Das Thema Krisenkommunikation stand im Mittelpunkt eines Vortrages, bei dem Mark Mätschke (CURRENTA) in der HMKW Köln erläuterte, wie Chemie-Unternehmen die Öffentlichkeit informieren, wenn es zu Zwischenfällen mit Außenwirkung kommt.
„Informationen unterdrücken? Das können Sie sich heute nicht mehr leisten“, lautete die zentrale Botschaft von Mark Mätschke, der auf Einladung von HMKW-Dozent Dr. Matthias Kurp (Fachbereich Journalismus und Kommunikation) über das Thema Krisenkommunikation referierte. Sein Thema lautete: „Was mache ich, wenn der Brand © brennt und der Nachbar twittert es?“ Der Experte, der die digitale Kommunikation von CURRENTA leitet, betonte, wenn es an einem Produktionsstandort für Chemieprodukte zu Unfällen, Bränden oder Explosionen komme, gehe es darum, Öffentlichkeit und Medien möglichst rasch und umfassend zu informieren. Wer versuche, Fakten zu verfälschen, laufe Gefahr, dabei ertappt zu werden. Schließlich seien bei Kriseneinsätzen so viele Einsatzkräfte und Zeugen vor Ort, dass sich praktisch nichts verheimlichen lasse. Transparenz sei bereits in der frühen Krisenphase das wichtigste Gebot. Andernfalls könnten Image und Reputation nachhaltig in Gefahr geraten. Die Currenta GmbH & Co. OHG gehört zu 60 Prozent der Bayer AG und zu 40 Prozent der Lanxess AG. Sie ist Betreiber und Manager des CHEMPARK mit den drei Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen.
„Ohne das Vertrauen unserer Nachbarschaft können wir bald nichts mehr produzieren“, machte der Kommunikationsexperte deutlich, wie wichtig es für die Chemie-Branche ist, das Vertrauen der Anwohner zu erhalten (Issue Management). Im Fall einer Krise sei schnelles Handeln gefragt. Mätschke berichtete, Ziel von CURRENTA sei es, bei Unfällen oder Bränden die Öffentlichkeit nach einer halben Stunde mit ersten Informationen zu versorgen. Etwa eine Stunde nach dem Beginn einer Krise sollten „ausführlichere, fundierte Fakten“ folgen. Um Anwohner bzw. Nachbarn, Mitarbeiter und Medien zu erreichen, setzt CURRENTA auch auf Social Media. Dabei verliere Facebook bei der Krisenkommunikation an Bedeutung, während Twitter immer wichtiger werde, analysierte Mätschke. Der Mikroblogging-Dienst erreiche Multiplikatoren, Meinungsführer und Medienmacher. So lag etwa die Twitter-Reichweite, als es im Leverkusener CHEMPARK vor einem Monat brannte, bei etwa 700.000 und führte dazu, dass das Thema acht Stunden lang an der Spitze des Twitter Trending Topics Ranking lag.
Mätschke erläuterte, wie sich CURRENTA auf mögliche Krisen vorbereitet. Alles Wichtige sei in Krisen-Handbüchern festgelegt: zum Beispiel Presse- und Nachbarschafts-Hotline, Medien-Beobachtung, Umgang mit der Social Community oder eine sogenannte Darksite, also Online-Inhalte, die speziell für mögliche Unfälle etc. vorbereitet wurden und im Falle des Falles im Internet sichtbar gemacht werden. Ziel müsse es sein, mit der Öffentlichkeit „auf Augenhöhe“ zu kommunizieren und nichts zu beschönigen. Mätschke räumte ein, der mediale Druck im Online-Zeitalter steige. Ob etwas bundesweit für Schlagzeilen sorge, hänge oft weniger von objektiven Fakten ab als von anderen Faktoren: „Wer das Bild hat, hat auch die Nachrichten“, urteilte der Gast in seinem Resümee vor knapp siebzig Zuhörerinnen und Zuhörern, darunter vor allem Studierende des B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation, im Kölner HMKW-Audimax.