Zwischen schmutzigem Geschirr und Wandtattoos aus Post-Its

Obacht bei der Wahl eurer Mitbewohner 

 Beim WG-Casting gibt es Einiges zu beachten. Wir stellen die wichtigsten Typen von Mitbewohnern vor. 

Köln ist in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Großstädte Deutschlands geworden. Immer mehr Menschen zieht es in die selbsternannte Jecken-Hauptstadt, um nach dem Kölschen Lifestyle zu leben. So, wie die stolzen Ur-Kölner. Aber alle Großstädte plagt das gleiche Problem. Der Wohnraum ist knapp und teuer. Deswegen ist es vor allem bei Studenten beliebt, sich eine WG zu suchen und die Traumwohnung mit völlig Fremden zu teilen. Aber wie wird der vermeintlich durchschnittliche Student eigentlich zum Mitbewohner?

Klar, durch Zufälle, Tinder-Dates, Aushänge am Campus oder ganz klassisch: Bewerben. Ist man erst mal mit dem sich lobpreisenden Bewerbungsschreiben in den Recall gekommen und hat sich gegen 400 weitere Anfragen durchgesetzt, wird man zum WG-Casting eingeladen. Dort warten dann Fragen wie „Tagesschau oder RTL II News?“, „Welche ist deine Lieblingsdroge?“ oder „Warum liegt hier eigentlich Stroh?“ auf den Bewerber. Aber nicht nur die Fragen sind manchmal ein bisschen zu intim und verrückt, sondern auch die Casting-Teilnehmer. Auf welche WG-Typen ihr euch gefasst machen müsst…

Der „Ich mach die Musik gleich leiser“-Typ:

„It’s my liiiiiiiife“, dröhnt es durch die Wände. Ein Klopfen. Ein Hämmern. Ein Klingeln. „Können Sie bitte die Musik leiser stellen, Justin-Niklas und Chantal-Jaqueline schlafen schon“, brüllt die Nachbarin mit Bon Jovi um die Wette. Ein ganz normaler Donnerstagabend in der Party-WG. Wer so einen Mitbewohner hat, lernt ständig neue Leute und Schnapsrichtungen kennen und darf die letzten Tropfen Erbrochenes von der Klobrille putzen. Und vielleicht lernt man sogar den Traumtypen oder die Traumfrau kennen, weil sich diese(r) aus Versehen in der Zimmertür geirrt hat – ist doch toll, oder?

Im Gefrierfach: Wodka und Eiswürfel.

Der „Hast du meine Post-Its gesehen“-Typ:

(Foto: Bachmann)

„Laut der Excel-Liste bist du heute dran, den Kühlschrank auszuwischen. Ich wasche die Gardinen“, ermahnt dich dein Mitbewohner. Als du den Kühlschrank öffnest, um ihn natürlich fristgerecht zu putzen, klafft dir ein neongelber Post-It entgegen. Darauf steht „Bitte deine abgelaufenen Lebensmittel aussortieren!!! :(“. Der Spießer-Typ hat immer einen Vorrat verschiedenfarbiger Post-Its für unterschiedliche Beschwerden in der Schreibtischschublade. Und in der Küchenschublade. Und im Badschrank. Er liebt Listen, Pläne und natürlich Post-Its.

Im Gefrierfach: Tupperdosen mit Post-Its von Montag bis Sonntag.

Der „Ich komm mit aufs Klo“-Typ:

Du hast es dir gerade in Jogginghose mit einer Familienpackung Schokoeis im Bett bequem gemacht und freust dich auf die letzte Folge deiner Lieblingsserie, plötzlich klopft es an der Zimmertür. „Ich habe heute extra ein neues Kartenspiel für uns gekauft. Sollen wir das spielen? Oh, Eis. Ich hole schnell noch einen Löffel. Und den Eierlikör, der passt so gut zu Schokoeis. Aber dann müssen wir morgen unbedingt zusammen Joggen gehen!“ In solchen Situationen hilft nichts außer Augen verdrehen und Resignieren. Die Anhängliche wäre sogar auf dem Klo dabei, wenn es kein Schloss dafür geben würde.  

Im Gefrierfach: Blätterteig für Häppchen beim nächsten Spieleabend. 

Der „Ich habe bis 6 Uhr gezockt“-Typ:

Es klingelt an der Tür. Wie jeden morgen um 11:30 Uhr. Der Postbote ist da. „Die Pakete sind für deinen Mitbewohner“, sagt er. Wie jeden morgen um 11:30 Uhr. Ihr duzt euch mittlerweile, weil du ihn öfter zu Gesicht bekommst, als dein Mitbewohner das Tageslicht. Du bist es nämlich, der jeden Morgen die Tür öffnen muss, wenn es beim Zocken mal wieder zu spät für den „Nerd“ geworden ist. Meistens bringt der Postbote übrigens Videospiele – natürlich am Release-Tag.

Im Gefrierfach: Drei Big Packs Tiefkühlpizzen.

Der „Ist das auch vegan?“-Typ:

Der Abfluss ist verstopft. Schon wieder? Kein Wunder, die Öko-Tussi wäscht sich nicht mit Duschgel. Duschgel ist böse, gefährlich und reizt die Haut. Stattdessen gibt es bei ihr eine selbstgemixte, übel riechende Textur aus Mehl und Haferflocken (natürlich Bio), die sich dann einmal komplett in der Duschwanne verteilt und auch noch im Abfluss festsetzt. Wie wird sie davon sauber? Und vor allem: Wie bekommt sie diese Mischung wieder aus ihren Haaren? Ach, muss sie ja nicht. Dreadlocks wäscht man ja nicht.

Im Gefrierfach: Gefrierfach? Verbraucht viel zu viel Energie!!!

Der „Das schimmelt doch noch nicht“-Typ:

(Foto: Bachmann)

Du drehst das Schloss deiner Wohnungstür um und öffnest die Tür. Aber weit geht sie nicht auf. Was ist da los? Deine Mitbewohnerin hat mal wieder ihre Schuhe direkt hinter der Tür geparkt. Und damit ist nicht etwa ein Paar gemeint, sondern zwölf. Mit aller Mühe schiebst du die Schuhe zur Seite und drängst dich durch den schmalen Spalt. Ah, es wurde gekocht. Nicht, dass man das riechen würde. Die Herdplatte ist mit eingetrockneter Tomatensoße beschmiert. Parmesanbrösel liegen auf dem Boden verteilt. Die Spüle steht voller schmutziger Teller und halb vollen Töpfen. Auf dem Küchentisch liegen zwei Stücke kalte Pizza. Ohne Teller. Waren wohl keine Sauberen mehr da. Das Lebensmotto des Messie-Mitbewohners ist „Nach mir die Sintflut“ und damit diese „Sintflut“ aus Schimmel und schmutzigen Socken nicht wirklich irgendwann über eure Wohnung rollt, räumst du auf und googlest die Nummer eines Kammerjägers.

Im Gefrierfach: Nichts, das Eis liegt geschmolzen auf dem Küchentisch.

Der „Wer?“-Typ:

Eine Toilettenspülung, das Piepen der Mikrowelle, ein Türknallen – und schon ist wieder Stille. „Wie hieß eigentlich nochmal dieser Typ aus dem Zimmer links?“ oder „‚Sollen wir XY auch fragen, ob er eine Pizza will?’ ‚Wen?’“, das fragt sich die WG regelmäßig. Das Mitbewohner-Phantom bekommt man eigentlich nie zu Gesicht. Machtmal ahnt man nur, wer hinter der verschlossenen Badtür lauten Heavy Metal hört. Lediglich die Miete überweist er fristgerecht und beweist damit, dass es ihn wohl doch geben muss.

Im Gefrierfach: Nichts.

Text: Lisa Bachmann

Ein Gedanke zu „Zwischen schmutzigem Geschirr und Wandtattoos aus Post-Its“

  1. Sehr lustig geschrieben, manche Beispiele kennt man aus dem echten Leben, haha. Eventuell ZU authentisch. Weiß nicht ob ein Gespräch über Drogen auf einem Hochschulblog wirklich vorhanden sein soll/professionell wirkt. 😉

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