Schluss mit dem Kuratoren-Bashing

Intensive Dikussion: Stefanie Kreuzer, Yilmaz Dziewior, Elke Buhr und Gregor Jansen (v.l.n.r.)

Der Kunstmarkt befindet sich in einem ständigen Wandel. Nicht nur durch quasi frische Skandale wie die „#metoo“-Bewegung oder die Kontroverse um die geerbte Nazi-Raubkunst von Cornelius Gurlitt entstehen ständig neue Wertvorstellungen und Ethiken. Diesem Thema widmete sich die erste Diskussion in der „Talks Lounge“ der ART COLOGNE 2018 am Donnerstag-Nachmittag.

Der zentralen Frage der ersten Podiums-Diskussion zu diesem Themenblock, „Was dürfen Kuratoren?“, widmeten sich ab 14 Uhr Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig in Köln, Gregor Jansen, Leiter der Kunsthalle Düsseldorf und Stefanie Kreuzer, Hauptkuratorin des Museums Morsbroich. Moderiert wurde das erste Panel des Tages von Elke Buhr, Chefredakteurin der Kunst-Zeitschrift „Monopol“.

Der „Fall Ruf“

Den Einstieg in die Diskussion bildete der „Fall Ruf“. Im Oktober 2017 trat Beatrix Ruf als künstlerische Leiterin des Stedelijk Museums in Amsterdam zurück, nach dem eine niederländische Zeitung unerlaubte Nebentätigkeiten Rufs aufgedeckt hatte. Yilmaz Dziewior ergriff sofort Partei für Ruf und verteidigte die Kontakte von Kuratoren zu privaten Sammlern. Für ihn seien solche Connections „positiv zu bewerten“. „Paradox“ sei es, dass eine Direktorin, gerade aufgrund dieser Kontakte, als solche eingesetzt werde, es dann aber einen Aufschrei gebe, wenn es den Anschein habe, da liefe etwas falsch. Man dürfe ja, wenn dies so wäre, nicht mehr beim Mittagessen mit befreundeten Sammlern über ihre Sammlungen sprechen, so Dziewior. Seine Meinung: Kuratoren sollten weiterhin Kontakte zu privaten Sammlern pflegen.

Transparenz gefordert

Gregor Jansen stimmte den Ausführungen seines Vorredners zu. Man müsse Kontakte haben und darüber auch Gelder generieren können. Kuratoren seien Teil des Kunstsystems und deswegen zwangsweise auf engen Kontakt mit Künstlern, Sammlern und Galeristen angewiesen. Dieses Konstrukt ließe sich nicht auflösen, so Jansen. Wichtig sei dabei die Transparenz. „Es muss offen gelebt werden, es muss klar sein, wo bestimmte Gelder und Förderungen herkommen“, so Jansen. Besonders kritisch sieht er daher im Fall Ruf, die hohen Summen, die die damalige Museumsleiterin von einem Sammler bekam, dessen Exemplare sie ausgestellt hatte.

Auch Stefanie Kreuzer verweist in ihrem Plädoyer auf die Notwendigkeit von Museen, Geldmittel „einzuwerben“. Wichtig sei es aber trotzdem, eine „gewisse Unabhängigkeit“ zu behalten. Man könne diese Geldmittel nur dann einwerben, wenn der eigene Etat groß genug sei.

Es ist ein Netzwerk

Fazit der rund einstündigen Debatte: Den Kuratoren ist es nicht anzulasten, wenn sie intensiven Kontakt mit Sammlern und Künstlern pflegen. „Bald kommt hoffentlich das Ende der Kuratoren-Schelte“, sagte Georg Jansen zum Abschluss. Es komme auf die Verhältnismäßigkeiten an. Ganz ohne Kontakte kommt eben auch die Kunstwelt als schwer aufzubrechendes Netzwerk nicht aus.

Lukas Dilsen