Vorhang auf: Manche Filme sind nicht unbedingt künstlerische Meisterwerke, und dennoch liebt man sie. Weil man sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesehen hat, weil sie einem neue Welten eröffnen konnten. Kölner Kinoexperten verraten, wer ihre persönlichen Leinwandhelden sind.
„Es gibt natürlich viele Filme, die mich über die Zeit beeindruckt haben. Aber es gibt nur wenige, die das in frühen Jahren geschafft haben – die mich immer noch faszinieren. Dazu zählt für mich auf jeden Fall “2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick von 1968.“
„Im letzten Jahr war es “Der goldene Handschuh“ von Fatih Akin. Selten habe ich einen ekligeren Film gesehen. Trotzdem fand ich ihn richtig gut gemacht. Dieser Ekel kam genau rüber. Das ist eben nicht immer positiv. Bei der Vorführung sind unheimlich viele Leute rausgegangen. Wenn man einen Film über einen Massenmörder macht, sollte man aber auch nichts beschönigen. Der Film hat mich bewegt und ist mir noch lange im Gedächtnis geblieben.“
„Mein persönlicher Lieblingsfilm ist “Blade Runner“ von Ridley Scott. Wahrscheinlich ist es mein Lieblingsfilm, weil ich ihn damals mit vierzehn, fünfzehn nicht richtig verstanden habe. Dann habe ich mich damit beschäftigt. Auf einmal habe ich mit Filmen mehr gemacht, als sie nur zu gucken. Sicher ist das der Grund dafür, warum ich heute hier sitze und im Kino arbeite. “Blade Runner“ spielt im Jahr 2019, daher haben wir ihn im letzten November auch in unserer “Re:Screen“-Reihe gezeigt.“
„Mein Highlight 2019 war ganz klar “Parasite“ von Bong Joon-ho. Der Film hat ein unheimlich gutes Drehbuch. Das ist für mich immer die Grundlage für einen tollen Film. Man bekommt einen Einblick in eine fremde Kultur – die südkoreanische. Es geht um den Konflikt zwischen Arm und Reich zwischen Prekariat und Elite. “Parasite“ lockt einen auf falsche Fährten, überrascht und schafft es dabei lustig zu sein. Zum Schluss bekommt er die Kurve und endet mit einer sehr ernsten Aussage. Die Preise die er jetzt bekommt hat er definitiv alle verdient.“
Viktoria Langenhuizen, HMKW-Köln:
„Mein Aha-Erlebnis, welches mich schlussendlich zu dem Filmliebhaber gemacht hat, der ich heute bin, hatte ich an einem Abend in den Sommerferien 2012. Der deutsch-französische Sender Arte zeigte in seiner Themenreihe “Summer of Rebels“ Ausschnitte aus dem Drama „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ von Nicholas Ray. Der Klassiker von 1955, der James Dean zum Idol machte. Am Tag danach habe ich mir die DVD besorgt und den Film in den Ferien noch mindestens drei Mal gesehen. Besonders beeindruckt haben mich die Bilder. James Deans ikonische rote Jacke strahlte förmlich vom Bildschirm auf mich herab. Inhaltlich mag der Film hinsichtlich Geschlechterrollen und Klischees an der einen oder anderen Stelle fragwürdig erscheinen. Dennoch werden die Konflikte zwischen der jungen und der alten Generation nahbar und für die damalige Zeit sehr fortschrittlich thematisiert. Diese Emotionalität und das Spiel von James Dean haben mich als Teenager nachhaltig beeindruckt!“
„ Ein Lieblingsfilm aus den letzten Jahren ist “Lady Bird”. Gerta Gerwigs Debüt handelt von der 17-jährigen Christine, die raus will aus ihrem miefigen Alltag in der kalifornischen Kleinstadt Sacramento. Der Regisseurin gelingt es wunderbar das Lebensgefühl ihrer jungen Protagonisten einzufangen. Dieser Wunsch nach Freiheit, und Abenteuer – aber eigentlich weiß man gar nicht so genau, was dies bedeuten soll. „Lady Bird“ überzeugt neben großartigen Dialogen auch durch eine spezielle Ästhetik. Gerwig selbst beschreibt den Look des Films “wie eine Erinnerung”. Die Bilder wirken leicht, ein bisschen verschwommen und versprühen einen ganz speziellen Nostalgiecharme. Hauptdarstellerin Saoirse Ronan spielt ihre Rolle wunderbar trotzig und authentisch. “Lady Bird” ist bittersüß und tragisch zu gleich.“