Am 2. Juni fand das 3. Kölner Forum für Journalismuskritik statt, bei dem erneut über aktuelle Entwicklungen im Journalismus und in der Öffentlichkeit diskutiert und der Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik verliehen wurde.
Das Kölner Forum für Journalismuskritik bietet journalistisch und publizistisch Tätigen seit 2015 Gelegenheit für konstruktive (Selbst-)Kritik am Medienbetrieb. Unter Beteiligung des Kölner Journalismus-Professors Dr. Hektor Haarkötter (HMKW Köln) in seiner Rolle als Geschäftsführer der Initiative Nachrichtenaufklärung e.V. (INA) sowie weiterer namhafter Gäste fand am Freitag, den 2. Juni 2017, im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks (DLF) die dritte Ausgabe statt.
In den drei Panels diskutierten u. a. der Deutschlandradio-Intendant Dr. Willi Steul, die taz-Journalistin Ebru Taşdemir, der RTL-Chefredakteur und infoNetwork-Geschäftsführer Michael Wulf, der Investigativjournalist Günter Wallraff sowie der Kabarettist Wilfried Schmickler.
In der ersten Diskussionsrunde über Journalismus und Kabarett stellte der Medienwissenschaftler und ehemalige HMKW-Professor Dr. habil. Gerd Hallenberger fest, dass Kabarettistinnen und Kabarettisten immer journalistischer würden, denn dieses Wissen benötige man heute, um Kabarett zu machen. Zum Thema Fake News berichteten die Teilnehmer/innen der zweiten Diskussionsrunde, dass nicht nur Rezipientengruppen, sondern auch die Journalistinnen und Journalisten selbst in Filterblasen agierten. Sowohl was die heterogene Zusammensetzung von Redaktionen als auch die Nutzung verschiedener Medienkanäle anbelangt, müsse sich der professionelle Journalismus noch weiterentwickeln. Applaus gab es für Wallraffs Forderung nach einem Unterrichtsfach „Medienkompetenz“, das gegen die Verbreitung von Fake-News helfen könne. In der dritten Diskussionsrunde ging es um den Medienjournalismus, die Zielgruppen und die (Selbst-)Kritikfähigkeit von Journalisten und Journalistinnen. Der Autor Stefan Schulz stellte fest, dass es nur noch für die älteren Generationen Leitmedien gebe, während für die jüngeren die Grenzen zwischen verschiedenen Medien verschwimmen. Zudem kritisierte er, dass die Nachrichtenauswahl nicht transparent genug sei. Auch der Abteilungsleiter Zentrale Nachrichten des DLF und Veranstaltungsmoderator Dr. Marco Bertolaso plädierte für „handgemachte Nachrichten“ im Gegensatz zu vielfach kopierten Agentur-News.
Im Rahmen der jährlichen Veranstaltung wird auch der Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik verliehen. Dieser ging in diesem Jahr an den seit Dezember 2016 inhaftierten türkischen Investigativjournalisten Ahmet Şık. Um die Preisübergabe zu ermöglichen, organisierte die INA die Einreise von Yonca Şık, die die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren Mann entgegennahm. Zweiter Preisträger (2.500 Euro) wurde das deutsch-türkische publizistische Projekt taz.gazete. Der INA-Vorsitzende Prof. Dr. Hektor Haarkötter begründete die Entscheidung so: „Damit wollen wir ein Zeichen setzen, dass kritischer Journalismus nicht in Gefängnismauern eingesperrt werden kann. Zwar sitzt Ahmet Şık in der Türkei im Gefängnis, doch hat er überall auf dieser Welt Kollegen, die den kritischen Journalismus über Ländergrenzen hinweg betreiben. Ein Beispiel dafür ist taz.gazete.“ Stefan Schulz erhielt für sein Buch „Redaktionsschluss“ über die Zukunft des Journalismus einen Zusatzpreis.
Die Veranstaltung Kölner Forum für Journalismuskritik wurde 2015 von der INA, die seit 2014 an der HMKW Köln sitzt, in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk ins Leben gerufen. Mehrere Lehrende und Studierende der HMKW Köln, wo u. a. der Studiengang B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation angeboten wird, engagieren sich in der INA.