Brigitte Schenk, Inhaberin der nach ihr benannten Galerie Brigitte Schenk in Köln, ist seit über 20 Jahren erfolgreiche Galeristin und hat für die ART COLOGNE 2017 ihren Schwerpunkt auf Werke namhafter Künstler aus muslimisch geprägten Ländern gelegt. Diese stellen eine Sammlung der modernen Kunst aus dieser Region dar. Die Präsentation ist als Demonstration gegen das von Donald Trump verhängte Einreiseverbot zu verstehen. Mit dieser Protestbekundung folgt sie einer Reihe internationaler Museen und kultureller Institutionen (z.B. Davis Museum am Wellesley College, Massachusetts, MoMA PS1, New York), die mit Ausstellungen und entsprechenden Kunst-Aktionen ihre Stimme erheben.
Haben Sie eine besondere Beziehung zu muslimisch geprägten Ländern?
Ja, das kann man schon sagen. Vor 17 Jahren habe ich an einem „Cultural Program“ von BMW mitgearbeitet. Das Programm hieß „Art Car“. Dabei ging es um limitierte Autos, die von internationalen Künstlern gestaltet wurden. Man suchte einen Künstler für ein limitiertes Auto für den Markt des Landes, aus dem der ausgesuchte Künstler kam. 1999 sollte ich dann für die arabischen Länder einen Künstler finden. Dafür reiste ich nach Dubai. Das Projekt wurde jedoch dann abgebrochen, aufgrund des zu der Zeit entstehenden Irak-Krieges. 2002 machte ich dann eine große Andy Warhol Ausstellung mit BMW zusammen. Diese Ausstellung erfolgte in drei Emiraten. Während der Ausstellung lernte ich dann H.E. Sheikha Hoor Al Qasimi (Präsidentin und Gründerin der Sharjah Biennale und der Sharjah Art Foundation) kennen und wir begannen eine tolle Zusammenarbeit. Das war der Beginn meines internationalen Einstiegs.
Ist dies auch der Grund warum Ihre Ausstellung hier auf der ART COLOGNE 2017 sich auf Künstler aus diesen Ländern bezieht?
Ja, ich würde sagen auch. Den Anstoß ausschließlich arabische Künstler zu zeigen, hat allerdings Donald Trump mit seinem Verbannungs-Gebot gegeben.
Ist die Kunst für Sie ein Sprachrohr? Welche Wirkung erhoffen Sie sich damit, denn die Ausstellung ist ja gleichzeitig eine Protestaktion gegen Donald Trump?
Die Ausstellung ist nicht nur eine Protestaktion gegen Trump. Die Künstler an sich sind alle in ihren eigenen Ländern politisch aktiv und üben Kritik durch ihre Kunst. Allein auch aus Solidarität gegenüber den Künstlern an sich, habe ich diese Auswahl getroffen. Die Künstler müssen ganz subtile Wege suchen, um sich auszudrücken und ihre Meinung der Öffentlichkeit mitzuteilen. In ihren Kunstwerken sind versteckte politische Botschaften eingebaut, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, denn sonst würden sie im Gefängnis landen oder müssten flüchten.
Welche Macht sehen Sie in der Kunst für solche Aktionen im politischen Bereich?
Die Macht der Kunst ist nicht zu unterschätzen. Sonst gäbe es wohl Kunst, Musik und Theater in Saudi-Arabien und anderen arabischen Ländern. Warum sperrt man dort zum Beispiel Dichter oder Künstler ein? Die Macht der Kunst ist sehr stark. Kunst kann verändern. Ich finde das Statement von Abdulnasser Gharem sehr treffend und wichtig. Er sagt: „Wir bilden die Opposition“. Die Kunst ist eine nicht zu unterschätzende Macht, sonst hätte auch die Politik in diesen Ländern nicht so viel Respekt.
Hatten Sie schon andere Ausstellungen mit einem politischen Hintergrund?
Weniger. Das hat aber auch einen Grund. Die westlichen Künstler bewegen sich mehr auf einem ästhetischen Niveau. Hier gibt es Meinungsfreiheit, es gibt keine Todesstrafe, Frauen haben weit mehr Rechte. Hier im westlichen Raum gibt es weniger Restriktionen, die Kunst bewegt sich mehr auf einem formal ästhetischen Niveau.
Wie war die Resonanz darauf?
Schwierig. Viele Menschen und auch gebildete Journalisten werfen alles in einen Topf. Da ist sehr wenig Bildungsbackground vorhanden. Das finde ich erschreckend und schade.
Glauben Sie Kunst kann eine solche Macht und Aussagekraft haben, dass sie eine Veränderung erwirken kann?
Ja ganz klar.
Insbesondere Künstler der arabischen Welt setzen ihre Kunst ein, um politische, gesellschaftskritische Probleme zu thematisieren und anzuprangern. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Wir leben hier in einer Demokratie. Die Kunst greift in diesen Ländern einfach stärker und bildet die Haltung der Kritik ab. Hier im Westen sind wir einfach schon weiter und zivilisierter. Dort will man, bzw. versucht man, die Zivilgesellschaft voranzubringen. Da ist die Kunst der Königsweg. Die Kunst hat auch einen sinnlichen Aspekt. Sie ist mehr als nur ein Diskurs. Sie verbindet eben den sinnlichen Aspekt mit dem intellektuellen Aspekt.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Künstler und ihre Werke ausgesucht?
Nach dem Konzept für die Koje. Sie müssen eben alle ein Kriterium erfüllen: aus den entsprechenden arabischen Ländern kommen und gleichzeitig Themen wie Flucht, Abschiebung oder Religion berühren.
(Von Lara Granderath)