Es ist Mittwochmorgen, kurz vor elf. Eine Horde Jugendlicher steht vor den Messehallen in Köln Deutz. Immerhin kommt die Location einigen bekannt vor, war hier doch letzte Woche noch die FIBO, die größte Fitness-Messe der Welt. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass hier auch einmal im Jahr die Gamescom stattfindet, sind aber auch schon die einzigen Dinge, mit denen man als Durchschnittsstudent im Moment etwas anfangen kann. Ansonsten schwebt ein riesiges Fragezeichen über den Köpfen der Studenten der HMKW.
Und das zu Recht: Als wir die Halle betreten, um an der Pressekonferenz der ART COLOGNE teilzunehmen, merke ich, dass die Leute hier tatsächlich irgendwie „anders“ sind. Während ich in Oversize-Shirt, Lederjacke, Jeans und Sneakern zu einem freien Tisch schlendere, komme ich mir das erste Mal leicht deplatziert vor. Eine Frau in der ersten Reihe ist komplett in lila gekleidet und trägt einen auffälligen Hut. Er ist deshalb so auffällig, da von ihm etwas ragt, das stark einem gut geschmückten Blumentopf ähnelt. Ein paar Meter weiter entdecke ich ein putziges Pärchen: Mann und Frau, beide mit rosa Röckchen, beide mit Glatze. Da ich mir leider nicht sicher bin, ob sie der irdischen Kommunikation mächtig sind, spreche ich sie nicht an. Zu gerne hätte ich gewusst, ob sie auch eine Kunstform verkörpern und quasi der Ausstellung dienen.
Natürlich findet man hier aber nicht nur Paradiesvögel und laufende Kunstwerke. 70 Prozent der Besucher sind Anzugträger und Frauen im Abendkleid, denen man bereits aus der Entfernung ansieht, dass sie das nötige Kleingeld für das ein oder andere Kunstwerk dabei haben. Ich hingegen nippe weiter an meiner Gratis-Cola und lasse meinen Blick durch die Menge schweifen. Während die meisten interessiert dem Eröffnungsplädoyer der Kölner Bürgermeisterin Henriette Reker lauschen, sprechen die Blicke von uns unpassend gekleideten Studenten eine ganz eigene Sprache. Plötzlich fällt ein Satz, von dem ich das Gefühl habe, er richte sich direkt an die Kunstbanausen der Medienhochschule. So versichert Gerald Böse, der Vorsitzende der Köln Messe GmbH: „Diese Messe nimmt vielen Kunst-Unerfahrenen die Angst sich mit Kunst auseinander zu setzen.“
Als ich mich noch immer frage, wovor ich denn Angst haben sollte, beantwortet der nächste Redner diese Frage mehr oder weniger mit erschlagenden Zahlen. In sympathisch amerikanischen Akzent preist Daniel Hug, Kunsthändler und Direktor der ART COLOGNE seine Messe an: „218 der wichtigsten deutschen Galerien und die weltweit bedeutendsten Kunsthändler sind definitiv einer Jubiläumsveranstaltung angemessen.“
Die Menge applaudiert. Ich nippe weiter an meiner Cola, als mir ein kleines, aber nicht unbedeutendes Detail auffällt. Der Herr neben mir hat ebenfalls einen Notizblock und schreibt. Ein paar Meter von ihm entfernt steht außerdem ein Kamerateam. „Moment mal“, denke ich mir „heute ist doch Pressetag. Das bedeutet, wir Medienmacher sind fast in der Überzahl.“
Umgeben von Kameras, Aufnahmegeräten und fleißigen Schreiberlingen, die in ihrer Freizeit wahrscheinlich auch nicht hier wären, fühle ich mich mittlerweile fast schon heimisch. Plötzlich sehe ich den Ausflug auf die ART COLOGNE als eine Herausforderung und einen weiteren Einblick in die Medienbranche. Ich bin gespannt, was uns die nächsten Tage erwartet.
(von Robin Welsch)