Zeitungen

Leben Totgesagte länger? Die Zukunft der Printmedien

Veröffentlicht in: Kontrovers | 1

Die Krise der Printmedien ist schon längst kein Geheimnis mehr. Glaubt man den Vorhersagen, müssten die Printmedien längst tot sein- sind sie aber nicht. Print lebt. Immer noch, und das obwohl Bill Gates ihnen schon vor fast 30 Jahren den Untergang prophezeit hat. Doch wie bekämpfen sie ihren Feind – das Internet?

 

Wie schlecht es wirklich um die Printmedien steht

Die Konsequenzen der Digitalisierung sind spürbar. Auflagen sinken, Leser gehen verloren und Verlage wollen ihre Zeitungen verkaufen. Nichtsdestotrotz ist der deutsche Zeitungsmarkt nach wie vor der größte Europas und der fünft größte der Welt. Der Zeitungsmarkt spielt eine wichtige Rolle im Mediensystem. Kein anderes Medium bietet Informationen zu Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport in dieser Qualität. Besonders bei Informationen über lokale Geschehnisse vertrauen zwei Drittel der Deutschen der regionalen Tageszeitung und schreiben ihr Kompetenz und Professionalität zu. Erst auf dem zweiten Platz folgt das Internet. Das ist das Ergebnis einer Bevölkerungsumfrage der Deutschen über 14-Jährigen der ZMG aus dem Jahr 2016. Mit ihren Bildungsangeboten erreicht die Tageszeitung täglich rund 60 Millionen Bürger der deutschsprachigen Bevölkerung.

 

Die Frage der Finanzierung

Deutlich zu spüren sind vor allem die Einbußen im Werbegeschäft. Die Faustregel, nach der zwei Drittes des Umsatzes aus Werbeeinahmen und ein Drittel aus dem Verkauf der Tagespresse stammen sollen, ist längst nicht mehr aktuell. Mit dem allgemeinen Rückgang der Auflagen sinken auch die Anzeigen. Was bleibt ist ein Loch im Budget. Hohe Zuwächse hingegen erzielen das Fernsehen und die Online-Medien in ihren Werbeeinahmen. Das spiegelt auch das veränderte Mediennutzungsverhalten wider. Der Kampf der Tageszeitungen gegen das Internet, indem Informationen schnell und kostenlos abgerufen werden können, ist kein leichter. Was her muss, sind neue Modelle.

 

Digitale Abos als Schlüssel zum Erfolg

Die Printmedien befinden sich in einem unentwegten Wandel. Weg vom herkömmlichen, hin zum digitalen Produkt. Immer mehr Verlage digitalisieren ihre Inhalte zusätzlich zu ihrem Printprodukt. Zwei Drittel der Zeitungen bieten ihre gedruckte Ausgabe auch als E-Paper an. Die Verkaufszahlen steigen stetig an. Zudem nutzen immer mehr Menschen Nachrichten Apps. Aber wie macht man einer Gesellschaft, die es gewohnt ist Informationen kostenlos zu konsumieren klar, dass sie für Inhalte bezahlen muss? „Ich glaube, dass man Geld mit Inhalten verdienen kann die exklusiv sind“, sagt der Journalist Christian Spolders (Express). So macht es auch der Kölner Stadtanzeiger. Um exklusive Inhalte wie Reportagen oder präzise Hintergrundberichte zu lesen, werden die Leser vor eine Bezahlschranke geführt. Bezahlmodelle mit Qualitätsjournalismus sind demnach maßgeblich, um weiterhin am Markt bestehen zu können. Eine Garantie gibt es aber nicht. Im Internet gibt es immer Marktführer bestimmter Produkte, nicht anders wird es bei den Printmedien sein.

 

„Content ist King“

Der Lokaljournalismus bietet universelle Informationen, die derart nicht woanders zu finden sind. Die lokalen Nachrichten sind für Leser besonders relevant, sie sind nah am Bürger und am Leben in der Stadt. Je näher das Ereignis, desto höher die Bedeutung für die Leser. Das zeigen auch die Ergebnisse des Allensbach Instituts in der jährlichen Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA). Demnach interessieren sich 40 Prozent der Deutschen besonders für das Lokale in den Medien. Vergleichbare Werte kann kein anderes journalistisches Ressort aufweisen. In einer ZMG-Bevölkerungsumfrage aus dem Jahr 2015 gaben 90 Prozent an, dass „Glaubwürdigkeit“ und „Objektivität“ Kerneigenschaften ihrer Lokalzeitung sind. Der Lokaljournalismus punktet mit gut recherchierten Inhalten, Service und hochwertigem Content.

 

Demokratie in Gefahr

Für eine Demokratie brauch es Leitmedien. Es brauch eine freie Presse, um den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Durch die Digitalisierung verändern sich auch die wirtschaftlichen Grundlagen und technologischen Möglichkeiten der Presse. Die Presse muss sich dieser annehmen und neue Geschäftsfelder für sich entdecken. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Printmedien entwickeln. Wird es die Tageszeitung in Zukunft vielleicht nicht mehr täglich geben? Oder wird es sie in Zukunft gar nicht mehr geben? Christian Spolders (Express) ist sich sicher: „Es wird Tageszeitungen auch in 15 Jahren noch geben. Das liegt aber auch generell an der Digitalisierung in Deutschland. Es wird auch noch in 15 Jahren Landstriche geben, in denen die Digitalisierung noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie wir uns das heute vorstellen.“ Printprodukte werden sich verändern, ob in der ihrer Auflage oder ihrer Taktung. Unklar ist jedoch auf welchen Plattformen es sie geben wird und wie die Geschäftsmodelle der Zukunft genau aussehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert