Die Kunst, Kunst zu studieren

Über Kunst lässt sich wahrlich viel erzählen und genau so viel streiten. Oft steht die Frage im Raum, ob man erlernen kann, Kunst zu verstehen. Wenn ja,  stellt sich die Frage, ob ein jeder das kann. Es gibt viele Antworten auf diese Fragen und genauso viele verschiedene Meinungen. Eins steht allerdings fest: Man kann Kunst studieren – an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Ein junger Mann, der dies seit nunmehr sechs Jahren macht, ist Alexander Forre. Auf der ART COLOGNE stand er Rede und Antwort und bot einen Einblick in die Gedankenwelt eines kreativen Freigeists, dem es in erster Linie um seine Selbstverwirklichung geht.

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Kunststudent Alexander Forre stand Robin Welsch Rede und Antwort

KUNST & KÖLN: Was kann man denn an deiner Hochschule studieren und was machst du genau?

Alexander: Ich studiere an der Kunsthochschule für Medien Mediale Künste im Installations-, Performing- und Photographiebereich. Ansonsten gibt es aber auch viele andere Sachen. Animation und Film beispielsweise. Das Studium hier ist gegliedert in vier Bereiche: Film, Kunst, Wissenschaften und Exmedia, also experimentelle Medien.

KUNST & KÖLN: Was versteht man denn unter experimentellen Medien?

Alexander:  Zum Beispiel Steuerung und Programmierung von Computern, aber auch der Umgang mit Raum, beispielsweise mit 3D-Druckern. Das ist vor allem was für Mediendesigner, die bereits eine Ausbildung in die Richtung gemacht haben.

KUNST & KÖLN: Mit welchem Ziel studierst Du? Möchtest du eher freier Künstler sein oder für kommerzielle Unternehmen arbeiten, beispielsweise als Designer?

Alexander: Also ich komme ja aus dem Medienbereich, bin gelernter Mediengestalter Bild und Ton. Ich habe sieben Jahre beim Fernsehen gearbeitet, da möchte ich definitiv aber nicht mehr arbeiten. Das ist mir zu unmenschlich. Du wirst da einfach nur verschlissen. Das erfüllt einen nicht. Man ist ziemlich meinungsgebunden. Wenn du jetzt in der Werbung bist, dann bist du zwar schon auf einem High-End-Level kreativ gefragt, aber hast halt trotzdem ziemlichen Druck von der Seite des Auftragsgeber. Ich genieße einfach die Freiheit, die mir meine Projekte und meine Uni geben.

KUNST & KÖLN: Wie sehen denn diese Projekte aus? Arbeitest Du neben dem Studium?

Alexander: Ich bin nebenbei selbstständig. Einerseits als Künstler aber ich mache auch noch andere Jobs. Anfangs noch als Mediengestalter fürs Fernsehen, aber mittlerweile nicht mehr. Ich hatte außerdem das Glück, dass ich ein Stipendium bekommen habe von der Studiumstiftung des Deutschen Volkes. Das Ziel ist halt meinen Workflow dahin gehend zu verbessern, dass ich von der freien Kunst leben könnte.

KUNST & KÖLN: Was erschaffst Du als Künstler? Malst Du Bilder oder wie kann man sich das vorstellen?

Alexander: Im Grunde bin ich Erfinder von Ideen, die man dann auch umsetzt. Auf Vimeo sieht man beispielsweise ein paar meiner Kurzfilme . Hier auf der Ausstellung steht außerdem meine Vier-Kanal-Videoinstallation, bei der ich als Künstler auch selbst zur Performance gehöre. Während der Ausstellungseröffnung stehe ich im Kubus. Da stand ich halt achteinhalb Stunden drin. Das Ganze ist quasi der Versuch, sich als Künstler unsichtbar zu machen. Der Künstler ist eben anwesend, aber nicht sichtbar. Die Besucher, die auf dem Bildschirm selbst angezeigt werden, werden somit zum Teil der Arbeit. Und das ganze wiederholt sich dann immer und immer wieder über den Tag.

KUNST & KÖLN: Was möchtest Du denn mit diesem Kunstwerk aussagen?

Alexander: Im Grunde genommen spreche ich damit diesen Überfluss an, in dem wir leben. Man guckt sich halt immer alles an, aber kann einfach nicht alles erleben. Allein schon die vier Screens: Du wirst gehindert und kannst nie alles auf einmal sehen. Du gehst rum um die Screens, um dir einen der Screens genauer anzusehen und bekommst das Gefühl etwas zu verpassen. Dieses Gefühl etwas zu verpassen thematisiere ich damit, aber auch die Frage nach der Anwesenheit des Künstlers.

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Alexander demonstriert die Performance seines Werkes

KUNST & KÖLN: Und wird so etwas auch gekauft?

Alexander:Ja, also im Video-Bereich ist es schon sehr schwer, etwas zu verkaufen. Da musst Du dir schon wirklich einen Namen machen.

KUNST & KÖLN: Aber das Verkaufen steht scheinbar auch gar nicht im Vordergrund bei dieser Arbeit, oder?

Alexander:Ja, also es geht erst mal darum, meine Gedanken selbst zu verwirklichen und dass ich meine Idee soweit umsetze, wie ich es mir gedacht habe. Während des Prozesses dreht sich das Ganze dann manchmal sogar um 180 Grad.

KUNST & KÖLN: Zu guter Letzt noch eine Frage, die hoffentlich nicht unverschämt rüberkommt. Kannst Du es nachvollziehen, wenn Menschen bei bestimmten „Kunstwerken“ überhaupt nicht verstehen können, warum diese Kunst sein sollen? Hier auf der ART COLOGNE gibt es ja doch einige sehr ausgefallene Sachen, von denen die Laien sagen: „Das soll Kunst sein?“

Alexander: Auf jeden Fall muss man sich auf Kunst einlassen, um sie zu verstehen. Nur wenn man sie verstehen will, kann man sie auch verstehen. Aber natürlich gibt es auch verschiedene Interessen. Jeder hat eine andere Wahrnehmung und Herangehensweise. Da bleibt jedem selber eine eigene Möglichkeit, sich mit der Kunst zu beschäftigen. Solange man sich auf Kunst einlässt, erreicht man auch eine gewisse Tiefe.

(von Robin Welsch)