Wer seinen Salat in der Mittagspause aus einer großen Plastikschachtel isst und dazu noch einen Einweg-Kaffeebecher in der Hand hält, wird nicht selten schräg angeguckt. Denn im aktuellen Zeitalter, in dem sich alles immer mehr um Nachhaltigkeit und Umweltschutz dreht, ist der Konsum von Plastik zum vermeintlichen Tabu geworden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollte sich die Erfindung von Kunststoff als Vorteil für zahlreiche Industriezweige herausstellen und mit ihrer Weiterentwicklung das Leben der Menschheit revolutionieren. Einhundert Jahre später muss sich die Weltbevölkerung jedoch gewaltigen Herausforderungen stellen. Denn die Folgen, die der nicht abbaubare Kunststoff mit sich bringt, sind fatal.
Nach Angabe der Deutschen Umwelthilfe landen jährlich circa 10 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Diese gefährden das Leben von über 600 Tierarten, die sich z.B. in großen Fischernetzen verfangen und ertrinken, oder kleine Kunststoffteile mit Nahrung verwechseln.
Doch auch in den Böden und in der Luft richtet der Stoff erheblichen Schaden an. Mikroplastik, bestehend aus winzigen Kunststoffteilchen, befindet sich mittlerweile nicht nur in Äckerböden, sondern demzufolge auch in unserer Nahrung. Dorthin gelangt es z.B. durch Reifenabriebe, falsch getrennten Kompost oder durch Regen, der das in der Luft schwirrende Mikroplastik aufnimmt. Kurz gesagt – Plastik ist überall.
Um die Vermüllung der Umwelt zu stoppen und um unsere Gesundheit zu schützen, muss die Menschheit konsequent handeln. Hierfür müssten Politik, Wirtschaft und die Verbraucher an einem Strang ziehen. Da Veränderungsprozesse aber bekanntlich nicht von heute auf morgen vonstatten gehen, bedarf es Vorbildern, die mit gutem Beispiel voran gehen und somit langfristig gesellschaftliche Wandel in Gang setzen.
Jeder Verbraucher, der sein Konsumverhalten überdenkt und sich (wann immer möglich) bewusst gegen den Gebrauch von Plastik entscheidet, macht diesbezüglich einen großen Schritt in die richtige Richtung. Auch immer mehr Trendbewegungen beschäftigen sich mit einem nachhaltigeren Lebensstil. Anhänger des Zero-Waste-Lifestyles beispielsweise verzichten weitestgehend auf jegliche Kunststoffarten. Das klingt erstmal unmöglich. Doch wer sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzt wird schnell merken, dass der Markt immer mehr alternative Produkte bietet, die auf umweltfreundlichere Inhaltsstoffe und Verpackungsmaterialien setzen.
Neben den gängigen Verpackungs-Alternativen wie Glasbehälter, wiederverwendbare Edelstahldosen-/Flaschen und Stoffbeutel, gibt es zusätzliche plastikähnliche Stoffe, an denen die Forschung arbeitet. Für die Herstellung dieser sind u.a. folgende Rohstoffe notwendig:
- Zuckerrohr
- Pilze
- Milchproteine
- Maisstärke
- Algen
- Hanf
- Schalentiere
In den letzten Monaten habe ich festgestellt, dass sich vor allem im Badezimmer Unmengen an Produkten ansammeln, die in bunten Plastiktuben hausen. Schlichtweg habe ich versucht, diese Dinge aus meinem Alltag zu verbannen und bin dabei auf mehrere Alternativen gestoßen, die ich mir im Nachhinein gar nicht mehr wegdenken kann. Dazu gehören z.B. eine Zahnbürste aus Holz oder waschbare Abschminkpads. Auch feste Seifen sind nicht nur viel ergiebiger sondern verzichten außerdem auf jegliche Zusatzstoffe, mit denen herkömmliche Shampoos und Duschgele angereichert sind.
Wie weit man als Verbraucher gehen möchte, ist natürlich jedem selbst überlassen. Vom Kauf von unverpacktem Obst und Gemüse bis hin zum Umstieg auf nachhaltig zertifizierte Mode – die Bandbreite an Möglichkeiten ist groß. Ein Lichtblick für jeden Umweltschützer, der fürchtet, im Rest der Menschheit unterzugehen: langfristig muss sich die Wirtschaft an der Nachfrage der Konsumenten orientieren.
Und auch die Rolle der Politik ist nicht zu unterschätzen. Die Einführung einer Kassenbon-Pflicht zu Anfang des Jahres ist von mehreren Standpunkten aus fragwürdig. In einem kurzen Interview berichtete mir ein Mitarbeiter einer Bio-Supermarkt-Kette, dass rund 60 Prozent ihrer Kundschaft auf den Kassenzettel verzichten würden und das kunststoffbelastete Papier somit sofort im Müll lande.
Ein fortschreitender Wandel im Denken und Handeln von Verbrauchern, Wirtschaft und Politik im Einklang ist notwendig, um sich der Plastikflut in Zukunft stellen zu können. Wie wäre es, in der Wartezeit einen Kaffee aus einem Mehrwegbecher zu genießen?