Brüste, Fallussymbole und Körperteile aus allen möglichen Blickwinkeln – auf dem Weg durch die ART COLOGNE 2017 könnte man meinen, dass die menschliche Nacktheit in der Kunst sowohl oft, als auch gerne dargestellt wird. Ob als persönliches Statement, als Interpretation von Geschlechterrollen, oder aus purer Ästhetik, die menschliche Nacktheit scheint eine zentrale Rolle in einigen Kunstwerken der diesjährigen ART COLOGNE zu spielen.
„Die Nacktheit ist in der Kunst etwas ganz normales“ sagt Uta Grosenick vom Distanz Verlag in Berlin. Sie findet, dass die Nacktheit zum Menschen gehört und somit ebenfalls zur Kunstgeschichte. Es ist eine einfache Gleichung: die Kunst beschäftigt sich mit Menschen, und Nacktheit gehört nun einmal unweigerlich zum Menschen dazu. „Der Mensch ist nackt und er kann auch nackt dargestellt werden.“
Nacktheit damals und heute
Die Darstellung nackter Menschen gibt es in der Kunst bereits seit der Antike, allerdings wurde zu der Zeit noch die ideale Nacktheit dargestellt, idealisierende Verkörperungen von Menschen, die Jugend und Schönheit ausstrahlen. Dass sich die Darstellungen von Nacktheit in der modernen Kunst deutlich von der idealen Nacktheit aus der Antike entfernt zu haben scheinen, zeigen auch die Kunstwerke aus der Reihe „Masks – Painting needs to hurt“ der bulgarischen Künstlerin Oda Jaune, welche auf der ART COLOGNE von dem Distanz Verlag ausgestellt werden.
Die Witwe des verstorbenen Künstlers Jörg Immendorf, die bei manchen als die schönste Malerin des Kunstbetriebs gilt, beschreibt in ihrer Welt den menschlichen Körper oftmals verstümmelt und verkrüppelt, ein krasser Gegensatz zu der idealen Nacktheit aus der Antike.
Nacktheit in Oda Jaunes Kunst
In ihrer Kunst verarbeitet und vereint sie unterschiedliche Eindrücke und Gefühle aus dem Alltag . „Sie hat Fantasien, Vorstellungen, Obsessionen und Ängste, die unter anderem mit dem Thema Sexualität und somit auch Nacktheit zu tun haben“, so Uta Grosenick. Sexualität und Nacktheit gehören folglich in ihrer Kunst zusammen, jedoch ist diese Nacktheit nicht auch automatisch erotisch, sondern beschreibt Erlebnisse, tiefe Ängste und geheime Wünsche. Oda Jaune selbst sagte in einem ARTE Interview im Jahr 2010, sie beschreibe durch ihre Darstellung des Äußeren eigentlich das Innere des Menschen.
Wie ein Künstler letztlich mit der Nacktheit umgeht, und wie er diese interpretiert, ist immer abhängig von seiner persönlichen Sichtweise. Es gibt, wie in der Kunst so häufig, keine Verallgemeinerungen, ob und mit welcher Intention Künstler Nacktheit darstellen. Was ideal ist und was nicht entscheidet somit jeder für sich selbst.
Weitere Eindrücke zum Thema Nacktheit auf der ART COLOGNE:
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Die Kunstwerke von Oda Jaune sind beim Distanz Verlag im Neumarkt 11.3, B 54 zu finden.
(von Diane Schoeneck)