Das Mädchen aus Bauklötzchen
Jenga, wer kennt es nicht? Das Spiel mit den Bauklötzchen, mit denen man einen möglichst großen Turm baut und abwechselnd ein Klötzchen rauszieht.
Gerhard Demetz benutzt diese Bauklötzchen nicht, um einen Turm zu bauen.
Er formte eine Figur aus Bauklötzchen. Ein Mädchen. Traurig. In der Pubertät. Mit einem Kruzifix in der rechten Hand. Die Figur steht auf einem großen Bauklotz, Gesicht und Hände sind fein ausgearbeitet. Der Rest wirkt eher rau.
Das Eigenartige, ja vielleicht das Besondere an dieser Skulptur?
Der Kinderkörper ist nach hinten geöffnet. Damit möchte der Künstler signalisieren: Kinder müssen einiges einstecken, sie nehmen Geschichten und Erlebnisse in sich auf, die für sie grausame Realität geworden sind.
Das Kruzifix soll den Bezug zur Institution Kirche darstellen. Demetz wirft der katholischen Kirche Missbrauch und Vergehen an Kinder vor. Der offene Körper ist ein Zeichen dafür, dass er penetriert werden kann.
Eine grausame Geschichte verbirgt sich hinter der Skulptur. Demetz möchte gesellschaftskritisch sein, Themen, über die nicht gerne gesprochen werden, in den Vordergrund stellen. Weshalb er den Titel „Our Mother bake for us“ für diese Figur ausgewählt hat, lässt sich nur erahnen. Vielleicht möchte er damit ausdrücken, dass die Mutter hilflos mit ansehen muss, dass ihrem Kind Böses wiederfahren kann. Hat sie doch sonst alles im Griff und versorgt ihr Kind so gut es geht.
Das Kunstwerk des Tages ist mehr als nur eine Skulptur, sie erzählt eine Geschichte, die viele nicht hören möchten. Bleibt am Ende die Frage offen, ob dieses Kunstwerk auch für 24.000€ in ein Wohnzimmer gestellt wird.
Autor: Corinna Wiencke