Auch organisatorisch stellt die ART COLOGNE Jahr für Jahr die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit steht hierbei im Fokus von KUNST & KÖLN. Dazu trafen wir am Freitag, dem zweiten Besuchertag, Benjamin Agert, den Kommunikationsmanager der ART COLOGNE zu einem ausführlichen Interview.
KUNST & KÖLN: Herr Agert, zu Beginn erstmal ganz pragmatisch: Welche Aufgaben haben Sie als Pressesprecher der ART COLOGNE?
Agert: Vor allem viel Schreiben und natürlich viel Sprechen, ständig in Kontakt zu Menschen stehen. Auch bezugnehmend auf den letztjährigen Blog der HMKW, habe ich eine sehr treffende Überschrift gelesen: „Ein halbes Jahr für fünf Tage Kunst“. Letzten Endes ist es so: Die Vorbereitungen beginnen im September des Vorjahres, bis hin zum April des jeweiligen Messejahres. Es ist mein Job, diese Messen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es gilt, nicht nur die Messe mit ihren Ausstellern und ihrer Qualität, sondern beispielsweise auch den Direktor Daniel Hug in der Öffentlichkeit zu platzieren. Das Medieninteresse ist natürlich bei einem Ereignis wie der ART COLOGNE groß. Das macht den Job auf der einen Seite angenehm, ist aber auf der anderen Seite gleichzeitig Koordinationsaufgabe, wenn es zum Beispiel darum geht, welche Journalisten wann, wo ihren Interviewslot bekommen. Es geht dann darum, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit an die richtigen Leute zu bringen. Vor allem in den letzten Jahren gewannen dann die sozialen Medien immer mehr an Bedeutung: Welche Kanäle sollen wie bespielt werden? Passt das zur Messe? Passt das ins Gesamtkonzept der Kommunikation? Hierbei ist das Zusammenspiel von Marketing, Werbung und eben PR wichtig.
KUNST & KÖLN: Bei der Eröffnungspressekonferenz schien die Oberbürgermeisterin Kölns Henriette Reker in Anbetracht der eher überschaubaren anwesenden Journalisten eher ironisch und enttäuscht zu kommentieren: „So sieht die Eröffnung eines Weltereignisses aus.“ Wie haben Sie diesen Satz verstanden?
Agert: Ich glaube sie hat es überhaupt nicht ironisch gemeint, aber es klang tatsächlich ein wenig so. Ich war doch auch ein Stück weit überrascht über diese Eröffnung.
KUNST & Köln: Wie viel muss man als Pressesprecher der ART COLOGNE von moderner Kunst verstehen?
Agert: Ich habe zwar keine Kunstgeschichte studiert, denke auch dass eine gewisse Distanz ganz gut ist für die Arbeit, aber ein gewisses Knowhow ist sicherlich auch notwendig. Man hat natürlich viel mit Leuten zu tun, die tief in der Branche drin sind und vielleicht ein wenig anders ticken, daher ist es schon gut sich für das Thema zu interessieren und sich damit auseinanderzusetzen. Genau das habe ich in den bisherigen vier Jahren bei der ART COLOGNE auch so praktiziert. Inzwischen würde ich schon behaupten, dass ich mich ein bisschen auskenne, dieses Wissen ist aber natürlich nicht zu vergleichen mit jenem von den wirklichen Experten der Szene.
KUNST & KÖLN: Was ist die größte Herausforderung während der Vorbereitung der Messe?
Agert: Die größte Herausforderung ist für mich persönlich die, die wichtigsten Journalisten zufrieden zu stellen, weil es natürlich wichtig ist, was in den diversen Medien erscheint. Daher ist der wichtigste Tag auf der Messe selbst der Mittwoch, wenn unter anderem die versammelte Presse am Preview-Tag zugegen ist. Das Ergebnis der Arbeit an diesem Mittwoch erscheint folglich am Samstagmorgen in den Feuilleton-Seiten der Zeitungen. Was schreiben zum Beispiel FAZ, die Welt, die Süddeutsche und der Tagesspiegel? Der Focus hat zum diesjährigen Jubiläum sieben Seiten zur ART COLOGNE veröffentlicht. Dies gar ohne unser Zutun. Das sind dann die Glanzstunden für erfolgreiche Kommunikationsarbeit.
KUNST & KÖLN: Wie ist ihr bisheriger Werdegang? Wie sind Sie Pressesprecher bei der Koelnmesse geworden?
Agert: Ich habe Kommunikations- und Medienwissenschaft und Germanistik studiert (Düsseldorf, Essen). Nach einem halbjährigen Praktikum bei der Popkomm im Bereich Kongressmanagement, einer ehemaligen Fachmesse für Musik und Unterhaltung, fand also schon sehr früh das Thema Messe und Kommunikation sehr spannend. Durch das Stagnieren der Messe-Branche entschied ich mich dann jedoch für ein klassisches PR-Volontariat im Food-Bereich. Rotwein und Schweizer Käse waren da meine Aufgabenbereiche. Anschließend wechselte ich im Rahmen der „Ruhr 2010“ für drei Jahre in den PR-Bereich einer Kulturstiftung im Ruhrgebiet. Dann hatte ich noch nicht ausgelernt, wollte noch mehr machen und wechselte ich in den Agenturbereich. Auf der einen Seite ist Agenturarbeit sehr stressig und speziell, jedoch lernt man sehr viel in kürzester Zeit. Da betreute ich die Metro Holding Group im Kommunikationssektor. Von da wechselte ich dann wieder in die Messebranche. Mein Weg führte also nicht direkt in die Kunst. Welche Messen da in mein Portfolio fielen, war einfach simpler Zufall, die ART COLOGNE habe ich natürlich dennoch priorisiert.
KUNST & KÖLN: Im Fußball hält sich das Sprichwort: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Lässt sich dieser Slogan ohne weiteres auf das Messeleben übertragen? Ist nach der Messe vor der nächsten Messe?
Agert: Definitiv. Auch wenn der Workload im Mai und Juni natürlich vergleichsweise ruhig ist, laufen dann bereits Vorbereitungen für das nächste Jahr. In diesen Monaten stehen dann wichtige Kunstmarkt-Veranstaltungen auf dem Programm, wie beispielsweise die ART BASEL. Ich betreue zudem zwei weitere Messen, bin angestellt bei der Koelnmesse. Da ist zum einen die COLOGNE FINE ART, eine kleinere Kunst-Messe in Köln, die auch Designstücke und Antiquitäten beinhaltet. Zum anderen eine klassische Industrie-Messe, die KIND & JUGEND, samt Kind- und Kleinkindausstellungen. Letztere ist zwischen den beiden Kunstmessen sehr angenehm, nicht zuletzt weil ich jüngst Nachwuchs bekommen habe.
KUNST & KÖLN: Ist die ART COLOGNE von den drei Messen die „Schwerste“?
Agert: Auf jeden Fall. Sowohl was die Kunden, Aussteller und Journalisten angeht, ist die ART COLOGNE die Anspruchsvollste.
KUNST & KÖLN: Der Kölner Stadtanzeiger hat zum Teil ein wenig kritisch über die Messe berichtet. Wie gehen Sie mit Kritik im Allgemeinen um? Trifft Sie Kritik an einer Messe persönlich?
Agert: Wir sind sehr selbstbewusst und wissen, dass wir die Älteste sind, die häufig Pionierarbeit geleistet hat, wovon der ein oder andere auch abgekupfert hat. Dennoch ist nicht weg zu diskutieren, dass eine Messe wie die ART BASEL mit den weltweit führenden Galerien einfach unerreichbar ist. Der Standortvorteil Schweiz ist da nicht zu unterschätzen für den Kunstmarkt. Dennoch wird die ART COLOGNE Jahr für Jahr von der Qualität her immer besser.
Ich würde nicht sagen, dass mich Kritik persönlich trifft, es wurmt mich eher. So mache ich mir Gedanken: Woran lag es? Ist die Kritik gerechtfertigt? Wo liegt der Fehler, wenn die Kritik berechtigt ist?
KUNST & KÖLN: Wie ist denn der Publikumszuspruch bislang in diesem Jahr?
Agert: Im Vergleich zu den zwischenzeitlichen Zahlen des Vorjahres sind wir zuversichtlich, die Besucherzahl aus dem Vorjahr zu übertreffen und schauen schon jetzt auf zwei erfolgreiche erste Tage zurück.
(von Marius Schrammen)