Holzlatten, Bauschaum, Nägel oder Styropor. Die meisten würden mit diesen Materialien das Angebot eines Baumarkts verbinden. Doch bei einem Blick auf die Preise wird schnell klar, dass wir uns hier ganz woanders befinden.
Geweißte Wellpappe für knapp 9.000 Euro oder ein in einen Holzklotz gerammtes halbes Kilogramm Nägel für etwa 14.000 Euro. Was ein Großteil mit bloßem Kopfschütteln quittieren würde, wird von den Besuchern der Art Cologne staunend beäugt und bewundert. Der Kunst-Laie fragt sich bei seinem kritischen Blick auf die sogenannte Kunst, was seine längst entsorgten Gemälde aus Kindergartenzeiten wert gewesen wären.
Es kommt nicht selten vor, dass man sich zwischen den ganzen in Seidenanzügen mit passenden Einstecktüchern gekleideten Kennern der Szene ein Lachen verkneifen muss. Besonders haarig wird die Situation dann, wenn man nach der Intuition des Künstlers fragt, weil einem eine eingerahmte Styropor-Platte oder eine dreifarbig bemalte Holzlatte aus unerklärlichen Gründen nicht einleuchten. Bei der Erläuterung der Galeristen wird einem dann nochmal deutlich, wie weit man doch von der Materie „Kunst“ entfernt ist. Oder ist es ganz normal, hinter drei Dutzend Eisennägel, die völlig willkürlich in eine Leinwand gestanzt wurden, moderne Kunst zu sehen?
Die Interpretation der Werke ist ebenso fragwürdig wie ihre Preise. Kunstfälscher müssten weder talentiert sein, noch besonders tief in die Tasche greifen, um die teuren Unikate zu duplizieren. Ein Gang zum nächsten Baumarkt mit etwa zehn bis zwanzig Euro sollte ausreichen, um auf den Spuren Berkes, Zangs oder Ueckers zu sein.
Letztendlich wird der eigene Horizont bei einem Besuch der Art Cologne immens erweitert. Zumindest kann man sich jetzt sicher sein, dass Restmüll und Metallschrott seine Wiederverwertung finden. Die Werke werden zu horrenden Preisen verkauft und schmücken demnächst die prunkvollen Wohnzimmer und Schlafgemächer der russischen Öl-Milliardäre, sizilianischen Mafia-Paten und der peruanischen Drogen-Bosse.
Autor: Lukas Eckert
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