Arbeiten bei einem der größten Medienunternehmen Deutschlands – mit einer Reichweite von 45 Millionen ist ProSiebenSat.1 das führende deutsche Medienunternehmen und ein Ziel vieler angehender Medienstudenten. Noémi-Raquel Itgen, Journalismus-Studentin an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln hat sich für ihr Pflichtpraktikum im fünften Semester dazu entschieden, dieses beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 in München zu absolvieren. Im Interview erklärt sie, wie sie ihre 6 Monate als Praktikantin bei einem der beliebtesten Privatsendern erlebt hat und was sie anderen Medienstudenten rät.
Hallo Noémi-Raquel. Fangen wir am besten mit einer kurzen Vorstellung an. Wer bist du?
„Hallo, mein Name ist Noémi-Raquel, ich bin 22 Jahre alt und studiere seit 2016 Journalismus und Unternehmenskommunikation an der HMKW in Köln.“
Was genau hast du bei der ProSiebenSat.1 Media SE gemacht?
„Bei der ProSiebenSat.1 Media SE habe ich ein Praxissemester von Oktober 2018 bis einschließlich März 2019 absolviert, welches in meinem Studium integriert ist. Dort war ich in der Redaktion von taff tätig, ein Lifestyle-Magazin, das sicher viele junge Leute kennen.“
Welche täglichen Aufgaben musstest du in der taff-Redaktion erfüllen?
„Die täglichen Aufgaben in der Redaktion von taff sind komplett breit gefächert. Man sitzt nicht nur rum und muss für andere Redakteure recherchieren, sondern kann auch selber was ins Leben rufen und seinen eigenen Beitrag umsetzen. Das ist auch das Interessante: Man steht jeden Morgen auf und weiß nicht was einen in der Redaktion erwartet. Es kann sein, dass du mal einen Tag recherchieren musst, es kann aber auch sein, dass du einen Tag auf dem Dreh bist oder dass du morgens in der Konferenz, die jeden Tag um halb 10 war, ein gutes Thema vorschlägst und dazu direkt Material sammeln musst, um das umzusetzen. Natürlich kann es aber auch sein, dass du an einem Tag den „taff-Klatsch“ oder „taff-Tag“ machst. Das ist das coole an der taff-Redaktion. Jeden Tag gibt es etwas anderes zu tun.“
Klingt sehr spannend. Was konntest du während dieser Zeit für dich selbst mitnehmen?
„Aus der Zeit bei taff kann ich sehr viel mitnehmen das mich auch im heutigen Leben weiterbringt. Ich habe in dem halben Jahr viele neue Leute aus den verschiedensten Bereiche und verschiedener Altersgruppen kennengelernt. Ich konnte von den Personen total viel lernen. Auf der beruflichen und journalistischen Ebene ist es so, dass ich durch dieses halbe Jahr Redaktionsarbeit meinen Schreibstil verbessert habe und den kompletten Ablauf, von der Recherche bis hin zu einem fertigen Beitrag im Fernsehen, durchlaufen habe. Dadurch bin ich mir auch sicher geworden, dass ich was im Medienbereich machen will. Ich tendiere dazu im journalistischen Bereich, vorzugsweise in einer Redaktion, tätig zu sein. Durch dieses halbe Jahr wurde mir nochmal klar, wie cool der Medienbereich ist und wie cool die Leute beim Fernsehen sind, weil sie so offen sind. Man wird direkt geduzt, man kann die obersten Chefs duzen – dieses Feeling hat man sonst nirgendwo. Vor Beginn des Praktikums hätte ich auch nicht gedacht, dass ich die Praktikumsstelle bekomme. Das war für mich erst ganz weit weg.“
Was war die größte Herausforderung für dich?
„Die größte Herausforderung zu Beginn des Praktikums war es sich an den Arbeitsalltag zu gewöhnen. Ich hatte dazu noch einen sehr langen Weg zur Arbeit, deshalb war ich am Tag 9-, manchmal auch 10 Stunden, aus dem Haus und das war dann wirklich eine Umstellung. Während der Uni-Zeit hat man im Vergleich viel mehr freie Zeit zur Verfügung und dort ist man dann die ganzen 10 Stunden außer Haus und kann sich um keine anderen Dinge mehr kümmern. Das war glaube ich die größte Herausforderung. Ansonsten hatte ich mit den Arbeitsabläufen soweit keine Probleme. Da habe ich mich recht schnell integriert, obwohl es zu Anfang ein riesiger Berg war, sich in die verschiedenen Thematiken einzuarbeiten und diese zu beherrschen.“
Hattest du denn bereits vor deinem Praktikum Erfahrungen im Medienbereich gesammelt?
„Ja, sogar im Print-, Radio- und im Fernsehbereich. Das war dann auch ganz interessant mit ProSieben vergleichen zu können, denn ich war im Laufe meines Studiums bei der Mediengruppe RTL hier in Köln für ca. eineinhalb Jahre. Ich habe dort als allererstes ein 1- monatiges Praktikum in der Redaktion „Magazin Spezial“ absolviert. Dort wird zum Beispiel die Sendung „Die 100 spektakulärsten Momente“ mit Sonja Zietlow produziert. Im Anschluss habe ich dann als studentische Aushilfe in der Presseabteilung bei RTL, genauer gesagt in der Programminformation, gearbeitet. Es war total interessant ProSieben mit RTL zu vergleichen, weil die Arbeitsweisen komplett verschieden sind.“
Bei beiden Fernsehkonzernen handelt es sich um große Privatsender-Gruppen. Inwiefern unterscheiden sich die Arbeitsweisen da?
„Wenn ich mich auf die Arbeitsweisen in den Redaktionen, zum einen als Praktikantin bei der Mediengruppe RTL und zum anderen als Praktikantin bei der ProSieben Group beziehe, gibt es auf jeden Fall einige Unterschiede. Bei RTL in der Redaktion war es so, dass ich als Praktikantin gar nicht gedreht habe. Ich habe wirklich den ganzen Tag lang recherchiert. Bei ProSieben im Vergleich habe ich so gut wie jeden Tag gedreht, mindestens zwei Mal die Woche. Dort durfte man auch in der Konferenz jeden Morgen etwas vorschlagen, das wurde gerne gesehen. Bei RTL gab es für die Praktikanten gar keine Konferenz. Mir wurde auch mal gesagt, wenn du ins Fernsehen gehst und viel drehen willst, dann geh zu ProSieben. Bei RTL ist das ganze bisschen weniger vorhanden, es sei denn du bist dann selbst Reporter*in oder langjähriger Redakteur*in, dass du das dann auch wirklich machen darfst. Allgemein fand ich, dass bei ProSieben die Praktikanten besser eingebunden wurden und das man dort auch mehr Verantwortung haben durfte, was natürlich auch daran liegen kann, dass das RTL-Praktikum nur 3 Monate ging und es bei ProSieben ein Praxissemester von 6 Monaten war. Als ich bei ProSieben angefangen habe war meine Erfahrung auch viel weitreichender im Medienbereich. Ich hatte da ja bereits zweieinhalb Jahre studiert. Bei RTL war es zu Anfang erst ein halbes Jahr […].“
Könntest du dir vorstellen nach dem Studium wieder bei ProSiebenSat.1 zu arbeiten?
„Nach dem Studium kann ich mir definitiv wieder vorstellen bei der ProSiebenSat.1 Group zu arbeiten, vor allem in der taff-Redaktion. Das war wirklich der Hammer. Die Entfernung ist jedoch etwas weit. Ich komme ursprünglich aus Cuxhaven, aus dem Norden, und nach München sind das dann 8 bis 9 Stunden hin – eine ganz schöne Ecke. Aber vielleicht bin ich nächstes Jahr wieder bei ProSieben.“
Was rätst du anderen Studenten, die dieselbe Richtung einschlagen wollen?
„Ich rate allgemein allen Studenten im Medienbereich, dass sie nebenbei arbeiten gehen, explizit auch im Bereich der Medien. Es muss aber nicht zwingend ein Fernsehriese wie RTL sein, wenn man zum Beispiel in Köln studiert. Man kann auch in kleine Firmen gehen, klein anfangen und sich dann hocharbeiten. Ich finde es aber auf jeden Fall wichtig und fördernd, neben dem Studium zu arbeiten, um Praxiserfahrungen zu sammeln, neue Leute kennenzulernen, sich ein Netzwerk aufzubauen – das kann einem dann niemand mehr nehmen und gerade im Medienbereich sind Kontakte das A und O. Aus dem Grund finde ich es sehr wichtig nebenbei etwas zu machen. Im Endeffekt überwiegt die Praxiserfahrung dann zur Not auch paar schlechte Noten in der Uni.
Was ich außerdem rate: Nicht aufgeben. Egal wie viele Absagen ihr bekommt – macht einfach immer weiter und lasst euch von Absagen oder blöden Kommentare nicht abbringen. Macht da euer Ding. Lasst euch da von niemanden einreden, dass ihr es nicht schaffen könnt – Einfach ausprobieren!“
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