Kunst und Krieg – ein Widerspruch?

Krieg ist brutal. Kunst ist ästhetisch. Krieg ist eiskalt. Kunst ist tiefgehend.
Es gibt viele Bilder, die auf dem ersten Blick mit Krieg in Verbindung gebracht werden. Die Bilder, die schwarze Kleckse hervorbringen und in denen die Künstler ihre Erlebnisse emotional verarbeiten. Gerhard Hoehme und Emil Schumacher sind solche Künstler. Sie legen Wert auf die dunklen Töne, sie benutzen keine hellen Farben. Die beiden sind wie viele andere Künstler geprägt von dem 2. Weltkrieg.
Aber es geht auch anders. Die Art Cologne zeigt Kunst in ihren verschiedensten Arten und Formen. Davon auch Kunstwerke, in denen die Künstler das Thema Krieg in ihrer ganz eigenen Sicht charakterisieren.Der Zusammenhang mit Krieg ist dann auf dem ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Und doch lohnt sich ein weiterer Blick, um der Geschichte hinter dem Bild auf den Grund zu gehen:

Addie Wagenknecht

„Drohnen sind die Zukunft“, erklärt Galerist Steven Sacks. Die Künstlerin Addie Wagenknecht hat diese für ihre Bilder genutzt. Mit Waffenpulver und Pigmente vermischt, steuerte sie die Drohne über das Papier. Fällt das Wort Drohne, fallen einem sofort Assoziationen wie Militär und Krieg ein.
Drohnen finden schnell ihr Ziel: den Feind finden und ihn töten. Sie sind präzise und brauchen keine menschliche Kraft. Genau das möchte Wagenknecht in ihren Bildern zeigen. Der Prozess, um diese Bilder zu fertigen, verbindet die alte und neue Technologie. Waffenpulver und Drohne. Wagenknecht kreiert etwas Neues, Abstraktes und benutzt die Drohne für ihre Kunst.
„Die Bilder sind ein Appell an die Gesellschaft. Die Drohne ist nicht nur für den Krieg sondern nun auch für die Menschen ein Mittel zum Zweck.“

Cali Thornhill De Witt -Various works

Ganz anders geht Cali Thornhill De Witt mit dem Thema um. Er kreierte einen regelrechten Eye-Catcher, um die Besucher der Art Cologne zum Nachdenken anzuregen. 28 Fotos, teils selbstgemachter, teils gefundener Bilder auf Google zieren mit Schlagzeilen die Wand. Ein regelrechter Konflikt von Bild und Text entsteht.
Auf einem Bild wird eine Explosion gezeigt, die Schlagzeile „ That Magic Moment“ betitelt in weiß das Bild. „Diese Bilder wirken ironisch und sollen die Menschen dazu auffordern, nachzudenken“, so die Galeristin. „Die USA ist in so vielen Kriegen involviert und die Menschen schauen nur noch weg. Bei den vielen schlechten Nachrichten werden wir taub.“ Die verschiedenen Bilder, zusammen geben sie eine große Collage, sagen nicht nur eine Sache aus. Sie können verschieden interpretiert werden und haben doch einen aktuellen Bezug. Der Krieg heute und seine Auswirkungen auf die Menschen.

Société réaliste

Kunst und Krieg. In einem weiteren Bild „SociétéRéaliste – Superimposition of political frontiers at the turn of each century between year 0 and year 2000 on the European peninsula and its surroundings, 2009“ wird eine geographischen Karte dargestellt. Zunächst einmal erinnert wenig an Krieg. Doch diese Karte zeigt die europäische Geschichte von Jahr 0 bis 2000 und die Veränderung der Grenzen. Der Künstler möchte mit dieser Karte wohl nichts Großes bewirken, jedoch zeigen, wie schnell sich die Grenzen ändern können. Die Grenzen der Länder sind zerbrechlich. Konflikte und Kriege hinterlassen ihre Spuren.

Kunst und Krieg sind nicht nur die dunklen Bilder mit undefinierbaren Kleckse aus dem 20. Jahrhundert.
Diese drei Kunstwerke zeigen: Kunst und Krieg kann mehr als dunkel und veraltet sein. Es darf ironisch und provozierend sein. Und kann tiefgehender erscheinen, als man sich vorstellt.

Autor: Corinna Wiencke