Quereinstieg in den Journalismus – aus der Perspektive einer Volontärin

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Ein Studium im Medienbereich – insbesondere im Fachbereich Journalismus – zieht jährlich mehrere Tausend Studenten in ganz Deutschland an. Bedingt durch die große Flut an Neubewerbungen sind die Plätze dementsprechend begrenzt. Der Numerus Clausus an öffentlichen Fakultäten steigt von Semester zu Semester. Private Hochschulen nutzen diese Gelegenheit seit einigen Jahren und bieten diesen Medienstudiengang NC-frei an – verbunden mit einem monatlichen Kostenbeitrag. Doch ist überhaupt ein Journalismus-Studium zwangsläufig für einen erfolgreichen Berufseinstieg in die Branche notwendig?

 

Eine klassische, akademische Ausbildung im Bereich Journalismus/ Journalistik beginnt mit dem Bachelorstudium. Danach steht jeder Absolvent vor der Entscheidung: Berufseinstieg bspw. durch ein Volontariat oder ein Masterstudium? Wer sich für’s Studieren entscheidet, wird sicher schnell fündig: renommierte Universitäten, die im Master die Fachrichtung Journalismus/ Journalistik anbieten sind unter anderem die Technische Universität in Dortmund, die Ludwig-Maximilian Universität in München oder die Johannes-Gutenberg Universität in Mainz. Die beliebte Medienstadt Köln ist besonders im TV-Bereich für ihre zahlreichen Produktionsfirmen und für diverse Sendeanstalten bekannt, wo zahlreiche Volontäre jährlich gesucht werden.

Prominente Journalisten aus Deutschland

Günther Walraff, Alice Schwarzer und Johannes B. Kerner sind plakative Aushängeschilder für den deutschen Journalismus und gleichzeitig Beispiele für einen erfolgreichen Quereinstieg in die Branche. Sie haben alle die Gemeinsamkeit, dass ihre Berufskarriere in einem anderen Bereich begann. Im Laufe der Zeit im Journalismus fassten sie Fuß, und sie etablieren sich seit an stetig.

Interview mit einer Volontärin aus Köln

Auch Ann-Sophie Liedtke, 25 Jahre alt, wählte diesen Weg in die Branche und berichtet über ihre bisherigen Berufserfahrungen, die sie in ihrem Volontariat zur TV-Redakteurin schon gesammelt hat.

In was für einem journalistischen Bereich arbeitest Du? Arbeitest du für einen Sender oder in einer Produktionsfirma?

Ich arbeite für eine Fernsehproduktionsfirma mit Sitz in Köln. Wir produzieren hauptsächlich für die öffentlich-rechtlichen sowie Nachrichtensender.

Was hast Du eigentlich studiert?

Studiert habe ich den Bachelorstudiengang Medien- und Eventmanagement.

 Wie kam es zu Deinem Volontariat?

Neben meinem Studium habe ich als Werkstudentin für die Produktionsfirma gearbeitet. So habe ich ziemlich schnell gemerkt wie sehr mich der Beruf eines/ einer Redakteurs/-in interessiert. Als ich me

Volontärin Ann-Kathrin Liedtke, Interviewpartnerin
Ann-Kathrin Liedtke, 25 Jahre und Volontärin in einer TV-Produktionsfirma in Köln, eigene Quelle

in Studium abgeschlossen habe, habe ich glücklicherweise von der Firma ein Volontariat angeboten bekommen.

Seit wann machst Du das Volontariat?

Seit dem 01.01.2019 bin ich als Volontärin in der Firma. Am 31.12.2020 endet das Volontariat.

Der Beruf Journalismus und seine Herausforderungen

Gefällt Dir allgemein die Tätigkeit als Journalistin?

Mir gefällt die Tätigkeit als Journalistin sehr, es ist ein sehr abwechslungsreicher Job.

Hattest Du andere Erwartungen (Vorstellungen) an das Berufsbild vor Deinem Volontariat?

Ich habe mir den Druck nicht allzu groß vorgestellt. Gerade in einem Bereich für den ich eingeteilt bin brauchen wir alle 2 Wochen neue Themen, mit Footagematerial und am besten O-Tönen der Firmen. Das ist nicht immer einfach. Auch die Dreh Vorbereitungen, Durchführung und Nacharbeit habe ich mir nicht so komplex vorgestellt.

Auf was für Herausforderungen bist Du bisher im Berufsalltag gestoßen?

Vor allem das Texten fällt mir noch relativ schwer. Gerade weil wir für verschiedene Sender tätig sind. Jeder verlangt einen anderen Schreibstil und hat andere Vorlieben. Da muss man sich erst immer wieder reinfinden.

Wichtigkeit des Journalismus Studiums in der Praxis

Glaubst Du, dass ein klassisches Journalismus-Studium zwingend notwendig ist? Vereinfacht es deiner Meinung nach den Berufseinstieg?

Ich bin mir ganz sicher, dass mir im Volontariat einiges leichter fallen würde, wenn ich Journalismus studiert hätte. Denn so muss ich noch lernen; Wie baut man ein Treatment auf? Wie interviewe ich, was ist zu beachten etc., aber ich denke, dass auch vieles Learning by doing ist.

War es für Dich die richtige Entscheidung, oder könntest Du dir vorstellen, später in den Beruf einzusteigen, für den Du studiert hast?

Für mich war es die richtige Entscheidung. Im Eventmanagementbereich sehe ich mich selbst nicht mehr, aber man soll ja niemals nie sagen. Doch bin ich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung ein Volontariat bei einer Produktionsfirma zu machen.

Gefällt Dir etwas nicht im Volontariat? Wünscht Du Dir in irgendeinem Bereich Verbesserungen?

Oft ist man ziemlich auf sich alleine gestellt. Ich wünschte mir manchmal mehr Kommunikation in der Redaktion miteinander.

 Glaubst Du persönlich, dass es Quereinsteiger in der Branche allgemein schwieriger haben?

Generell sind meiner Meinung nach wichtige Eigenschaften eines Redakteurs: Offenheit,Wissbegierigkeit, Kreativität, Stressresistenz, Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen, bringt man diese Eigenschaften mit ist das wahrscheinlich ein großes Plus, den Rest kann man erlernen. Aber im Nachhinein wäre es schon besser für mich gewesen ein Studium im klassischen journalistischen Bereich zu absolvieren um einfach die Basiswissen von Anfang an drin zu haben und z.B. auch Fachwörter zu kennen.

 

Fazit

Ist das Journalismus Studium nun für einen erfolgreichen Berufseinstieg unabdingbar? Es ist sicherlich keine dringende Notwendigkeit, aber eine sicher hilfreiche Erleichterung für die Branche. Durch ein Studium erhält man bereits im Vorfeld einen großen Einblick in den Beruf, der bereits eine gute Grundlage bildet. Doch die Vorteile an dem Job: Jeder kann ihn ausüben und dort auch mit dem notwendigen Engagement quer einsteigen. Wer sich also zunächst zu einer anderen Berufsrichtung hingezogen fühlt und über Umwege erst zum Journalismus gelangt, hat genau dieselben Chancen auf den Berufseinstieg. Dieselben Chancen, die ein studierter Redakteur in der Medienwelt hat.

 

Quelle Titelbild: Pxabay/rawpixel

Quelle Interviewpartnerin: eigene Quelle

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