Seht es ein, sie haben’s drauf – „Nie mehr ModusMio!“

Deutsch-Rap kommt ausschließlich aus Deutschland? Fehlanzeige! Auch unsere Nachbarn aus Österreich haben da durchaus ein Wörtchen mitzureden. Eine Kombination aus zwei Veteranen des Deutschen Raps und zwei österreichischen Musikern lässt nicht nur die Österreich-Charts den Atem anhalten, sondern generiert auch hierzulande in kürzester Zeit hohe Klick- und Streamingzahlen. Doch um wen handelt es sich bei den vier Musikern überhaupt?

Die neue Single aus der Werkstätte des österreichischen Musik-Producers Freshmaker „Seht es ein“ erschien am 24. Januar 2020 und ist die mittlerweile fünfte Singleauskopplung seines demnächst erscheinenden Albums „No Limit“. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Produceralbum, d.h. die Konzeption eines vollständigen Albums, alleine durch die Musik eines einzelnen Producers, welches meist lyrisch von anderen Beteiligten unterstützt wird. Freshmaker hat bereits mit bekannten Rappern, wie Kollegah, Olexesh oder Farid Bang zusammengearbeitet. Cr7z (bürgerlich: Christoph Hess) und Bizzy Montana (bürgerlich: Daniel Constantin Maximilian Ott) gehören in Deutschland zum alten Eisen der Rap-Szene. Hess stammt aus Sangerhausen, Ott aus Müllheim bei Freiburg. Ihre Heimatorte sind nicht gerade Rap-Hochburgen, was womöglich auch die teilweise aufkommende Unbekanntheit der Beiden begründet. Dabei war Bizzy beispielsweise von 2006 bis 2011 bei Ersguterjunge, als bei dem Label von einem der bekanntesten Rapper Deutschlands, Bushido, unter Vertrag und hat somit einen Teil zum damaligen Rap beigetragen. Cr7z ist dahingehend eher unbekannter, aber dennoch schon seit langen Jahren in der Szene vertreten. Interessant ist hierbei, dass der Rapper keinerlei Bezug zu sehr bekannten Rap-Kollegen vorzuweisen, aber sich trotzdem durchaus im „Rapgame“ etabliert hat. Der letzte im Bunde kommt, eben wie der Producer des Stückes selbst, auch aus Österreich. Dame (bürgerlich: Michael Zöttl) ist 29 und wohnt in Salzburg. Die Stadt von Musiker Legende Wolfgang Amadeus Mozart. Zöttl ist der wohl bekannteste dieses Quartetts. Durch Songs wie „Pave Low“ und „12 Millionen“ und generell seinen Songs über Videospiele, wurde der Österreicher auch deutschlandweit bekannt. Seine Musikvideo-Klicks lassen sind teilweise exorbitant hoch und auch aktuell, obwohl die Videospiele kaum noch Thema sind, läuft es für ihn sehr gut. Damit wird der Song natürlich um einiges bereichert.

„Wie kann es sein […], dass ihr meint, wir drei würden den Kuchen mit euch teilen?“

Dame – „Seht es ein“

Der Track beginnt mit einer melodisch klingenden Computerstimme, gefolgt von Freshmakers Producer-Tag. Danach schmettert Dames imposante tiefe Stimme aus den Boxen. Die Bässe und die heulende Stimme vom Anfang begleiten den Österreicher, während dieser mit einer Punchline nach der anderen um sich schießt. „Was für’n Feature! Die Artillerie da, Freshmaker, Bizzy, ’ne andere Liga.“ Solche Zeilen zeigen unter anderem, wie sehr die vier Musiker zusammen harmonieren und vor allem das Dame hier seinen Respekt über seine Kollegen kund tut. Inhaltlich geht es generell aber nur darum, dass die Rapper in Kombination mit dem Producer an ihrer Seite alles auseinander nehmen und besser sind als all das, was zurzeit im deutschen Rap-Geschäft sonst noch so unterwegs ist. Nur kauft man ihnen das hier, im Gegensatz zu anderen Aussagen von so manchem Rapper, ganz und gar ab, denn der Flow und die Technik aller drei Rapper liegen nicht ein einziges Mal daneben. Somit sind sie auch dazu in der Lage damit zu „flexen“ und sich von der Masse abzuheben. Auch Bizzy Montana und Cr7z zeigen, weshalb man sie nach wie vor auf dem Radar haben sollte. Für jeden der auch nur ein wenig Ahnung davon hat, wie schwer es ist den Text perfekt auf den Beat zu bekommen, so dass alles ineinander übergeht, ist dieser Song ein reiner Genuss. Auch der wuchtige Beat des österreichischen Producers ist treffend entwickelt wenn man die Thematik beachtet. Dazu haben Montana, Cr7z und Dame alle unterschiedliche Stimmfarben, was alles andere als eine Monotonie erzeugt. Es ist sehr abwechslungsreich und man merkt sofort, wann der andere jeweils an der Reihe ist. Dabei ist zudem noch wichtig zu erwähnen, wie sehr sich die Hook von den Parts unterscheidet. Denn hier ertönt erneut Dames Stimme, allerdings klingt es wie ein Chor. Mehrere seiner Stimmen sind hier übereinander gelegt, wodurch, gemeinsam mit dem Beat, eine sehr präsente Stimmung erzeugt wird. Man kann den Aussagen der drei Rapper schon fast gar nicht entkommen. Der Song bohrt sich förmlich in das Ohr der Zuschauer. Lediglich das Ende kommt etwas abrupt, denn nach dem Part von Cr7z ertönt die Hook kein drittes Mal, sondern der Song faded mit einem „One“ von ihm langsam aus.

„Du wirst nie dahinterkomm’n, wie sowas geht, dein IQ ist so wie deine Karre tiefer gelegt.“

Cr7z – „Seht es ein“

Insgesamt ist der Track eine Ansage, ja fast schon eine Drohung, in Richtung aller deutschsprachigen Rapper. Dabei kauft den Künstlern die Ansage auch ab, da sie mit ihrem Talent und ihren Fähigkeiten überzeugen. Auch die Kombination aus zwei eher veteranen Künstlern und zwei aktuell sehr erfolgreichen funktioniert sehr gut. Der Track wirkt ganz und gar nicht vollgepackt, sondern sogar eher etwas zu kurz. Eine Bridge oder eine weitere Hook hätten der Stimmung und der Atmosphäre keinen Abbruch getan und diese vielmehr bereichert. Wenn also jeder Song auf dem Produceralbum von Freshmaker so wie dieser klingt, könnte sich der Österreicher durchaus mit Ruhm bekleckern. Ob wir eine solche Kombination, wie sie hier stattgefunden hat, in der Zukunft erneut sehen werden bleibt abzuwarten.

Musikvideo zu „Seht es ein“ (veröffentlicht auf dem YouTube-Kanal von Dame)

von Lennart Fitzler