Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung von Kunst. Ich verstehe an vielen Werken nicht, wo ich die Kunst suchen muss. Auf der ART COLOGNE geht es mir an etlichen Ständen so. Allerdings besuche ich diese Messe, um zu lernen, wie Kunst funktioniert. Wie weiß ich als Laie was gut und was schlecht ist? Wie weiß ich überhaupt: Ist das Kunst oder kann das weg?
Bei der Suche nach Antworten bin ich auf den Stand des Brüsseler Ateliers „Waldburger Wouters“ gestoßen. Hier überkam mich wieder die Frage: Wieso ist das Kunst?
Ein Gespräch mit einer Standmitarbeiterin war in gewisser Weise ein Augenöffner. Das Atelier stellt auf der Messe Kunstwerke aus, die auf den ersten Blick wie gewöhnliche Möbel aussehen. Und auch auf den zweiten Blick. Erst die Geschichte und die Hintergedanken des Berliner Künstlers David Polzin machen aus den Gegenständen auch in meinen laienhaften Augen ein Kunstwerk. Er vereint Gegenstände aus der ehemaligen DDR und aus Westdeutschland und erzeugt somit Hybridgegenstände. Der treffende Titel dazu lautet: „Möbel und Objekte aus der postimperialen Phase Deutschlands“.
Doch warum genau sind diese Gegenstände nun Kunst? Ein Holzstuhl, ein Beistelltisch aus vier Chipsdosen und einer Holplatte wirken auf den ersten Blick wenig künstlerisch. Die Mitarbeiterin am Stand erklärt mir, dass die Kunst in diesem Fall im Schaffensprozess des Künstlers liegt. Aus alten und bekannten Objekten werden neue Dinge erschaffen, die so in der Vergangenheit nie existiert haben, theoretisch aber möglich gewesen wären.
Die Frage, ob diese Art der Kunst in den letzten Jahren neu dazu gekommen ist, quittiert die Dame vom Stand mit einem ungläubigen Blick. Sie erklärt mir, dass diese Kunstform bereits seit mindestens 50 Jahren existiert und beim besten Willen nicht neu ist. Das wusste ich als Kunstlaie auch noch nicht.
Ob diese Kunstform den Markt umkrempeln wird, frage ich sie. Da sie mittlerweile weiß, dass ich wirklich keine Ahnung vom Kunstgewerbe habe, beschreibt sie mir die Sache anhand eines Beispiels: Sie fragt mich ob ich Musik höre. Natürlich mache ich das. Dann fragt sie mich, ob ich nur eine Musikrichtung höre. Mir dämmert es, worauf die Dame hinaus will. Ich antworte mit nein. Mehr muss sie gar nicht sagen. Ich verstehe was sie meint: So wie etliche Musikrichtungen nebeneinander existieren, so wird es immer die unterschiedlichsten Kunstformen geben, zu denen die Musik natürlich auch zählt.
Ich verabschiede mich und denke über das Gelernte nach: Kunst entsteht also da, wo Ideen etwas Neues erschaffen. So weit so gut. Ich habe für mich etwas dazu gelernt. In ihrer Gänze wird mir die Kunst auf der ART COLOGNE dennoch ein Rätsel bleiben.
(von Lukas Hesselmann)