Kuratieren geht über Studieren

Im Gespräch mit der Kunsthochschul-Kuratorin Heike Ander

Bereits von weitem sticht es mir ins Auge. Ein großes schwarzes Plakat mit weißen Lettern: „Meine Eltern können keine Nachrichten gucken.“
Viel Platz für Interpretationsspielraum. Mir schießen unweigerlich Fragen in den Kopf: Warum können sie die Nachrichten nicht sehen? Haben sie keinen Fernseher? Oder sind ihnen die Nachrichten schlicht zuwider? Klar, verständlich wäre das ja. Zumindest teilweise. Formatbezogen.

IMG_0739Ich grüble also so vor mich hin und befinde mich dabei bereits mitten in der Ausstellung der Kunsthochschule für Medien in Köln.
Auf der Suche nach Antworten begegne ich glücklicherweise der sympathisch aufgeschlossenen Kuratorin Heike Ander. Mit ihren Studenten ist sie bereits seit sechs Jahren auf der ART COLOGNE aktiv.
Insgesamt zum 18. Mal stellen die Studenten ihre Werke hier aus.

Begonnen hat alles 1997. Damals, so vermutet Heike, kam die Kooperation zu Stande, weil die ART COLOGNE auch neugierig war auf Kunst für „die neuen Medien“. Die Hochschule war noch relativ neu und dementsprechend haben sich die Kunstinteressierten gefragt, was da wohl so gewerkelt wird. Besonders im Hinblick auf die Beschreibung „Kunst für Medien“.
„Heute, im Zuge der rasend schnellen, technischen Entwicklung hat sich der ganze Hype um neue Medien ja schon wieder relativiert“, erzählt Heike. Für sie ist diese Begebenheit ein zusätzlicher Ansporn: „So sind auch wir dazu verpflichtet, unser eigenes Tun immer wieder zu reflektieren und infrage zu stellen. Gar nicht schlecht. Man bleibt am Ball.“

IMG_0734Inspiriert durch ein zweizeiliges Gedicht des US-amerikanischen Komponisten Louis Hardin alias Moondog entschied sie sich für den Titel der diesjährigen Ausstellung: „What subject can we sensibly discuss?“
Ach ja, und was hat es nun mit dem Plakat auf sich, Heike? „Es handelt sich um eine Aussage von Flüchtlingskindern. Ihre Eltern verstehen die Nachrichten noch nicht. Der Sprachbarriere wegen.“
Vielen Dank für das nette Gespräch, liebe Heike.

 

Autorin: Hanna Selke