Obszöne Statuen mit entblößten Genitalien, Baumstämme, grau meliert, die Schuhe tragen, verrostete Eiseninstallationen in Übergröße oder einbeinige Figuren ohne Kopf mit Kragen – Kunst kann einiges. Kunst ist schon lange nicht mehr nur ein Gemälde, das an der Wand hängt. Kunst ist schon lange nicht mehr nur ein kreativ geschwungener Pinselstrich oder ein Ölaquarell. Kunst ist mehr. Frecher, wilder, verrückter. Alternativer.
Struktur bleibt wichtig, wird aber anders interpretiert. „Die Künstler wollen den Zufall. Weg von Planbarkeit. Weg von Vorhersehbarkeit.“, so Kristian Jarmuschek, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V.
Historische Drucktechniken gewinnen an Beliebtheit, Lithographie oder Tintendruck ermöglichen neue Interpretationen und Spielräume. Die junge Kunstgeneration setzt auf abstrakte Themen mit einfachen Kompositionen, einfachem Bildaufbau, Farbe und Linie, ohne dabei gegenständlich oder figürlich zu sein.
Das Motto: Anders sein. Anders sein in der digitalen Welt. Sich absetzen. Absetzen von Virtualität und Absetzen von Erwartbarkeit. Das Herausarbeiten dieses Kontrasts liegt in der Aufgabe des Kunstschaffenden.
Unverwechselbarkeit und Nichtkalkulierbarkeit sollen sich in den Werken widerspiegeln.
Um das zu unterstützen, wünscht Kristian Jarmuschek sich Freiraum. Freiraum für die Künstler. Sie brauchen die Gewissheit, dass man sich auf sie verlässt. Sie brauchen Rückhalt, um sich Neues zu trauen. Sie brauchen Momente. Momente, in denen der Galerist die Kunst mal nicht versteht. Momente, in denen man sich fragt „Wie kann das Kunstwerk mein Leben verändern? Was bedeutet das Kunstwerk für mich? Wie kann ich es begreifen?“
Vom Nichtverstehen zum Perspektivwechsel. Neue Sphären entdecken, neue Sphären entwickeln.
Ob nun durch obszöne Statuen mit entblößten Genitalien, Baumstämme, grau meliert, die Schuhe tragen, verrostete Eiseninstallationen in Übergröße oder einbeinige Figuren ohne Kopf mit Kragen. Kunst kann einiges. Und Kunst wird auch in Zukunft einiges können. Oder vielleicht sogar noch mehr.
Autorin: Julia Haeck