Mit dem Jubiläum der ART COLOGNE feiert auch Raimund Thomas das 50-jährige Bestehen seiner Galerie. Er war Gründungsmitglied der Kunstmesse, die jährlich in Köln stattfindet und ist seit der ersten Messe jedes Jahr mit einer Galerie unter den Ausstellern vertreten.
Gestern wurde er im historischen Rathaus von der Koelnmesse und dem Bundesverband deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) für seine herausragenden Leistungen der Kunstvermittlung mit dem ART COLOGNE-Preis ausgezeichnet. Zur Verleihung waren geladenen Gäste sowie Journalisten und andere Kunstinteressierte anwesend.
Hohe Gäste zur Ehrung des Preisträgers
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker eröffnete die Preisverleihung mit ihrer Rede, in der sie sich in Erinnerungen schwelgend an die Anfangszeit der heutigen ART COLOGNE erinnerte, deren Veranstaltung zu Beginn in Zelten auf dem Neumarkt stattfand. Der Vorsitzende des BVDG, Kristian Jarmuschek, lobte den ART COLOGNE-Preisträger Thomas für sein Engagement und seinen Ehrgeiz.
Als schließlich der Preisträger selbst zu Wort kommt, wird es skurril. Raimund Thomas hätte ihn gebeten, eine Laudatio für ihn zu halten, weil er „mehrfach die Gelegenheit hatte, den Preisträger zu treffen“, so Thomas über sich selbst. Der Grund: Er habe keine Lust auf Lobhudeleien, sondern wolle lieber ehrliche Worte hören.
Im Stile einer Bildbeschreibung für Kunstwerke referiert Thomas über sich selbst.„Titel: Ohne Titel
Technik: Lebendes Material, höchst komplex und zuverlässig
Entstehungsjahr: 1938
Signatur: Keine Tätowierungen
Zustandsbericht: gelegentlicher Faltenwurf, Ecken leicht angestoßen, minimale Retuschen, oben leicht angegraut
Ranking: genaue Zahlen liegen nicht vor, am heutigen Tag aber ganz oben
Bewertung: vor einigen Jahren noch unbezahlbar. Seit dem Einstieg der Tochter ins Geschäft nur noch etwa 50%.“
Thomas übt Kritik an der Regierung
Nach dieser unterhaltsamen Rede wird er ernst. Es sei bemerkenswert, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten vollbracht hat, sagt er und zählt Beispiele auf. Der Aufbau eines Sozialstaates, die Mitbegründung der Europäischen Union, die Wiedervereinigung von Ost und West, der Ausstieg aus der Atomkraft und die Suche nach alternativen Energien und nicht zuletzt der weltoffene Umgang mit Flüchtlingen. Eine berechtigte Zufriedenheit würde Deutschland, so Thomas, viel besser stehen als parteipolitisches „Hickhack“. Auch die teilweise rückwärtsgewandte und intolerante Art der Kirchen – allen voran der katholischen – kritisiert er. Dies sei die wache, kritische Seite des Preisträgers gewesen. Er habe mit den Jahren gelernt, den „Mut der Unbekümmertheit und die eigene Begeisterung wichtiger zu nehmen als ihre Zweifel“.
Er lässt den Applaus abklingen, bevor er sich für die eben gehaltene Laudatio von ihm über sich bedankt.
Raimund Thomas weiß genau wofür er das Preisgeld spenden möchte
Auf die Frage hin, die er den Journalisten gleich vorwegnimmt, wie er denn seinen Preis anwenden wolle, holt er einen kleinen Jungen auf die Bühne. Der aus Hof kommende Jonah spielt Violine und führt den Gästen ein aufwendiges Stück vor. Nach dem Stück erklärt Thomas, was es nun mit seinem musikalischen Gast im Zusammenhang mit der vorher gestellten Frage auf sich hat.
Thomas mache es eine Freude, Kinder zu sehen, die ein solch musikalisches Talent wie Jonah haben. So etwas müsse unterstützt und gefördert werden, denn solche Kinder bräuchten Anerkennung. Seinen Preis wolle er deswegen einem Verein zur Verfügung stellen, der das Ziel verfolgt, talentierte Kinder zu unterstützen und zu fördern.
(von Laura Müller und Pia Heidemann)