Lukas Minssen, Galerist

Wie wird man eigentlich Galerist?

Ohne die Galeristen wäre es hier wohl ein wenig ruhiger. Kein Trubel, keine Menschenmengen, die sich durch die Gänge auf dem Messegelände schlängeln, keine Kunstwerke auf der fast 40.000 m² großen Ausstellungsfläche, kaum etwas los. Um nicht zu sagen: Es gäbe vermutlich keine ART COLOGNE.

Schließlich sind es nicht die Künstler selbst, die ihre Kunstwerke zur Schau stellen, sondern die Galeristen, als Vermittler zwischen Künstler und Publikum. Die meisten Ausstellungsstücke kommen von den Galerien, neben Verlagen und Institutionen stellen sie den Löwenanteil auf der ART COLOGNE.

Rund 200 verschiedene Galerien präsentieren die Arbeiten von etwa 2.000 Künstlern und machen die ART COLOGNE damit nicht nur zur größten Kunstmesse Deutschlands, sondern auch zu einer der wichtigsten weltweit. Galeristen sind also omnipräsent auf der ältesten Kunstmesse der Welt, ständig in Kontakt mit Fachleuten, Kunstinteressierten und Journalisten. Grund genug, die Frage zu stellen:

Wie wird man das eigentlich, ein Galerist?

Dortmunder Galerie Utermann
Lukas Minssen ist Galerist bei der traditionsreichen Dortmunder Galerie Utermann  mit dem Schwerpunkt auf deutschen Expressionismus und der Klassischen Moderne.

FRAGE: Hallo Lukas, wir haben uns gefragt: Wie wird man eigentlich Galerist?

ANTWORT: Das ist natürlich in einem Satz nicht zu beantworten. Also, was man auf jeden Fall mitbringen muss, ist eine absolute Begeisterung für Kunst. Das ist so. Und den großen Spaß, aus schwierigen Projekten Dinge zu machen, an denen man Gefallen findet. Das im Allgemeinen. Und dann, was das konkrete angeht: Ich habe Kunstgeschichte studiert, habe aber immer gewusst, dass ich nicht in die Wissenschaft gehen will, sondern in den Handel. Ich habe das dann mit Praktika begleitet, also in Auktionshäusern und in Galerien. Das ist nicht der Königsweg aber ein Weg den man auf jeden Fall nehmen kann.

FRAGE: Woher kommt die Begeisterung für Kunst? War das eine Entwicklung?

Das hat sich langsam entwickelt, durch Beschäftigung in dem Auktionshaus. Aber es gibt auch ganz andere Entwicklungen. Zum Beispiel ein Münchener Kollege: der ist eigentlich Architekt und ist dann Galerist geworden. Es gibt die verschiedensten Wege, um Galerist zu werden.

FRAGE: Was ist das für ein Beruf? Was macht ein Galerist?

Man muss unterscheiden zwischen Galeristen und Kunsthändlern, ich bin eher der Kunsthändler. Als Kunsthändler handle ich natürlich mit Dingen, als Galerist ist man noch viel mehr in das Projekt mit eingebunden, jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, um ihnen Ausstellungsfläche und auch eine gewisse Wahrnehmung zu ermöglichen. Händler und Galerist – das überschneidet sich natürlich.

FRAGE: Nach welchen Kriterien gehst du vor, wenn du neue Künstler und Kunstwerke aufnimmst?

ANTWORT: Das kann ich nicht so genau beurteilen, weil wir wenig mit zeitgenössischer Kunst arbeiten. Was die Kunstwerke angeht, ist es natürlich vor allem die Verkäuflichkeit, aber natürlich auch das eigene Qualitätsempfinden. Wir haben als Prämisse nichts zu kaufen, von der wir uns nicht genau sicher sind, dass es eine Qualität besitzt, bei der wir uns dann nicht schämen würden es auch für die nächsten 10 Jahre zu behalten.

FRAGE: Die Interaktion mit Messebesuchern wirkt bei vielen Galeristen sehr familiär.

ANTWORT: Ja. Die Kunstwelt ist eine kleine Welt, vor allem die Kunsthandelswelt und die Messewelt. Das ist eigentlich ganz witzig, denn es ist letzlich egal, ob man in New York, in Basel oder wo auch immer ist, man trifft eigentlich sehr, sehr viele ähnliche Gesichter.

FRAGE: Das heißt, dass man auf den Messen auf der ganzen Welt immer seine Leute hat?

ANTWORT: Ja, das schon. Natürlich nicht immer die gleichen, auch immer wieder neue, was dann auch der Grund für Messen ist, dadurch dass es viele Leute interessiert und man viele neue Leute kennen lernen kann. Galerien haben es außerdem auch schwer ihre Ausstellungsräume zu füllen. Auch wenn sie eine sehr interessante Ausstellung machen, ist es eher so, dass die Menschen auf Messen kommen.

FRAGE: Wie wichtig ist dieses Networking auf einer Messe?

ANTWORT: Ich glaube wirklich grundlegend. Das ist wirklich von kapitaler Wichtigkeit, ohne geht’s nicht.

FRAGE: Wenn du sagst, dass das Aufbauen von Netzwerken so wichtig ist: Wie ist das auf der ART COLOGNE? Welchen Stellenwert hat speziell diese Messe?

ANTWORT: Für uns, zusammen mit der Maastrichter Messe, mit der Tefaf, eigentlich den höchsten. Weil das eine international renommierte Messe ist, mit Gegenwartskunst ganz oben, mit der klassischen Moderne und dazwischen die etablierten Zeitgenossen. Es ist ein Gütesiegel, teilnehmen zu dürfen, wir sind jetzt zum 48. oder 49. Mal dabei, also fast seit Gründung. Wir haben auch die Tiefen mitgemacht, aber jetzt ist die Messe von einem hohen Stellenwert und sicherlich die wichtigste deutsche Kunstmesse.

FRAGE: Was fasziniert dich so sehr an Kunst, dass du sagst: Das möchte ich als Beruf machen?

ANTWORT: An Kunst interessieren mich die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, dadurch auf ganz andere Themenbereiche zu kommen, die man vorher nicht kannte und natürlich auch das visuelle Vergnügen. Das gehört für mich alles drei zusammen.

(von Sascha Koch und Maximilian Jäger)