Kölns Geschichte ist fast 2000 Jahre alt. Damals ernannte der römische Kaiser Claudius das heutige Köln zur Stadt unter dem Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Das älteste Relikt aus dieser Zeit ist zugleich das bekannteste Wahrzeichen der Stadt: der Kölner Dom. Seit über 1200 Jahren steht die gotische Kirche fast unverändert im linksrheinischen Herzen von Köln, während die Stadt drum herum stetig wächst und sich verändert.
Die Veedelskultur gehört mittlerweile genauso zu Köln, wie der Dom, das Kölsch oder der Karneval. Als „Veedel“ bezeichnet der Kölner liebevoll den Stadtteil, in dem er zu Hause ist. In Köln gibt es insgesamt 86 Veedel und daneben noch einige inoffizielle Veedel, die nicht amtlich erfasst sind. Dazu zählen urkölsche Veedel, wie der Eigelstein, das Studententviertel „Kwartier Latäng“ oder auch das „Belgische Viertel“ in der Neustadt-Nord. Und was macht ein Veedel nun zu einem Veedel? Hier findet der Kölner im Allgemeinen alles, was er zum Leben braucht: die Stammkneipe an der Ecke, das Büdchen, einen größeren Platz zum Plaudern, den Supermarkt, den Bäcker und das Café. Im Veedel spielt sich das Leben ab und dementsprechend fühlt sich der Kölner seinem Stadtteil ganz besonders verbunden. Und trotz der Allgemeingültigkeit dieser Formel für alle Veedel, hat doch jeder Bezirk seine eigenen Besonderheiten zu bieten.
Kölsche Veedel – Für jeden Geschmack was dabei
Die Altstadt zum Fuße des Doms ist bekannt für ihre Fülle an historischen Schauplätzen, wie dem Heinzelmännchen-Brunnen, dem alten Rathaus oder dem Hänneschen-Theater am Eisenmarkt. Das Motto des Puppenspiels bietet ein Gefühl für die Tradition: „Bei uns im Hänneschen Theater lävt et Hätz vun Kölle sik 1802.“ Man kann darüber hinaus durch die Gassen der Altstadt schlendern, die Brauhäuser auf dem Alter Markt besuchen oder an der Rheinpromenade die Sonne genießen. Die traditionsreiche Geschichte der Altstadt spiegelt sich auch in den Anwohnern wider. Wer sich im Brauhaus Zims umsieht, trifft dort auf zahlreiche Männerstammtische, die sich dort auf ein Feierabendkölsch treffen. Opa Jupp ist die Verkörperung des typischen Altstadtbewohners.
Absolutes Kontrastprogramm dazu bietet Ehrenfeld. Das hippe und multikulturelle Veedel ist gezeichnet von Streetart, Technoclubs und orientalischen Fressbuden. Ein Handy- und Klamottenladen reiht sich an den nächsten, aber auch originelle Trends wie Unverpackt-Läden oder „Zahl was es dir wert ist“-Supermärkte finden hier einen Platz. Auf dem Heliosgelände, einem ehemaligen Industriegrundstück, finden regelmäßig Veranstaltungen und Festivals rund um Musik, Lifestyle oder Streetfood statt. Der typische Ehrenfelder wohnt in einer Fünfer-WG, hat vielleicht einen Migrationshintergrund und jobbt im Sneaker-Store gegenüber.
Wer dem Großstadttrubel lieber ein wenig entgehen will, der ist in Sülz, Klettenberg und Zollstock besser aufgehoben. Die benachbarten Stadtteile im Kölner Süd-Westen sind besonders bei jungen Familien beliebt. Mit dem zweithöchsten Anteil an Grünflächen in Köln ist Sülz das perfekte Veedel für Naturliebhaber. Zollstock besticht vor allem mit seiner Dichte an urigen Geschäften. Hier findet man von einer Wollhändlerin, über Juweliere bis hin zu einem Pfeifengeschäft noch originelle Läden, die im Einzelhandel leider nach und nach aussterben. In Sülz bieten sich einem zahlreiche Möglichkeiten einen gesunden Lebensstil zu verfolgen. Hier wimmelt es nur so von Bioläden und Yoga-Studios. Auf den Straßen dominieren Fahrräder und E-Scooter. Die typische Sülzerin spaziert gerne mit Kinderwagen und Hund durch den Beethovenpark und trinkt dabei ihren Latte Macchiato aus einem biologisch abbaubaren ToGo-Becher.
Und dann wäre da natürlich noch die „Schäl Sick“. Als Schäl Sick betitelt der linksrheinisch wohnende Kölner die rechte Seite des Rheins abfällig als „die falsche Seite“. Hier befinden sich Veedel wie Deutz, Mülheim, Kalk oder Porz. Dabei trugen die rechtsrheinischen, industriestarken Bezirke, darunter auch Kalk und Mülheim, damals ganz wesentlich zum Wohlstand Kölns bei. Aber der Kölner wäre kein Kölner, wenn er nicht auch diesem Umstand etwas Gutes abgewinnen würde. Und so ist die Bezeichnung der Schäl Sick für die Bewohner der rechten Rheinseite eher ein Ehrentitel. Das Leben im rechtsrheinischen Köln, fernab des Stadtzentrums, gestaltet sich ruhig und gemütlich. Stereotypisch für die Schäl Sick ist die Familie mit drei Kindern, die gerne im Garten spielen, während Mutti das Abendessen für die Familie zubereitet und Vati die Schlagzeilen des Tages vorliest. Am Wochenende machen sie gerne einen Ausflug ins Bergische oder einen Spaziergang durch den Königsforst mit anschließendem Biergartenbesuch.
Kölsches Grundgesetz – Eine Formel zum Glücklichsein
Das Geheimnis für das gelassene Zusammenleben ist in Köln sogar in Form eines kölschen Grundgesetzes verankert. Das inoffizielle Gesetz umfasst elf Artikel und bietet eine Formel zum Glücklichsein. Die ersten drei Artikel „Et es wie et es!“, „Et kütt wie et kütt!“ und „Et hätt noch immer jot jejange!“ stehen grundsätzlich exemplarisch für die rheinländische Gelassenheit und Sorglosigkeit. Die Kölner bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Artikel vier bis sieben, wie zum Beispiel „Wat fott es, es fott!“ oder „Wat wellste maache!“, unterstreichen die Grundeinstellung der Kölner, dass man manchen Dingen einfach seinen Lauf lassen muss und nicht alles steuern kann. Wichtig sind außerdem Artikel zehn und elf: „Drinkste ene met?“ und „Do laachste dich kapott!“ verkörpern die Offenheit und Heiterkeit der Rheinländer in jeder Lebenslage.
Doch wo man die Liebe der Kölner zu ihrer Stadt am deutlichsten spürt, ist in der Musik. Und so ist es auch keine große Überraschung, dass die Karnevalsband Black Fööss dem Veedel eine eigene Hymne gewidmet hat:
Wat och passeet, dat eine es doch klor. Et Schönste, wat m’r han, schon all die lange Johr, es unser Veedel, denn he hält m’r zosamme ejal, wat och passeet, en uns’rem Veedel.