Fotostrecke: Kunst und Politik

Die Galeristin Brigitte Schenk stellt auf der diesjährigen ART COLOGNE 2017 Werke namhafter Künstler aus muslimisch geprägten Ländern aus. Sie sollen einen Einblick in die moderne Kunst aus dieser Region geben. Alle Künstler wollen mit ihren Werken etwas aussagen. Sie wollen ihre politische Meinung an die Öffentlichkeit bringen und aktiv mitwirken. Da es in diesen Ländern jedoch verboten ist sich politisch und kritisch zu erheben, äußern sie ihre Haltung durch versteckte Botschaften in ihren Werken. Gleichzeitig stellen die Kunstwerke eine Demonstration gegen das von Donald Trump verhängte Einreiseverbot dar. Die Künstler setzen sich ganz unterschiedlich mit dieser Thematik auseinander.

ABDULNASSER GHAREM

Abdulnasser Gharem, „The Stamps, Inshallah, Amen, Moujaz“, 2011, Silkscreen, Ed. 25+5Ap, je 150 x 120 cm
Abdulnasser Gharem, „The Stamps, Inshallah, Amen, Moujaz“, 2011, Silkscreen, Ed. 25+5Ap, je 150 x 120 cm

Der saudi-arabische Künstler Abdulnasser Gharem (geb. 1973) wurde bekannt durch seine hochpolitischen sowie hochsensiblen Kunstwerke. Er selbst sagt: „Das ist eine Rolle als Künstler, die Optionen zur Disposition zu stellen, die Politiker nicht zum Ausdruck bringen können und zu der sich die Religion nicht bekennen darf.“ … „Du kommst zu Lösungen, die die Leute nicht benennen dürfen.“
Hierzu zählen auch die sogenannten Stempelbilder. Der Stempel dient als Inbegriff der Bürokratie und als Medium der Legitimierung von Identität oder Formalisierung von Handlungen. In seinen Bildern bekommt der Stempel eine neue Bedeutung und stellt damit die eigentliche Funktion des Stempels in Frage. Seine Kunstwerke bringen sehr eindrucksvoll zum Ausdruck, dass Kunst weit mehr Möglichkeiten hat, als jede politische Maßnahme und das effektivere Medium für Infiltration (Eindringung) sind. Abdulnasser Gharems Werke sind unter anderem in vielen amerikanischen und britischen Museen vertreten.

TAREK AL GHOUSSEIN

Tarek Al Ghoussein, Windows on Work, 3334, 2015, Photographie auf Diasec, analog, Ed. 3+2AP, 30 x 190 cm
Tarek Al Ghoussein, Windows on Work, 3334, 2015, Photographie auf Diasec, analog, Ed. 3+2AP, 30 x 190 cm

Tarek al Ghoussein wurde 1962 in Kuwait geboren. Seine Kindheit verbrachte er in den Vereinigten Staaten, Marokko und Japan. Seine Werke sind Fotoarbeiten und setzen sich vor allem mit dem Thema der Identität auseinander. Bezogen auf seinen palästinensischen Hintergrund, handelt es sich um konfliktgeladene Themen, die er aber schwerelos, still und poetisch verarbeitet. Gerade dieser Gegensatz von Thema und Umsetzung macht sie so ausdrucksstark. Seine neue Serie „Windows on Work“ zeigt die Frontscheiben von Bussen, mit denen die Migranten in Abu Dhabi zur Arbeit fahren. Einerseits handelt es sich um ein politisches Thema, dass er andererseits mit einer sehr poetischen Darstellung von privaten Gegebenheiten in einem öffentlichen Raum umsetzt. Das „Fenster“ symbolisiert einerseits einen intimen Ort aber zugleich auch einen Ort des Geschehens.

HALIM AL KARIM

Halim Al Karim, Prisoner Goddess, 1999, Photograph Lambda Print (analog), Ed. 3+2AP, 124 x 372 cm (Triptych)
Halim Al Karim, Prisoner Goddess, 1999, Photograph Lambda Print (analog), Ed. 3+2AP, 124 x 372 cm (Triptych)

Halim Al Karim wurde 1963 im Irak geboren. Während des ersten Golfkrieges musste er schlimme Erfahrungen machen, vor dem Saddam Regime und vor der Militärpolizei fliehen und sich fast drei Jahre in einem Erdloch in der Wüste verstecken. Mittlerweile lebt er in den USA und verarbeitet seine Erlebnisse aus der Vergangenheit in seinen fotografischen Werken, mit der für ihn charakteristischen out-of-focus Technik. Vor allem in der Serie „Prisoner Goddess“ und „Lost Memory“ kommt diese Technik stark zum Ausdruck. Er deckt auf der einen Seite Verborgenes auf, unter anderem die Aneignung verborgener Kulturgüter, und schützt andererseits jahrtausendalte Artefakte, indem er sie dem Blick entzieht oder nur verschwommen erkennen lässt. Halim Al Karim stellt Begrifflichkeiten und Vorstellungen von Nähe und Distanz, Heimat und Exil, Vergänglichkeit und Ewigkeit, Krieg und Humanismus in seinen Arbeiten nebeneinander und lädt die Besucherinnen und Besucher zur Reflexion ein. Er ist international in vielen Museen vertreten.

SHAHRAM KARIMI

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Der iranische Maler, Filmemacher und Dichter Shahram Karimi (geb. 1957) floh 1987 aus Teheran. Heute lebt und arbeitet er in New York und Bonn. Er verbindet traditionelle iranische Miniatur- und zeitgenössische Genremalerei in seinen Werken. Seine Themen der Flucht, des Exils, des Schmerzes aber auch der Begehrlichkeit und Hingabe verbindet er in seinen Werken. Zudem ist er als Produktionsdesigner für viele Filme von Shirin Neshat verantwortlich.

MAGDI MOSTAFA

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Magdi Mostafa wurde 1982 in Ägypten geboren, lebt und arbeitet heute in Kairo. Seine Arbeiten sind hauptsächlich Klangprojekte, multimediale Installationen verbunden mit experimenteller Musik. Seine Werke spiegeln eine konzeptionelle Beziehung zwischen Klang und Raum wieder. Seine Arbeiten wurden unter anderem mit Auszeichnungen vom ägyptischen Kulturministerium gewürdigt. In der Installation „Extract of Paradise“ laufen industrielle Teigknetmaschinen, die süßen Dattelsirup permanent mischen. Die dadurch erzeugten Töne werden durch Mikrofone verstärkt. Der Klang der Maschinen symbolisiert den Aufstieg der arabischen Welt in eine moderne Gesellschaft. Die erzeugten Töne stehen für das „Geräusch einer angekurbelten, arbeitenden Wirtschaft“ und werden durchmischt von Gebetsformeln, die für die muslimisch religiösen Praktiken stehen.

Schenk

Wenn Sie neugierig geworden sind und noch mehr erfahren möchten, hier der Link zur Website der Galerie Brigitte Schenk.

(von Lara Granderath)