Können Worte Kunst sein?

Sind alle kreativen Werke auch wahre Kunst? In der modernen Kunst ist fast alles erlaubt – ob Gemälde oder Schrift, ob Skulptur oder Licht. Ein Laie und eine Expertin nehmen Stellung zu der Frage, ob Worte für ein Kunstwerk reichen:

Pro: Janine Wixforth, Galerieassistentin

FRAGE: Inwiefern sind Worte für Sie Kunst?

Also ich finde, dass alles Kunst sein kann. Für mich ist Kunst zum Beispiel ein Objekt, das mit Sinn aufgeladen ist und genauso sind Worte Träger von Sinn. Wir haben ja hier auch unser Richard Prince Painting und ich finde, dass man da schön sehen kann, dass Worte einen Sinn übertragen können und eine Wirkung auf den Betrachter haben können. Kunst kann sich alles aneignen und da gibt es auch keine Grenze zwischen Objekten, oder nicht Objekten, die eher abstrakt sind.“


FRAGE: Steht für Sie eher der Inhalt eines Kunstwerkes oder die Gestaltungsweise im Vordergrund?

Ich finde das ist schwierig zu beantworten, was da im Vordergrund steht. Es kommt immer darauf an, wo der Künstler mehr Wert drauflegt. Manche Künstler legen wesentlich mehr Wert auf das Objekt, andere aber auf das Konzept oder die Geschichte hinter dem Kunstwerk. Es gibt ja auch das ganz bekannte Werk von Duchamp, bei welchem er einfach eine Toilette nimmt und daraus Kunst macht.“

FRAGE: Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Nichtkunst?

Da muss jeder seine eigene Grenze ziehen, weil ich glaube, es gibt keine Wahrheit in der Kunst. Man kann nicht sagen, das ist jetzt Kunst und das ist nicht Kunst. Und die Kunstwelt funktioniert nun mal so, dass Künstler einen bestimmten Status erhalten in der Kunstwelt, wenn viele wichtige Menschen diesen Künstler fördern. Dadurch bekommt auch seine Kunst einen ganz anderen Wert. Genau wie in der Modewelt, gibt es auch in der Kunstwelt Trends, wo im einen Jahrzehnt etwas völlig anderes gut ankommt, als in einem anderen Jahrzehnt. Das hat auch immer etwas damit zu tun, was der Zeitgeist ist und, ob der Künstler diesen trifft. Ich finde es aber wichtig, dass man das auch immer wieder in Frage stellt, bei jedem Kunstwerk.
Es gibt keine bestimmten Kriterien für Kunst. Für mich persönlich ist es immer wichtig, dass ein Kunstwerk etwas Neues zum kunsthistorischen Kontext beizutragen hat oder etwas Spezielles – einen Wiedererkennungswert. Da hat aber jeder seine eigene subjektive Meinung zu.


 

Contra: Lukas C., Key-Account-Manager Vertrieb

FRAGE: Inwiefern sind Worte für Sie Kunst?

Für mich persönlich sind Worte keine Kunst. Ich bin zwar absoluter Kunst-Anfänger, aber ich finde, dass Kunst traditionell aus Bildern und Skulpturen besteht. Ein Gemälde hänge ich mir gerne ins Wohnzimmer. Worte gehören in Bücher und sind in dem Sinne eher literarische Kunst. Wenn ich mich auf der ART COLOGNE so umsehe, bin ich wahrscheinlich allein mit meiner Meinung. Meine Freundin und ich haben schon mehrere Schriftzüge entdeckt. Ich bin zwar noch nicht so alt, aber ich stehe trotzdem mehr auf die herkömmliche Kunst – einen Picasso oder so.“

FRAGE: Steht für Sie eher der Inhalt eines Kunstwerkes oder die Gestaltungsweise im Vordergrund?

Definitiv die Gestaltungsweise. Teilweise sind die Worte und Schriftzüge durch Lichter ganz cool in Szene gesetzt, aber dann bewundere ich eben die Lichter oder Farben und nicht die Worte selbst. Die Worte lassen sich vielleicht unterschiedlich interpretieren oder setzen ein bestimmtes Statement, aber eben erst auf den zweiten oder dritten Blick. Zuerst kommt das Visuelle, dann was eventuell dahinter steckt.“

FRAGE: Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Nichtkunst?

Ich finde die Grenze ist ziemlich willkürlich. Habe ich einen bekannten Namen? Gefällt anderen Leuten mein Bild? Und vor allem WEM gefällt mein Bild? Wenn ich irgendwas auf Papier bringe oder meinetwegen auf Leinwand und es gefällt zufällig einem Galeristen oder Kunstkenner, bin ich ein toller Künstler. Egal wie skurril oder abstrakt das Bild ist. Treffe ich nicht den Geschmack der richtigen Leute, bin ich nur irgendein Mann der zum Zeitvertreib etwas auf Papier kritzelt.“

[tribulant_slideshow gallery_id="27"]

(von Sophie Halbfas-Alterauge und Hanna Valentin)