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Bildung – Mangelhaft

Deutschland. Nach dem Bruttoinlandsprodukt das viertreichste Land der Welt. Trotzdem scheint es an einigen Stellen immer am Geld zu mangeln. So soll es auch im Bereich Bildung an Geldern fehlen. Schulen müssten renoviert, Lehrer besser ausgebildet, Digitalisierung ausgebaut und Kinder besser betreut werden. Ist dies wirklich der Fall oder steht es um die Finanzierung des deutschen Bildungssystems besser als gedacht? 

Herr Schmitz, Schulleiter an meiner alten Grundschule, der GGS Heidkamp in Bergisch Gladbach. Ich bin bald seit 10 Jahren kein Schüler dieser Schule mehr und habe mich nun für ein Interview mit ihm getroffen, um herauszufinden, ob deutsche Schulen, insbesondere Grundschulen, unterfinanziert sind.

Bildung wird international mit Hilfe der OECD-Studien verglichen. Die OECD ist die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und hat 37 Mitgliedsländer. Deutschland gibt nach der OECD-Studie nur 5,1% des Bruttoinlandsproduktes für Bildung aus. Der Durchschnitt liegt jedoch bei 6,1% des BIP. Allerdings sind in Deutschland nur 30% der Bevölkerung in dem Alter, in welchem sie von den Ausgaben profitieren würden. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 39%. Die Ausgaben pro Schüler lassen einen besseren Vergleich zu. So gibt Deutschland pro Schüler 15% mehr aus als der Durchschnitt. Die Verteilung dieser Gelder gestaltet sich jedoch anders, als in den meisten Ländern. So gibt Deutschland besonders viel Geld für Kindertagesstätten, die Oberstufe und Berufsausbildungen aus. Für Grundschulen gibt Deutschland 8,6% weniger aus. 

In Deutschland bezahlen die Bundesländer die Lehrer. Für die Schulen und das Material muss jedoch die Stadt aufkommen.

Dies führt zu Problemen, da die Städte die Vorgaben des Bildungsministeriums erfüllen müssen, diese jedoch nicht immer Umsetzen können, da die finanziellen Mittel im Haushalt nicht gegeben sind. Daraus resultiert, dass die einzelnen Schulen selber gut wirtschaften müssen. Also wird immer abgewägt, welche Anschaffungen von Nöten sind und welche Sponsoren sich bereit erklären die Schule finanziell zu unterstützen. So schreitet die Digitalisierung nur schleichend voran und auch Sanierungen kommen oft zu kurz. Auch meine alte Grundschule hat sich in den knapp 10 Jahren kaum verändert. Und das obwohl die bestehenden Räume kaum mehr ausreichen.

Es fehlen jedoch nicht nur Räume. Auch neue Lehrkräfte gehen nicht gerne an Grundschulen. Das liegt daran, dass sich das Studium zwischen den einzelnen Schulformen kaum unterscheidet, Gymnasiallehrer jedoch soviel verdienen, wie ein Schulleiter einer Grundschule. Dadurch entschieden sich viele angehende Lehrer für die Schulform, die die bessere Bezahlung hat. An der Stelle müssten die Bundesländer eingreifen und gleiche Gehälter einführen, um so die Schulform Grundschule für neue Lehrer attraktiv zu halten. Solch ein System funktioniert bereits in Skandinavischen Ländern. Dort erhalten alle Lehrer ungefähr das gleiche Gehalt und werden als gleichermaßen wichtig angesehen. 

Diese Probleme sind schon länger bekannt und werden schleichend bekämpft. Jedoch hat die Corona-Pandemie diese und weitere Probleme so deutlich wie noch nie aufgezeigt. Ein weiteres großes Problem ist die schlechte Digitalisierung. So waren keine Endgeräte, wie zum Beispiel Tablet-Computer oder überhaupt eine interne Software verfügbar, welche es den Lehrern ermöglicht hätte die Schulkinder zu kontaktieren beziehungsweise zu unterrichten. Eine Kommunikationsplattform soll kommen, ist jedoch noch nicht eingerichtet. Selbst wenn die grundlegendsten Vorraussetzungen für digitalen Unterricht gegeben gewesen wären, so existierten keine Vorgaben oder Maßnahmen für digitalen Unterricht mit den Kindern. Es muss beachtet werden, dass es sich um Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren handelt, welche im Umgang mit online Medien nicht so geschult und erfahren sind, wie zum Beispiel Oberstufenschüler. Außerdem sind, wie bereits erwähnt, keine Endgeräte zur Verfügung gestellt worden. So waren die Kinder darauf angewiesen, dass es im privaten Haushalt solche Geräte gibt. War dies nicht der Fall, so waren diese Kinder ausgeschlossen und konnten nicht an Videokonferenzen mit den Lehrern teilnehmen.

Dadurch vergrößerte sich bereits bestehende Bildungsungerechtigkeit und Schüler aus Haushalten, in welchen es an finanziellen Möglichkeiten mangelt wurden benachteiligt und könnten eventuell schulische oder soziale Rückschläge erfahren, da sie nicht in der Lage waren am Unterricht teilzunehmen. Das größte Problem bestand jedoch darin, dass die Familien mancher Kinder nicht mehr erreicht werden konnten. So konnte kein Lehrmaterial zugestellt werden und den Lehrkräften war es nicht möglich sich nach den Schülern zu erkunden und sicherzustellen, dass überhaupt eine Form des Lernens möglich ist.

Es gibt aber auch andere Auswirkungen der Videokonferenzen. So wurde die Schule angeklagt, da die Rechtslage für die Videokonferenzen unklar war und diese einen großen Einblick ins private Leben der Haushalte ermöglicht haben. Der Rechtsstreit hält noch an.

Auch wenn die Stadt begonnen hat diese Probleme zu bekämpfen, so fehlt noch einiges an konkreter Durchführung. 

Während zu Beginn der Corona-Pandemie die Schulen geschlossen wurden und für halbwegs akzeptablen Unterricht die digitale Ausstattung in den Vordergrund rückte, so musste zur Öffnung der Schulen ein Hygienekonzept vorliegen und die Stadt die Hygienemittel zur Verfügung stellen. Dies hat ohne Probleme funktioniert und zumindest an der hygienische Ausstattung mangelt es nicht, somit kann ein geringes Infektionspotential mit dem Corona-Virus gewährleistet werden.

Die Hygienevorschriften werden eingehalten und die Stadt unterstützt die Schule in diesem Hinblick gut. Für digitales Lernen wurden die Grundsteine gelegt, es muss sich aber weiterentwickeln, um wirklich genutzt werden zu können. Zwei Probleme, welche erst in der Zukunft gelöst werden können sind die schlechte Bezahlung von Grundschullehrern und der Bedarf an neuen Räumen, speziell an dieser Schule. Jedoch gibt es ein Problem, welches nicht so offensichtlich ist und welches viel Kreativität bei der Lösung fordert. So sind die Grundschulen die einzigen „echten“ Gesamtschulen und funktionieren mittlerweile nach dem Ganztags-Prinzip, da immer mehr Schüler auf eine Nachmittagsbetreuung angewiesen sind. Durch diese Art der Umgestaltung der Schulform Grundschule ist ein höheres Maß an Integration und Inklusion erforderlich. Dieses Maß ist nur mit höherer finanzieller Unterstützung erfüllbar.

Grundschulen müssten vollends zu Ganztagsschulen weiterentwickelt werden und es müsste genau festgehalten werden, was benötigt wird. Ansonsten wird sich wenig ändern. 

Bezogen auf meine alte Grundschule lässt sich sagen, dass dies zum Glück der Fall ist. So ändert es sich nicht alles so schnell wie es sollte, doch langsam beginnt es. Für andere Grundschulen der Stadt wurden bereits Erweiterungen der bestehenden Gebäude angekündigt.

Dies lässt hoffen, dass zukünftige Grundschulkinder von der Entwicklung profitieren könnten. 

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