Quidditch, der Ballsport auf fliegenden Besen, dürfte jedem Harry Potter-Fan ein Begriff sein. Doch wer hätte gedacht, dass man die Vollkontakt-Sportart, die an eine Mischung aus Rugby, Dodgeball und Handball erinnert, auch ohne Magie ausüben kann? Das kölnische Muggel-Quidditch-Team beweist es. Melina Coniglio hat die Cologne Cannons, die sich zwei Mal die Woche auf dem Sportgelände der Uni Köln treffen, bei ihrem abendlichen Training begleitet.
Egal ob Billard, Kegeln oder Darts, hier wird alles mit dem Fuß gespielt. Die Pool Ball-Arena in Köln bietet ihren Gästen neue Varianten des Fußballs an, für jeden der auch mal abseits des Fu ßballfelds Spa ß haben möchte .
Wenn man hier reinkommt, hört man sofort laute Jubel-Rufe. Mehrere Kinder und Erwachsene laufen auf überdimensional großen Tischen rum. Man sieht, wie sich ihre Blicke voller Konzentration nach unten richten und wie sie gestikulieren, als ob sie gerade eine Taktik planen. Dann nimmt einer der Spieler Anlauf und schießt einen Ball in die Richtung, in die er gerade noch mit den Händen gezeigt hatte. Einen kurzen Augenblick später sieht man, wie ein weiterer Ball in ein Loch fällt und plötzlich hört man erneut den Jubel.
So ist es jeden Tag in der PoolBall-Arena in Köln-Nippes. Im Dezember 2017 eröffneten Markus Marx und die Eheleute Monika und Andreas Rodenkirch die Anlage im Norden Kölns. Letztes Jahr besuchten knapp 10.000 Gäste die Anlage. Bis heute sind es schon mehr Besucher als im letzten Jahr. Und die Entwicklung scheint keinen Halt zu machen. Doch was ist eigentlich PoolBall?
Es handelt sich um ein Spiel, bei dem Billard mit dem Fuß gespielt wird. Es gibt sechszehn Bälle, zwei Teams und bis zu zehn Spieler pro Team. „Gespielt wird nach Billard-Regeln, aber mit zwei Unterschieden: das Einlochen der schwarzen Acht und die Fouls“, erklärt Markus Marx.
Damit meint er, dass bei jedem Versuch das Loch, in das man die schwarze Acht einlochen möchte, neu ansagen darf. Und es gibt noch eine weitere Änderung: Wenn eine Mannschaft ein Foul begeht, darf die weiße Kugel danach überall auf dem Platz aufgestellt werden.
„Schlag den Raab“ brachte sie auf die Idee
Auf die Idee kamen Marx und die Rodenkirchs im Jahr 2013 dank der Sendung „Schlag den Raab“. Damals starteten die beiden Geschäftspartner mit einer Fußballgolf-Anlage in Elsdorf-Berrendorf. Als es dann aber regnete, konnte nicht gespielt werden, weil es kein Dach gab. Deshalb suchten sie eine Spielvariante, die man Indoor spielen kann. In der Sendung von „Schlag den Raab“ haben sie dann einen PoolBall-Tisch gesehen und prompt entschieden sie sich, einen zu kaufen.
Sie nahmen Kontakt mit dem Hersteller auf und bestellten im Januar 2014 einen Tisch für ihre Fußballgolf-Anlage, die von Köln aus knapp 30 km entfernt ist. Doch es lief schleppend an: „Am Anfang lief es gar nicht. Da haben wir gedacht, wir haben alles falsch gemacht“, so Marx.
Irgendwann änderte sich das Ganze wie aus dem Nichts. Es kamen immer mehr Menschen, um diese in Deutschland sehr seltene Variante des Fußballs zu spielen. „Die Nachfrage war aufeinmal so groß, dass die Räumlichkeiten in Elsdorf nicht mehr gereicht haben. Die Gäste mussten teilweise bis zu drei Monate warten, um spielen zu dürfen“, blickt Marx heute zurück.
Deshalb war der nächste Schritt klar: Sie mussten umziehen! In der Neusser Straße in Köln fanden sie eine Halle, die groß genug war, um drei PoolBall-Tische aufzubauen. Seitdem erobern sie damit die Herzen der Kölner. Denn praktisch jeder der die PoolBall-Arena besucht, verlässt sie mit einem Grinsen im Gesicht.
Das Gute an PoolBall: es ist „ein Sport für alle“, wie Marx behauptet. „Kinder ab 6 Jahre können das spielen, aber genauso haben wir Senioren, die wieder froh sind, einen Ball kicken zu dürfen“, fügt er an. Es ist nämlich eine gute Unterhaltung mit sehr viel Ähnlichkeit zum Fußball, aber ohne den Körper so sehr zu beanspruchen.
Für Marx basiert der Erfolg von PoolBall auf drei wichtigen Stützen. PoolBall ist ein Sport für alle. Dazu kommt, dass Fußball eine der beliebtesten Sportarten der Welt ist, dadurch hat man eine große potentielle Zielgruppe. Marx betont außerdem, dass PoolBall sich sehr gut eignet, um Menschen zusammenzubringen: „Bei Betriebsausflüge will man heute nicht nur einfach essen gehen und quatschen, sondern man will was unternehmen. Dieser Unterhaltungscharakter ist der dritte wesentliche Baustein, weshalb Menschen hier herkommen“, sagt Marx.
Mit PoolBall noch lange nicht genug
Seit Ende Mai gibt es in der PoolBall-Arena eine weitere Neuigkeit, die noch mehr Gäste anzieht. Es handelt sich um zwei Bowling-Bahnen, auf denen ebenfalls mit dem Fuß gespielt wird. In Deutschland gibt es soetwas sonst nur in Bochum. Auch hier sind die Regeln ganz leicht. Es sind dieselben wie beim Kegeln, nur das eben statt mit der Hand, mit dem Fuß gespielt wird. Die Fußbälle sind extra etwas schwerer als normal, damit die Pins auch umgeworfen werden können.
Marx und Rodenkirch sind über die sozialen Medien auf das Fußball-Bowling gekommen. Viele ihrer Freunde haben ihnen über Facebook einen Link zu einem Video geschickt, in dem mit Fußbällen gebowlt wurde. „Unsere Freunde meinten: Das müsst ihr machen“, erinnert sich Marx. Daraufhin haben sie sich das Video genauer angeguckt und mit KickX, dem Patent-Inhaber der Fußball-Variante, verhandelt. Ein halbes Jahr später waren sie da: die zwei Bowlingbahnen. So schnell kann das gehen!
Das soll aber noch nicht alles sein: „Wir sind gerade noch dabei Fußball-Dart zu installieren“, erklärt Marx. Dafür lassen sie sich eine 2,70 Meter große Scheibe herstellen, auf die man schießen kann. Die Bälle bleiben dann daran kleben. Denn eines steht für die Geschäftspartner fest: sie wollen sich auf ihre bisherige Erfolgen nicht ausruhen, sondern versuchen sich immer wieder neu zu orientieren. Die Scheibe soll dann ebenfalls in den Keller kommen und genau neben den beiden Bowling-Bahnen stehen. Die obere Etage gehört dafür den drei PoolBall-Tischen.
Vom Hobby zum Beruf
Wohin die Zukunft des PoolBall führt ist noch unklar. Die Besitzer haben große Hoffnung, dass die gute Entwicklung so bleibt. Laut Marx ist in Köln keine weitere Anlage geplant, sondern er und seine Geschäftspartner wollen „in andere Städte reinwachsen“, wo sie das Konzept ausbauen können. Wenn es in Köln überhaupt noch eine weitere Anlage geben würde, dann nur „auf der anderen Rhein-Seite“.
Bei so viel Erfolg, könnte es schon bald sein, dass sich das Leben der drei komplett ändert. Eigentlich sind Marx und die beiden Rodenkirchs in ganz anderen Branchen tätig. Marx ist Bankkaufmann, Herr Rodenkirch arbeitet als Versicherungs-Experte und Frau Rodenkirch hat Jahre lang eine Gastronomie geführt. Doch für alle drei könnte bald der Traum zum Hauptberuf werden.
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