„Baby,
es ist über einen Monat her, seit ich nach Hong Kong gekommen bin. In dieser Zeit habe ich immer versucht, etwas zu tun. […] Aber ich hatte nie eine zufriedenstellende Idee.“
So beginnt eine Notiz, die der chinesische Künstler Ma Yujiang am frühen Morgen des 24. Januar 2014 seiner Frau Njing hinterließ, bevor er sich zu einem Spaziergang aufmachte, der ihn zu seinem größten Werk inspirierte.
Ma Yujiang hatte es nicht leicht. Vor wenigen Wochen ist der nach Hong Kong gezogen, konnte sich jedoch nicht an die Stadt anpassen. Auf seinem Spaziergang machte er Fotos, um sich orientieren zu können. Dabei fiel ihm einer der Buchstaben auf, den er in seinem Brief verwendet hatte.
Sechs Monate vergingen, in denen er durch Hong Kong streifte und versuchte, die einzelnen Zeichen seines Briefes in der traditionellen Chinesischen Schrift zu finden und abzupausen. „Es war eine sehr intensive Erfahrung“, erzählt der heute 28-Jährige auf der ART COLOGNE. „Es gab Zeiten, da habe ich beinahe die Orientierung verloren.“
Am Ende fehlte ihm nur ein Zeichen – von 251 – und er hatte sich vollends an die Stadt gewöhnt. Den (zu 99,9% vollständigen) Brief präsentiert er auf der ART COLOGNE.
(von Andreas Fricke)