Menschen im globalen Süden eine Stimme geben

Von Julia Hitschfeld


Eine Menschenrechtsaktivistin aus Afrika, ein Sozialarbeiter aus El Salvador und eine Maya aus Yucatán – sie alle bekommen eine Stimme bei alleweltonair, dem Radioprojekt aus dem Allerweltshaus Köln. Viktoria Hytrek leitet das Projekt. Sie erzählt, wofür sich alleweltonair starkmacht und was in Zukunft geplant ist.

Alle zwei Monate wird das Radio-Geplänkel auf Radio Köln für eine Stunde unterbrochen. Nun ist „alle Welt on air“ und das bedeutet: Menschen aus dem globalen Süden kommen zu Wort und berichten aus ihren Lebenswelten.
MenschenrechtsaktivistINNen, JournalistINNen, indigene Bevölkerungsgruppen, Kleinbauern und Kleinbäuerinnen aus aller Welt berichten über Themen, die nicht nur den globalen Süden betreffen. 

„In unseren Sendungen geht es oftmals um Menschenrechtsverletzungen in den Ländern des globalen Südens. Zudem zeigen wir, inwieweit die westliche bzw. die europäische Politik dafür mitverantwortlich ist“, erklärt Viktoria Hytrek, genannt Vicky, Hauptverantwortliche des Radioprojekts. Vicky ist seit 2015 mit ganz viel Herz und Begeisterung bei allweltonair aktiv. 

Vicky Hydrek ist Projektleiterin und brennt für ihre Arbeit. (Foto: Julia Hitschfeld)
Vicky Hytrek ist Projektleiterin und brennt für ihre Arbeit. (Foto: Julia Hitschfeld)

Bereits seit 2005 produziert die Radioprojektgruppe des Allerweltshauses Sendungen für Radio Köln, im Rahmen des Bürgerfunks.
Als der unerwartete Tod der jahrelangen Hauptverantwortlichen und Mitgründerin des Projekts, Brigitte Lang, die Radiogruppe in einen Schock versetzte, übernahm Vicky 2016 schlussendlich die Projektleitung. Von der Themen- und Ideenfindung neuer Sendungen bis hin zur Postproduktion, gestaltet die junge Frau jede Sendung mit. 

„Wir beleuchten nicht nur, was in den Ländern schief läuft, sondern wir zeigen auch, warum es in den Ländern so schief läuft. Welche Entwicklungen haben beispielsweise dazu geführt, dass in Teilen Brasiliens Indigene von ihren Ländern vertrieben werden? Wir haken nach, lassen Betroffene zu Wort kommen und zeigen, wie wir im Westen da mit drin hängen.“

Obwohl das Radioprojekt von Förderern, wie der ‚Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen‘ unterstützt wird, erhält Vicky für ihr Engagement bei alleweltonair bisher kein Geld. Ihren Lebensunterhalt finanziert sie sich über viele kleine Nebenjobs. „Da ich beruflich auch in die Richtung Journalismus gehen möchte, hat das Radioprojekt einen ganz anderen Mehrwert für mich“, erzählt Vicky motiviert. 

Simon ist bereits Vickys zweiter, engagierter Praktikant. (Foto: Julia Hitschfeld)
Vicky und ihr Praktikant Simon. (Foto: Julia Hitschfeld)

Für das Radioprojekt erhält Vicky auch immer wieder Anfragen von jungen Engagierten, die für mehrere Monate ein Praktikum bei alleweltonair absolvieren wollen.
Momentan ist Simon Schnapka Vickys Praktikant. Er hilft bei der Planung und Umsetzung der Radiosendungen. Der 21-Jährige ist bereits seit Mitte Oktober 2017 als Praktikant bei alleweltonair engagiert: „Ich wechsele jetzt mein Studienfach und möchte gerne Soziale Arbeit studieren. Vom Themenschwerpunkt und zur Überbrückung passt das Praktikum bei dem Radioprojekt sehr gut.“ Simon ist bereits Vickys zweiter Praktikant und die nächste Praktikantin steht auch schon in den Startlöchern. 

Einmal im Monat findet eine Redaktionssitzung im Allerweltshaus statt, bei der die ehrenamtlich Engagierten des Radioprojekts das weitere Vorgehen besprechen. Neben Vicky und Simon (der jeweilige/n PraktikantIN), sind immer verschiedene Ehrenamtliche anwesend. „Schätzungsweise sind immer fünf bis zehn Leute dabei, aber das sind auch immer unterschiedliche Leute. Ich könnte jetzt nicht sagen, wie viele generell aktiv sind. Wenn man es jetzt wirklich mal summieren würde, dann wären wir bei über zwanzig Leuten“, erzählt Vicky.

„Es kommen immer wieder neue Leute rein, die sagen, dass sie von dem Radioprojekt gelesen haben, sich engagieren wollen und Lust darauf haben, etwas eigenes zu machen.“

Der Arbeitsplatz des alleweltonair-Duos. (Foto: Julia Hitschfeld)
Der Arbeitsplatz des alleweltonair-Duos. (Foto: Julia Hitschfeld)

Meistens werden bei den Redaktionssitzungen keine inhaltlichen Themen, sondern eher organisatorisches besprochen. Häufig stehen die Themen für die Radiosendungen bereits im Vorfeld fest. „Gerade gibt es einige Entwicklungsprozesse, weil wir auch schauen müssen, wie wir eigentlich mit den Neuen Medien umgehen. Radio ist nicht gleich Radio, sondern bedeutet heutzutage auch Podcast, Soundcloud und Social Media-Auftritt“, erklärt Vicky.

Regelmäßig laden Vicky und Simon die neuen alleweltonair-Sendungen bei Soundcloud hoch. Aber auch viele alte Sendungen, die in den vergangenen Jahren liefen, finden auf diese Weise einen neuen Sendeplatz. Sie werden unter der Rubrik „Wieder ausgepackt“ hochgeladen. „Wir behandeln in unseren Sendungen keine tagesaktuellen Themen, sondern produzieren eher Hintergrundberichte“, resümiert Simon. 

„Die Themenschwerpunkte unserer Sendungen sind zeitlos.“   

Auf Soundcloud gibt es alle aktuellen und alten Sendungen.
Auf Soundcloud gibt es alle aktuellen und alten Sendungen.

Im vergangenen Jahr wurden in den Sendungen politische Themen, wie das gewaltsame Verschwindenlassen und die Repression von Aktivisten und Journalisten in Ländern, wie Mexiko und der Türkei behandelt. Momentan arbeiten Vicky und Simon an der bevorstehenden Sendung, die am 07. Februar 2018 auf Radio Köln gesendet wird. Länderschwerpunkt der Sendung ist der Kongo, denn einer der Mitarbeitenden dieser Sendung stammt selbst aus dem Kongo. Auf diese Weise ergeben sich die Themen- und Länderschwerpunkte der meisten Sendungen.
Durch das große, internationale Netzwerk des Allerweltshauses und  durch die internationalen Communities, die in Köln zusammentreffen, finden sich immer viele Interview- und Ansprechpartner. 

Neuerdings erhält Vicky auch vermehrt Anfragen von jüngeren Leuten und vielen Studenten, die Interesse haben, Teil der alleweltonair-Familie zu werden und eine Radiosendung mit zu produzieren. Vicky freut das sehr und meint stolz:

„Wir sind eine sehr offene Gruppe. Wenn Leute mich anschreiben, sage ich immer: Kommt vorbei, guckt es euch an! Ihr könnt alles machen, vom einfach nur dabei sein bis hin zum selber sprechen. Wir sind da sehr flexibel, bei uns muss niemand irgendwas machen, aber jede/r kann sich hier gerne ausprobieren.“

 

 

Wenn Dich das Radioprojekt des Allerweltshauses genau so begeistert hat, wie uns, schau doch mal auf Soundcloud vorbei und höre Dir alle aktuellen und „wieder ausgepackten“ Sendungen an! 

Oder werde Teil der alleweltonair-Community auf Facebook und sei immer auf dem neusten Stand rund um das Radioprojekt! 

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