Das ist keine Kunst, sondern das Fundstück „American Cheesecake“ einer Besucherin der ART COLOGNE.
Kunst ist nicht immer offensichtlich. Manchmal findet man sie sogar am Strand oder im Mülleimer. Oft passiert es aber auch, dass man direkt davor steht, aber nicht auf den ersten Blick erkennt, was da eigentlich vor einem steht und warum gerade das jetzt als Kunst bezeichnet werden sollte.
Das berühmteste Beispiel der oben angeführten Frage ist vermutlich die „Fettecke“ von Joseph Beuys. Dieser brachte 1982 etwa fünf Kilogramm Butter an einer Wand der Düsseldorfer Kunstakademie an. Das Werk bestand bis 1986 ehe der Hausmeister der Einrichtung bei einer Gebäudereinigung die Fettecke entfernte und das Kunstwerk zunichte machte. Er hatte schlichtweg nicht erkannt, dass es sich bei der mittlerweile ranzigen Butter um das Werk eines Künstlers handelte.
Hier werden vier Kunstwerke der ART COLOGNE vorgestellt, die vielleicht nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind.
„The silence of the whale“
Vorgefunden: Der Wal
„The silence of the whale“ von Lutz Bacher, ausgestellt von der Galerie Buchholz die in Köln, Berlin und New York zu finden ist. Das Kunstwerk besteht aus einem in zwei Teile gebrochenen , sichtlich gealtertem und rostigem Anker. Bemerkenswert ist, dass dieses Exponat nicht vom Künstler gemacht wurde, sondern so wie es ist, vorgefunden wurde. Eine in den 60er Jahren entstandene Tradition der Kunstwelt, die bis heute Bestand hat.
„When he was 20 he had an infatuation with Barbara Gladstone but he swore it was not sexual in nature!“
Verschmolzen: Unsexuell
„When he was 20 he had an infatuation with Barbara Gladstone but he swore it was not sexual in nature!“ Von Dale Frank, ausgestellt von der Neon Parc Galerie aus Melbourne. Auf den ersten Blick sieht dieses Bildnis aus wie ein zusammengeschmolzener Haufen Plastik. Und das ist es im Grunde auch, doch es steckt mehr dahinter. Der Künstler gilt als sehr experimentierfreudig und arbeitet gerne mit äußerst ungewöhnlichen und für die Kunst abstrakten Materialien, beispielsweise Blut. Das vorliegende Exponat dient in Verbindung mit seinem Titel entweder als Verarbeitung einer Lebenserfahrung, oder ist einfach nur frei erfunden und ein Produkt des kreativen Wahnsinns seines Erschaffers.
„FOCUS #2 (pussy padding)“
Aufgenommen: Verrenkt
„FOCUS #2 (pussy padding)“ von Anna Uddenberg, ausgestellt von der Galerie Krupa-Tuskany-Zeidler aus Berlin. Das Werk besteht aus zwei Statuen, die seltsam verrenkt dastehen. Beide sind handgemacht, tragen chaotisch aussehende Kleidung.Eine hält einen Selfie-Stick in der Hand. Die schwedische Künstlerin kritisiert hiermit Frauen, die sich ständig verrenken, um den neusten Trends zu folgen und eine verquere Selbstdarstellung von sich selbst erzeugen möchten.
„Dan Okay“
Verschweißt: Befreiung
„Dan Okay“ von Melvin Edwards, ebenfalls ausgestellt von der Galerie Buchholz. Auch dieses Werk ist auf den ersten Blick nichts Besonderes: Eine Kette, ein Vorhängeschloss und einige Metallteile, die scheinbar wahllos zusammengeschweißt wurden. Für Melvin Edwards, einen afroamerikanischen Künstler, allerdings ein wichtiges Symbol der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre. Das Werk steht für die Befreiung von Vorurteilen, Benachteiligung und Diskriminierung und besitzt damit auch in der heutigen Zeit noch eine große Relevanz.
Vermittelt: Kunst
Egal also ob rostiger Anker, scheinbar wahllos zusammengeschmolzenes Plastik oder sogar ranzige Butter: Die einfachsten Dinge sind Kunstwerke, solange sie eine Bedeutung bekommen.
Lukas Dilsen