„Da sind ja meine Schäfchen.“ Munter und gut gelaunt begrüßt Dr. Bianca Berding ihre Gruppe. Sie hat in Kunstgeschichte promoviert und übernimmt in den kommenden vier Tagen Guidetouren, um den Besuchern die Art Cologne näher zu bringen. Täglich um 13, 14, 15 und 16 Uhr werden geführte Rundgänge über die Messe angeboten.
Wir sind eine Gruppe von 15 Leuten, gut überschaubar, die meisten sind über 40 Jahre alt. Mit Kopfhörern und Apparaten werden wir ausgestattet und schon kann es losgehen. Ich bin gespannt, mein erstes Mal auf der Art Cologne und eine Ahnung von Kunst habe ich nicht wirklich.
Frau Berding hat ihre Gruppe gut im Griff und weiß, worauf es ankommt. „Ich versuche, den Besuchern die Kunstwerke verständlich zu erklären. Die Geschichten aus dem Hintergrund hervorzuheben. Kunst ist nicht langweilig, sie ist lebendig.“
Die Art Cologne ist dieses Jahr das erste Mal auf drei Ebenen vertreten. 11.1 widmet sich der klassischen Moderne und der Nachkriegszeit, 11.2 zeigt die etablierten Gallerien und auf 11.3 sind nur Galerien aufgestellt, die nicht älter als 10 Jahren sind und auch mit anderen Galerien kooperieren. Schnell wird klar, in dieser Stunde können nicht alle Ebenen besichtigt werden. Frau Berding hat vorsorglich einige Kunstwerke im Vorfeld ausgesucht und vorbereitet.
Das erste Bild kommt von Thomas Rehberger. „Er möchte irritieren, amüsieren, die Menschen unterhalten und ganz klar vor den Kopfstoßen“, erklärt Frau Berding. Das Bild ist eine Fototapete. Vor dieser sind mehrere Vasen, produziert aus dem 3D Drucker, platziert. Kauft man eine davon, bekommt man automatisch die Datei mit dem Bild der Fototapete dazu, um sich diese selbst produzieren zu können. Ein Künstler, der mitdenkt. 😉
Das nächste Bild kommt von David Reed. In einem sogenannten Work Process entstehen seine Bilder. Reed hält all seine Ideen und Schritte schriftlich fest, auch dann, wenn diese wieder verworfen werden.
Nicht nur Frau Berdings Wissen über die verschiedenen Kunstwerke sind beeindruckend, auch die kleinen Hinterzimmer der Galeristen machen neugierig. So bekommen wir von dem Galeristen Max Goerlitz einen Work Process von David Reed gezeigt und erklärt. Denn auch diese können verkauft werden.
Ein Highlight der Art Cologne ist eine Bank aus Beton von Alberto Garutti. Der Künstler möchte so verschiedene Familienporträts nachstellen. Das „Komische“ daran: Allein ein Hund ziert die Bank. Dieses Kunstwerk ist für 50.000€ zu haben.
Ein weiteres Highlight ist ein Bild von Addie Wagenknecht von bitforms gallery. Durch eine Drohne wird Pulver auf Papier verteilt. Frau Berding erklärt: „Überwachung, Technik und Gesellschaft spielen hier ein großes Thema. Addie ist eine Frau und benutzt als Künstlerin eine Drohne. Das ist eine Seltenheit in der Kunst.“
Wir sehen uns noch vier weitere Bilder an, die Stunde geht schnell um. Insgesamt sind 209 Galerien auf der Art Cologne vertreten. Zu viel also, um die Art Cologne in einer Stunde, ja sogar wahrscheinlich in einem Tag zu besichtigen. Aber als Laie in der Kunst ist diese einstündige Führung ein guter Start, um die Kunstwerke kennenzulernen und auch einmal einen Blick hinter die Kulissen, also der Hinterzimmer, zu wagen. Zusätzliche 8€ muss man für diese Führung bezahlen, jedoch aufgrund der kompetenten Guides verständlich, denn diese müssen auch bezahlt werden.
Autorin: Corinna Wiencke
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