Gestatten? Das ist Matthias, die Sekretärin des Institutes “This is not a competition.” An ihrem Schreibtisch vermittelt sie Coachingsessions des Institutes. Immer wieder schauen sich Leute aus Neugier beim Institut um und betreten den Gang, der zum Coaching Raum führt. Gewissenhaft achtet sie darauf, dass niemand die laufende 10 Minuten-Session unterbricht, indem sie auf das Schild neben sich verweist: „session in progress. – ask matthias“
Matthias‘ Anmeldeliste füllt sich ständig, die Neugier auf das Unbekannte siegt bei vielen. Und das ist auch gut so, denn der Betrachter wird hier ziemlich schnell Teil eines Gesamtkunstwerkes.
14:43 Uhr. Matthias ruft den nächsten Teilnehmer auf. Gelbe Wände, ein kleiner Tisch mit einer Vase, zwei Stühle. Und Ale Bachlechner, sie leitet das Coaching. Neben ihr ist eine Kamera platziert. „Please take your seat.“
Überforderungszustände provozieren
Diese zugegebenermaßen sehr skurrile Szenerie stammt nicht etwa aus einer neuartigen Therapieform, sondern ist eine Art der Performance Kunst. Sowohl Matthias, als auch Ale gehören zu einer Gruppe von insgesamt sieben Performance-Künstlern der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), die derzeit ihr Projekt „This is not a competition“ im Rahmen der ART COLOGNE zur Schau stellt. Sie performen im fiktionalen Rahmen eines Institutes, in dem sie Leute zu Themen wie Neid, Rivalität, Motivation oder auch Selbstreflektion interviewen. Nimmt man Ale gegenüber Platz, folgt die kurze Anweisung sich vollkommen zu entspannen und die folgenden Fragen so spontan, wie möglich zu beantworten. „What is motivation for you?”; “Is there a thing, such as self-realization?” Die Gespräche zielen am Ende darauf ab, eine veränderte und deutlichere Selbstwahrnehmung der Befragten zu erreichen. „Wenn man leichte Überforderungszustände provoziert, dann kann das zu einer gewissen Entspannung führen. Die Alltagsregeln gelten dann zum Teil nicht mehr, was zu neuen Regeln und einer neuen Umgebung führt, die sehr entspannend wirken kann“ erklärt Ale Bachlechner, die Gründerin des Projekts, in einem Gespräch.
Das Konzept zur Performance ist, laut Ale, während des ganzen Arbeitsprozesses im Kollektiv entstanden. Die Gespräche seien zwar geskripted, aber darüber hinaus würden auch Dinge über den Austausch mit dem Publikum entstehen. Und bei genau diesem Austausch zwischen ihr und dem Publikum, inspiriere sie immer wieder, wenn „in diesen doch sehr begrenzten Begegnungen ein Funke überspringt, oder man ein Thema erwischt, wo jemand sagt: ‚Selbstverwirklichung? Klar, alles steht dir zur Verfügung, du musst es nur machen! The world is there for the taking.‘ Es ist für mich einfach spannend die Meinungen vieler Leute anzuzapfen zu diesen Themen“.
„Kommunikation ist der bestimmende Faktor in meiner Kunst“
Der Hauptaspekt bei „This is not a competition“ liegt eindeutig auf kommunikativer Ebene, sowohl verbal, als auch nonverbal. Diese Form der Kunst ist schon im Herstellungsprozess abhängig von Kommunikation, da sie wie im Fall von „This is not a competition“ häufig im Kollektiv entsteht. Für Ale selbst „ist Kommunikation schon der bestimmende Faktor in dem Werk. Für mich ist diese Art des Kommunizierens am interessantesten, da sie ein bisschen andere Regeln verfolgt als andere. Und dadurch einfach offener ist und mehr Überraschungen ermöglicht.“ Ob es sich um partizipative Kunst, Art Performance oder Live Installation handelt, darauf möchte sich Ale Bachlechner nicht festlegen. „Das Gute ist ja, dass ich es nicht selbst einordnen muss. Ich muss es ja machen und dann müssen sich das andere ein bisschen überlegen wie sie das einordnen wollen.“
(von Sascha Koch und Maximilian Jäger)