwohl sie eigentlich in der Schule sein müsste. Trotz Abiturvorbereitungen versucht sie, so oft es geht, an den Demonstrationen teilzunehmen. Immer dabei sind ihr selbstgebasteltes „Wake up“-Plakat und eine Trillerpfeife. Anna freut sich, ihre Meinung auf diese Weise kundtun zu können, da sie noch zu jung ist, um wählen zu gehen. Die 17-Jährige glaubt nicht, dass alle Forderungen der Aktivisten umgesetzt werden können. Ihre Vision ist es, dass Plastik verboten wird und mehr Leute darauf achten, den Müll vernünftig zu trennen.
„Schon mit solchen kleinen Veränderungen im Alltag kann so viel erreicht werden“, erzählt sie.
In ihrem privaten Umfeld sind nicht alle Freunde, Lehrer oder Bekannte auf Annas Seite. Viele gehen rücksichtslos einkaufen, ohne zum Beispiel auf die Verschwendung von Plastik zu achten. „Ich möchte keinen belehren, aber teilweise erwähne ich in einem Nebensatz, wie schlecht manche Aktionen für die Umwelt sind“, gibt sie zu. Sie selbst hat ihren Alltag ziemlich umgestellt. Zuhause hat beispielsweise jeder eine große Einkaufstasche, die immer wieder verwendet werden kann. Ganz wichtig ist ihr, dass sie niemanden moralisieren und zu umweltbewussterem Verhalten zwingen möchte.
„Ich möchte einfach als gutes Vorbild vorangehen“.
Anna will die Demonstrationen auch weiterhin unterstützen, sie ist nur ein wenig enttäuscht, dass in den Medien hauptsächlich Greta Thunberg thematisiert wird, anstatt über die allgemeinen Entwicklungen der Bewegung zu berichten.
Link: https://www.youtube.com/watch?v=00HI3M3PcIM&feature=youtu.be
Eine Bewegung mit vielen Facetten
Jeder einzelne „Fridays for Future“-Unterstützer hat seine individuelle Vision für den Klimaschutz. Nicht jeder vertritt alle Ziele von Greta oder der Fridays for Future Bewegung. Aber egal ob die Aktivisten, wie Anna, auf Mülltrennung achten und im Garten eigenes Gemüse anpflanzen, oder nur durch die eigene Anwesenheit die Demonstrationen bereichern möchten, damit die Politiker aufgeweckt werden – jeder einzelne ist der Meinung, dass sich etwas verändern muss. Der Klimawandel betrifft uns alle, deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu handeln.